Abschied nehmen
findest du sie, sie ist mit Marcus hier. Ich würde mir wünschen, dass ihr euch kennenlernt!“
Williams Blick hatte wieder diesen verzweifelten Ausdruck angenommen und Jamie lächelte ihn sanft und so beruhigend wie möglich an.
„Keine Sorge, mein Freund, das habe ich bereits. Wir sind gemeinsam hier“, erwiderte er, deutete hinter sich zu den Maccallums und Williams Augen weiteten sich leicht, als er Kate entdeckte. Das Schlucken fiel ihm plötzlich wieder schwerer, sein Herz begann schneller zu schlagen und mit einem Mal gab es nur noch sie.
Ihr Gesicht war gerötet, Tränen benetzten ihre Wangen, und als ihr Blick dem seinen begegnete, verzog sie schmerzlich das Gesicht. Dann entfernte sie die Hände, mit denen sie ihren Mund bedeckt hatte, und hauchte ihm einen Kuss zu.
„Ich liebe dich“, hauchte er stumm zurück, seine Finger kribbelten, so stark war sein Verlangen, sie zu berühren. Doch statt ihre weiche Haut zu spüren, durchfuhr seine Handgelenke nun ein scharfer Schmerz, als einer der Soldaten jäh daran zog.
„Steh auf und beweg dich!“, schnauzte der Rotrock. „Und ihr verschwindet auf der Stelle, oder wollt ihr mit an den Galgen?“
Widerwillig löste William seinen Blick von Kate und sah seinen Freund an, der hasserfüllt zu dem Soldaten hinaufblickte. Er kannte die Gelüste, die nun Jamies Gedanken durchstreiften. Er teilte sie mit ihm und mit seinen Freunden, die wenige Meter von ihnen entfernt standen. Doch er war froh, als Jamie diese nun hinten anstellte und ihm seine Aufmerksamkeit zuwandte. Amy hatte wieder laut zu weinen begonnen, die Männer jagten ihr Angst ein, doch sie verstummte unvermittelt, als Jamie den Arm um sie legte und sie beide William noch einmal in die ihren schlossen. Es war eine kurze, stumme und innige Umarmung und als ein weiterer Soldat hinzukam, und begann an Jamies Mantel zu zerren, lösten sie sich von ihm.
„Na los, verschwindet! Sofort!“, bellte der Rotrock und Jamie kam auf die Beine.
Doch ohne seinem Freund aufzuhelfen, wollte er nicht gehen, William würde es mit seinem gebrochenen Bein sonst kaum allein schaffen und er wollte nicht, dass die Grobiane ihm Hilfe leisteten. So zog er seinen Freund mit auf die Beine, und erst als er überzeugt war, dass William sicher allein stehen konnte, drückte er noch einmal seinen Arm, nahm Amys Hand und ließ ihn mit offensichtlichem Widerwillen mit den Wachen allein.
William sah ihm nach und über Jamies Kopf hinweg begegnete er den Blicken seiner Freunde. Sie waren alle da Hugh, Alec, Ian, Billy, Angus, Robert und natürlich Marcus. Er versuchte ein tapferes und aufmunterndes Lächeln, doch es fiel lediglich gequält und angespannt aus, was jedoch nichts ausmachte, denn in den Gesichtern seiner Freunde sah es nicht anders aus. Sie blickten gleichermaßen unruhig und bedrückt drein, und ein ebensolcher Ausdruck in Jamies Gesicht gesellte sich nun zu ihnen, als er sich, an seinem Platz angekommen, zu ihm umwandte.
Doch Williams Aufmerksamkeit ruhte nun auf dem Clansoberhaupt der Maccallums.
Marcus war den Tränen nahe, das konnte William sehen, doch er kämpfte dagegen an. Sein Atem ging schwer, er hatte die Zähne fest aufeinander gepresst, als er plötzlich die Hand hob. Er hob sie bis zu seinem Gesicht hoch, und als William sie sehen konnte, schloss er sie derart fest zur Faust, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Es war, als wollte er William etwas von seiner Kraft abgeben, ihn für das, was ihm bevorstand, so gut es ging, stärken und es funktionierte!
William spürte plötzlich, wie ihn ein Kribbeln durchlief, ihn auf eigenartige Weise ein wenig belebte und wie von selbst schloss auch seine Hand sich zur Faust. Marcus sah es, nickte ihm kaum merklich zu und William schloss für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, nickte auch er, dankend und gleichsam bedauernd, denn er musste sich nun jemand anderem zuwenden, dessen Blick ihn magisch anzog.
Es waren Kates Augen, die ihn gerufen hatten und erste Schneeflocken begannen vom Himmel zu rieseln, als er ihnen nun wieder begegnete. So viel Liebe sprach aus ihrem Blick und so viel Schmerz lag in ihm. Bald wird es vorbei sein, mein Herz, dachte er und als hätte sie seine Gedanken gelesen, rann plötzlich ein neuer Schwall Tränen über ihre Wangen. Sie wischte sie nicht fort, schien sie gar nicht zu
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