Abschied nehmen
Eindruck hinterlassen.
Doch eh er zu der kleinen Waschecke neben dem Schrank hinüber ging, wo bereits eine Schüssel mit eiskaltem Wasser, Seife und all die anderen Utensilien, die er für die morgendliche Hygiene benötigte, bereitlagen, betrachtete er sich noch ein wenig eingehender.
Sein Körper hatte sich in den letzten Wochen ein wenig verändert, wie er nun feststellte. Er hatte seine kräftige Statur zwar nicht verloren, doch er bemerkte, dass er an Gewicht eingebüßt hatte. Seine Haut hatte einen etwas blassen und ungesunden Ton angenommen und spannte sich etwas straffer als zuvor über seinen Körper. Und auch die noch rote Narbe unterhalb seiner Brust bot einen ungewohnten Anblick.
Doch all das würde bald wieder beim Alten sein, dachte er zuversichtlich. Sobald er wieder häufiger rauskam, würde seine gesunde Gesichtsfarbe wiederkehren und sein Magen meldete ihm pflichtbewusst, dass sein Appetit wieder zurückgekehrt war und er die paar Pfunde, die er abgenommen hatte, schnell wiedererlangen würde. Und auch wenn die Narbe nicht vollkommen verschwinden würde, würde sie immer weiter verblassen, bis sie irgendwann kaum noch auffiel.
Doch dies waren alles Dinge, die die Zeit bringen würde, jetzt machte er sich zunächst einmal an sein eigentliches Vorhaben, nämlich sein Äußeres wieder in Ordnung zu bringen. Er schloss das Fenster wieder und bewaffnet mit Jamies Dolch nahm er auf dem Stuhl vor der Waschschüssel Platz. Er seifte sein Gesicht gründlich ein und ließ die Klinge vorsichtig darüber gleiten, wobei er den Messingkrug als Spiegel nutzte. Anschließend streifte er sein Hemd ab, und nachdem er sich gründlich gewaschen hatte, ging er hinüber zu dem großen Schrank und öffnete diesen. Marcus hatte ihm gesagt, er würde darin ein Hemd und einen Kilt vorfinden und auf den ersten Blick war dem auch so. Er griff hinein und legte das langärmlige weiße Leinenhemd an. Es duftete frisch und fühlte sich weich auf seiner Haut an. Dann nahm er den grünbraun karierten Tartan heraus. Als er diesen jedoch auseinander faltete, stellte er fest, dass der keinesfalls wie ein Kilt aussah.
Der richtige Stoff war es auf jeden Fall, diesen hatte er schon häufig genug an Marcus und den anderen gesehen. Könnte es vielleicht sein, dass sich jemand vertan hatte und ihm statt den fertigen Kilt lediglich den Stoff in den Schrank gelegt hatte, dachte er bei sich.
Doch gleich darauf verwarf er den Gedanken wieder. Solch ein Irrtum war doch nicht möglich! Doch was sollte er damit nur anfangen, fragte er sich nun und kratzte sich nachdenklich am Kopf. Inzwischen hatte er den Tartan aufs Bett gelegt und erneut überprüft, ob er nicht doch einen Kilt oder eine Hose in dem Schrank übersehen hatte, doch dem war nicht so. Er hatte lediglich einen Gürtel gefunden, der nun neben dem Tartan lag.
Eine viertel Stunde lang stand er breitbeinig mit verschränkten Armen da und starrte auf den Stoff, bevor er sich daran machte, ein paar Ideen auszuprobieren. Er legte den Stoff in Falten, bis er aussah wie ein richtiger Kilt, doch er schaffte es einfach nicht, ihn anzulegen. Immer fielen die Falten auseinander, wenn er ihn hochnahm.
„Ich denke ich werde im Hemd hinuntergehen müssen“, lachte er über sich selbst. Er sollte als Schotte durchgehen und war auch zur Hälfte einer und schaffte es nicht einmal sich einen Kilt anzulegen.
Eine weitere viertel Stunde verging und langsam drängte die Zeit. William stand da und schüttelte belustigt den Kopf.
„Das kann doch wirklich nicht wahr sein!“, lachte er wieder.
Er war noch dabei sich die Blicke der Burgbewohner auszumalen, wenn sie ihm halb nackt in den Fluren der Burg begegneten, als ihm plötzlich die rettende Idee kam. Mit der flachen Hand schlug er gegen seine Stirn und kurz darauf verließ er angezogen sein Gemach.
Als er den kleinen Essenssaal neben der Küche betrat, wurde er bereits erwartet. Marcus, Lilidh, Angus und Robert nebst Ian mit ihren Frauen saßen gemeinsam am Tisch. Marcus hatte sein Kommen wohl bereits angekündigt, denn er erntete keine überraschten Blicke, sondern wurde lediglich voller Freude begrüßt. Nachdem Marcus ihn Ians und Roberts Frau, die ihn beide mit neugierigen Blicken anschauten, kurz vorgestellt hatte, nahm er auf dem freien Stuhl neben seinem Freund Platz. Ruth und Anne waren nicht eingeweiht worden, sie
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