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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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zwang sich zu einem Lächeln, das leider nicht so fröhlich ausfiel, wie beabsichtigt.
         Amy merkte jedoch nichts davon.  
         „Oh ja!“, entgegnete sie stattdessen und nach einem kurzen Blick zu William wandte sie sich wieder an Jamie. „Jamie, können wir William fragen, ob er mit uns nach Hause kommen will?“, fragte sie und ihre Worte trafen ihn mitten in die Magengrube.
         Er hatte es bisher vermieden sie über das, was mit ihrem Bruder geschehen sollte, aufzuklären. Es hätte keinen Sinn gehabt, es ihr so früh zu erzählen, außerdem war es keine angenehme Aufgabe und Jamie hatte sie möglichst weit von sich geschoben. Seine eigenen Gefühle hatten ihn bereits zur Genüge beschäftigt. Doch nun blieb ihm keine Wahl, sie fragte ihn geradeheraus und er wollte sie nicht belügen, ganz gleich wie sehr es schmerzte, die Wahrheit auszusprechen. So wandte er sich an das kleine Mädchen in seinem Arm, und auch wenn ihre so hoffnungsvoll zu ihm aufblickenden Augen es ihm nicht einfacher machten, zwang er sich ihr zu antworten.
         „Nein, Amy“, begann er und schluckte schwer. „Dein Bruder kommt nicht mit uns nach Hause. Er geht heute dorthin, wo deine Mama und dein Papa schon hingegangen sind.“
         Eine nachdenkliche Miene breitete sich auf dem kleinen Gesicht aus.
         „Meinst du, er wird wie sie ein Engel?“, fragte sie und Jamie biss die Zähne zusammen.
         Sein Blick wanderte zu William, verweilte dort ein paar Augenblicke, eh er sich wieder Amy zuwandte.  
         „Ja, mein Schatz, William wird heute ein Engel“, flüsterte er mühsam und das Leuchten schwand aus Amys Augen, auch wenn ihr die volle Bedeutung von Jamies Worten noch nicht ganz klar zu sein schien.
         Doch das wurde sie bald und die Erkenntnis kam begleitet von Tränen, die die kindlichen Augen füllten. Jamie brach es das Herz, ihre Traurigkeit zu sehen, doch lange musste er dies auch nicht, denn noch eh die erste Träne Amys Wange hinunterkullerte, ließen ihn die Schreie in seiner unmittelbaren Nähe aufmerken.
         „Mörder!“, schrie eine Frau irgendwo in der Menge neben ihm.
         „Hängen sollst du, du Hurensohn!“, kam von einem Mann auf der gegenüberliegenden Seite und Jamie wirbelte herum.
         Er achtete nicht auf die Ausrufe, er wusste, dass es Wentworth gewesen war, der die falschen Anklagen vorgebracht hatte, stattdessen stellte er mit weit aufgerissenen Augen fest, wie nahe William inzwischen an ihn herangekommen war. Nur noch wenige Schritte trennten sie voneinander und ohne zu zögern, riss Jamie sich aus der ihn umringenden Gruppe los und lief auf seinen Freund zu.
         Die Wachen waren von der Aktion vollauf überrumpelt und schafften es nicht, sich Jamie rechtzeitig in den Weg zu stellen. Und nun da er bei William angekommen war, konnten sie sich ebenfalls nicht gleich um ihn kümmern, dafür hatten sie zu viel damit zu tun, die aufgebrachte Menge zurückzuhalten. Die hielt Jamie nämlich für einen von ihnen, dachte, er wäre zu dem Gefangenen geeilt, um ihn aus nächster Nähe zu drangsalieren und alle Umstehenden wollten ihm gerne nacheifern. Sie feuerten ihn an, versuchten ihm zu folgen und die vier berittenen Soldaten hatten deutlich Mühe die Leute daran zu hindern.
         Dies verschaffte Jamie zwar Zeit, doch er wusste, wie schnell diese um sein würde, so vertrödelte er nicht eine Sekunde. Unmittelbar vor William blieb er stehen und mit Amy auf dem Arm fielen sie ihm um den Hals und drückten ihn, so gut es ging, an sich.
         Doch die Wachen waren nicht die Einzigen, die Jamie überrumpelt hatte. Auch William wusste zunächst nicht recht, was um ihn herum geschah. Er hatte seinen Blick bis eben auf den Boden gerichtet, hatte die lärmende Menge um sich herum, so gut es ging, ausgeblendet und seine ganze Aufmerksamkeit auf den Weg vor ihm gerichtet, bis er plötzlich am Weitergehen gehindert wurde. Zunächst war jemand vor ihn getreten und noch eh er seinen Blick heben und zu sich kommen konnte, war er ihm schon um den Hals gefallen. Nun sah er lediglich zwei blonde Schöpfe links und rechts von seinem Gesicht, die ihm irgendwie bekannt vorkamen, doch woher nur?  
         Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag, noch eh die beiden sich vollständig von ihm gelöst und ihm ihre Gesichter offenbart hatten.  
         „Jamie!“, stieß er hervor und sein noch unversehrtes Bein versagte ihm plötzlich den

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