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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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bemerken.
         Sie sah ihn nur unverwandt an, als er noch da stand, als er sich schließlich wieder in Bewegung setzte und als er immer näher kam. Sie zwinkerte nicht einmal.
         Als er sie erreichte, war ihr, als würde sie die Hand nach ihm ausstecken, doch in Wahrheit hingen ihre Arme kraftlos an ihren Seiten hinab. Die Männer um sie herum riefen William etwas zu, doch über ihre Lippen kam nicht ein Wort. Sie weinte stattdessen nur noch heftiger, rang nach Atem, denn ihre Brust war plötzlich wie zugeschnürt. Bitte geh nicht, flehte sie stumm, lass mich nicht allein und William tat alles, um ihre Bitte zumindest für einen Augenblick zu erfüllen. Er versuchte stehen zu bleiben, sträubte sich gegen das Weitergehen, indem er dem Schubsen der Rotröcke standhielt, um, auch wenn er die Qual darin kaum ertrug, ihren Blick so lange wie möglich zu erwidern.    
         Doch die Soldaten waren kräftiger und in der mächtigeren Position, sodass er sich irgendwann geschlagen geben musste. Ein gequälter Ausdruck huschte über sein Gesicht und auch in seinen Augen glitzerten nun verzweifelte Tränen, so nahe würden sie sich nie wieder kommen! Wir sehen uns gleich wieder, mein Herz, gleich, wenn ich dort oben stehe, sehen wir uns wieder, dachte er, in dem aussichtslosen Versuch sie und sich aufzumuntern. Doch es funktionierte nicht, weder bei ihm noch bei ihr und eh ihre Blicke sich vorerst trennten, sah er noch, wie sie niedergeschmettert die Hände vor den Mund schlug.
        
         William stolperte ein paar Schritte vorwärts, die berittenen Rotröcke rückten auf, versperrten die Sicht auf ihn und Angus’ Aufmerksamkeit fiel sofort auf Kate. Sie war kurz davor, vor seiner Nase zusammenzubrechen, so zögerte er nicht, wirbelte sie herum und schloss sie so fest er konnte in seine Arme. Er wollte ihr gerne irgendetwas Tröstendes sagen, etwas was ihr Leid lindern könnte, doch er suchte vergeblich nach den passenden Worten. Alles, was ihm in den Sinn kam, war, dass es gleich noch sehr viel furchtbarer werden würde, so schwieg er lieber und hielt sie stattdessen umso fester.
         Doch viel Zeit blieb ihm nicht, um sie zu trösten, denn schon im nächsten Augenblick, forderte Marcus sie auf, ihm zu folgen. William würde gleich das Podest erreichen, und sobald dies geschehen wäre, würde die Menge in die vordersten Reihen drängen.
         „Wir sollten wieder zu unserem Platz zurückkehren, wenn wir in Williams Sichtweite bleiben wollen“, sagte er und streichelte Kate liebevoll über den Kopf. Er überließ sie jedoch in Angus’ Armen, heute verstand der sich sicher besser darauf, seine Tochter zu trösten.
         Angus nickte ihm zu und beugte sich zu Kate herunter.
         „Katy“, so hatte er sie immer genannt, als sie noch jünger gewesen war, „wollten wir den anderen folgen?“, fragte er und Kate löste sich langsam von ihm.
         Ihr Gesicht war noch immer tränenüberströmt, doch das herzzerreißende Schluchzen hatte aufgehört, dafür hatte sie gesorgt. Nun wischte sie sich übers Gesicht, das gleich wieder tränennass war, dagegen würde sie heute wohl nicht mehr ankommen und nickte Angus zu. Der drückte sie noch einmal an sich, dann legte er den Arm um sie und sie gesellten sich nach ein paar Schritten zu ihren Freunden.
         Jamie stand inzwischen ganz allein inmitten der Maccallums, wie Kate nun feststellte. Er hatte seine Frau mit Amy fortgeschickt, damit das Mädchen die Hinrichtung ihres Bruders nicht mit ansehen musste und Kate nahm ihren Platz zwischen ihm und ihrem Vater ein. Angus stand wieder hinter ihr, seine Hände noch immer auf ihren Schultern ruhend und mit einem Mal spürte sie, wie ihre beiden Hände umschlossen wurden. Auf ihrer rechten Seite war es die schwielige, große Hand ihres Vaters, auf der linken eine weitaus weichere und schmalere, die Jamie gehörte und nach einem tiefen Atemzug wandte sie sich nun dem Podest zu und sah zu William auf.  
         Er hatte den mühsamen Weg, einschließlich der sechs Stufen, die er noch hatte bewältigen müssen, nun hinter sich gebracht und stand inmitten der Bühne. Der Henker und sein Gehilfe traten neben ihn, doch sie unternahmen noch nichts. Sie warteten und William war vollkommen klar auf was oder eher gesagt auf wen.
         Sein Blick fuhr zu dem Holzpfahl, dann zum Galgen und plötzlich fühlte er die bisher so mühsam unterdrückte Furcht in sich aufsteigen. Seine

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