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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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direkt zum Marktplatz aufgebrochen, während Billy sich auf die Suche nach ihnen gemacht hatte.
         „Ihr bleibt am besten hier“, hörte sie ihren Vater nun an sie, ihre Mutter, Malcolm und Andrew gewandt sagen und Kate bemerkte den konzentrierten Ausdruck auf seinem Gesicht, der zumindest im Augenblick diesen todunglücklichen vertrieb. Dann teilte Marcus seine Männer in zwei Gruppen ein und sie machten sich auf, die Menge nach Jamie zu durchsuchen.
         Kate sah ihnen noch einen Augenblick nach, dann wandte sie sich um und ihr Blick fiel unwillkürlich auf das Podest, das hier gestern Nachmittag bereits errichtet worden war.
         Es war etwa zwanzig Fuß lang, halb so breit und reichte ihr bis zum Kinn. In der Mitte der linken Hälfte war ein Holzpfahl aufgestellt worden, an dessen oberem Ende ein Hacken befestigt war. Rechts stand der Galgen und wie in Trance ließ Kate sowohl ihre Mutter als auch die beiden jungen Männer, die bei ihnen geblieben waren und sich nun leise unterhielten, stehen und trat einige Schritte darauf zu. Eine Windböe peitschte in ihr Gesicht, riss an ihrem Mantel und ihrem Kleid, doch sie nahm sie nicht wahr. Stattdessen starrte sie nur unentwegt zu dem Galgen hinauf und erst eine Bewegung zu ihrer Rechten und die Stimme eines kleinen Mädchens, die aus derselben Richtung an ihr Ohr drang, rissen sie aus ihrer Lethargie.
         Ihr Herz klopfte plötzlich schneller, eine freudige Aufregung ließ sie ihren Kummer für einen Augenblick vergessen, und als sie sich schließlich umwandte, sah sie ihre Vermutung bestätigt. Er stand tatsächlich nur wenige Schritte von ihr entfernt und hielt ein kleines Mädchen auf dem Arm, und obwohl Kate sich sicher war, dass er es war, sprach sie seinen Namen als Frage aus.
         „Jamie?“, sagte sie und ein strahlendes Lächeln erhellte ihr Gesicht, als er sich zu ihr umwandte.
         Da war er also, der Mann, den sie zwar noch nie gesehen hatte, den sie jedoch wahrscheinlich besser kannte, als die meisten Menschen, denn William hatte ihr alles von ihm erzählt. Angefangen bei seinem Aussehen, das er, wie Kate nun feststellte, sehr treffend beschrieben hatte, bis zu allem, was sie gemeinsam erlebt hatten und Kate erinnerte sich nun daran, wie häufig sie William gegenüber ihr Bedauern darüber ausgedrückt hatte, ihn nicht einmal treffen zu können. Nun war er aber da, und obwohl sie ihn hier und heute zum ersten Mal sah, war er alles andere als ein Fremder für sie, vielmehr hatte sie das Gefühl, ihn seit Ewigkeiten zu kennen. Ihr war, als würde sie einen alten Freund wiedersehen und so verhielt sie sich auch. Noch immer lächelnd trat sie auf ihn zu und streckte ihm die Arme entgegen.
         „Oh, Jamie, es ist so schön, dass ...“, begann sie, doch ihre Worte erstarben plötzlich.
         Sie hielt inne und senkte ihre Arme, während sich ihr Lächeln unwillkürlich in ein trauriges und verunsichertes verwandelte.
         Er war keinen Schritt zurückgetreten, doch er war eindeutig vor ihr zurückgewichen und der Ausdruck in seinen Augen schwankte zwischen Wut und Trauer. Kate verstand zunächst nicht, sah ihn fragend an, doch je länger Jamie sie so ansah, desto klarer wurde ihr, was er ihr damit sagen wollte.
         Er gab ihnen die Schuld, ging ihr mit einem Mal auf. Für ihn waren sie verantwortlich dafür, dass William heute sterben musste und so sehr sie dieser Vorwurf schmerzte, konnte sie seine Haltung ein wenig verstehen. Wahrscheinlich würde sie an seiner Stelle auch so denken, dachte sie und kam sich plötzlich unglaublich dumm vor. Sie war so naiv gewesen, hatte nichts anderes in Erwägung gezogen, als dass er sich gleichermaßen über ein Treffen mit ihr freuen würde, dabei hätte sie seine Reaktion doch voraussehen können. Er kannte sie überhaupt nicht, wusste nichts von ihr, für ihn war sie nur eine von diesen Leuten, die seinen Freund von ihm fortgezerrt hatten und nicht verhindert hatten, dass er heute hier sterben musste.
         Der Kloß in ihrem Hals wurde immer dicker, sie schluckte schwer, senkte den Blick und nickte. Dann sah sie noch einmal bedauernd zu ihm auf, und als sie spürte, dass sie die heißen Tränen nicht mehr lange würde zurückhalten können, drehte sie sich weg und kehrte an ihren Platz zurück.
        
         Jamie sah ihr nach, sah, wie ihr zierlicher Körper unter ihren Tränen erbebte und biss die Zähne zusammen. Er musste kein Mitleid mit ihr

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