Abschied nehmen
anderen, erwartete Reaktion ausblieb. Stattdessen aß Jamie munter weiter und sagte fröhlich: „Ich freue mich bereits darauf, deine Eltern wieder zu sehen. Ich hoffe ihre Geschäfte in Frankreich sind gut verlaufen!“
William sah seinen Freund etwas unverständlich an. Als dieser seinen Blick bemerkte, sah er kurz von seinem Teller auf, vergewisserte sich, dass niemand außer William ihn ansah, und zwinkerte ihm lächelnd zu. William brauchte nicht lange, um zu begreifen, was die Absichten seines Freundes waren und erwiderte sein Lächeln.
„Sie schienen sehr zufrieden zu sein“, erwiderte Claudia bekümmert und sah auf ihren Teller.
Ihr Appetit war wie fortgespült und mit ihm auch ihre fröhliche Art. Sie fragte sich, weshalb sich Jamie so eigenartig benahm. War es ihm etwa gleich, ob sie blieb oder nach Leeds zurück ging? Sie hatte bisher eigentlich angenommen, dass er ihre Gefühle erwiderte und nun war die Enttäuschung groß, als sie bemerkte, dass es anscheinend nicht so war.
Am liebsten wäre sie nun aufgestanden und nach Hause gerannt, doch ihr Anstand und ihre gute Erziehung geboten ihr, dort zu bleiben und den Abend wie es sich gehörte zu Ende zu bringen. So blieb sie sitzen, doch ihrer Lebhaftigkeit beraubt, beteiligte sich nur noch dann an den Unterhaltungen, wenn sie dazu aufgefordert wurde.
Nach dem Essen sollte sich die Gesellschaft in den Empfangssalon zurück begeben. Amy, die ihre Mahlzeit bereits längst beendet hatte und schon von dem Herumsitzen gelangweilt seit einiger Zeit ungeduldig auf ihrem Stuhl herumrutschte, sprang sofort auf, fasste Claudias Hand und führte sie eiligst in den Salon.
„Du musst es ihr sagen“, wandte William sich an Jamie, sobald Claudia den Raum verlassen hatte.
„Was muss er ihr sagen?“, mischte George sich ein und trat zu den beiden verschwörerisch zusammenstehenden jungen Männern.
Doch keiner von ihnen beiden schien ihn zu beachten, denn das, was Jamie sagte, war nicht die Antwort auf seine Frage.
„Nein, das kann ich nicht. Ich will doch zuerst ihre Eltern fragen“, sagte dieser und George blickte mit gerunzelter Stirn in die Runde.
„Aber was?“, bat er erneut um Aufklärung, und auch wenn es nicht den Eindruck machte, als hätte einer von beiden endlich seine Anwesenheit bemerkt, wurde er tatsächlich von William wahrgenommen.
„Ich glaube es ist an dir, dies zu beantworten“, sagte dieser seinen Blick noch immer starr auf Jamie gerichtet und ein breites Grinsen erhellte sein Gesicht.
Jamie atmete tief durch, eh er sich an George wandte.
„Ich werde um Claudias Hand anhalten“, brachte er mit einem einzigen Atemzug hervor, wurde dabei etwas blass um die Nase und rieb sich nervös die Hände.
Auf Georges Gesicht breitete sich nun das gleiche Lächeln aus wie auf dem seines Sohnes und die beiden Männer blickten Jamie vor Glück strahlend an.
„Wenn du aber willst, dass sie deinen Antrag in einem Monat bereitwillig annimmt, solltest du ihr vielleicht doch lieber jetzt schon von deiner Absicht erzählen“, riet ihm George nach einer Weile. „Sie war ganz schön traurig, als sie deine Reaktion bemerkt hat und du willst ihr doch nicht die ganze Zeit diese Qualen zufügen, oder? Es gibt nämlich Frauen, die so etwas nicht sehr bereitwillig verzeihen“, fügte er noch hinzu.
„Und ihr denkt wirklich, dass sie Ja sagen wird?“, fragte Jamie und rieb unsicher sein glatt rasiertes Kinn.
Doch darauf erhielt er keine Antwort. Die beiden Männer schüttelten amüsiert den Kopf, und während William losging, um seine Schwester aus dem Salon zu holen, brachten George und Jamie seine Garderobe und seine Haare in Ordnung.
„Sie wundert sich bestimmt, wo wir bleiben. Du solltest langsam herübergehen“, sagte William und wies mit dem Kopf in Richtung Empfangssalon.
Jamie leckte nervös über seine trocknen Lippen.
„Wünscht mir Glück!“, brachte er hervor.
„Das wirst du nicht brauchen“, erwiderte William mit einem liebevollen Lächeln und beide nickten ihm aufmunternd zu, während sie ihm nachsahen, wie er den Raum verließ.
Jamie näherte sich dem Salon und kämpfte gegen seine steigende Nervosität an. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust und je mehr er sich selbst zu beruhigen versuchte, desto
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