Abschied nehmen
kannten lediglich die Geschichte, die den restlichen Burgbewohnern erzählt worden war und sie hatten genauso gespannt auf ihn gewartet wie alle anderen.
„Ich hoffe Ihr habt Euch von Eurer Verletzung gut erholt“, begann Ruth.
„Vielen Dank, Mylady. Dank Lilidhs Hilfe ist die Wunde gut und schnell geheilt“, erwiderte William und schenkte eben angesprochener Heilerin ein dankbares Lächeln.
„Und Ihr wurdet tatsächlich von Wegelagerern angegriffen?“, schaltete Anne sich in das Gespräch ein.
„Aye, sie waren zu zweit und hatten mich vollkommen überraschend angegriffen, als ich auf einer Lichtung Rast machte, um Wasser aus einem Bach zu schöpfen“, erwiderte William wahrheitsgemäß und sah Roberts Frau missbilligend den Kopf schütteln.
„Diese Menschen sind furchtbar. Sie haben keine Skrupel. Robert und die Anderen“, sie zeigte dabei auf die am Tisch sitzenden Männer, „wurden auch vor nicht allzu langer Zeit, als sie nach Edinburgh unterwegs gewesen waren, von einer solchen Bande angegriffen“, erzählte Anne und die Männer konnten sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Es fiel ihr jedoch nicht auf und sie sprach weiter. „Nach dem, was sie damals über diese Leute erzählt haben, könnt Ihr Euch glücklich schätzen, noch am Leben zu sein, nicht wahr?“
William hatte gerade den Mund geöffnet, um auf die Frage zu antworten, als Robert sich in das Gespräch einschaltete.
„Anne, meine Liebe, findest du nicht, dass du deine Fragen auf später verschieben könntest und den armen Jungen erst einmal essen lassen solltest?“, ermahnte er seine Frau und diese stimmte ihm leicht verlegen zu. Ihre Neugier war mal wieder mit ihr durchgegangen und sie entschuldigte sich für ihre Unhöflichkeit. William winkte zwar lediglich ab, in Wirklichkeit war er jedoch schon froh, sich nun den auf dem Tisch stehenden Speisen zuwenden und damit seinen Hunger stillen zu können.
Während er aß, lauschte er den Unterhaltungen und fühlte sich sichtlich wohl. Er hätte sich zwar ebenfalls gerne an den Gesprächen beteiligt, doch irgendwie hatte er stets den Mund voll und somit verlegte er sich auf das Zuhören. Unter anderem erfuhr er dabei, dass das Empfangskomitee, das ihn heute Morgen hier erwartet hatte, ausnahmsweise karger ausgefallen war als üblich. Alec und Hugh würden erst am folgenden Tag von Simon zurückkehren und Hughs Frau, Clara, war gemeinsam mit ihrer Tochter Janet und Kate in das nahe gelegene Dorf gefahren, um dort auf dem Markt Besorgungen zu tätigen.
William freute sich schon auf ein Wiedersehen mit seinen Freunden und auch darauf die ihm noch unbekannten fehlenden Damen kennenzulernen, doch nun wandte er sich zunächst einmal an Marcus.
„Das mit dem Kilt hättest du mir aber ruhig sagen können“, sagte er so leise, dass nur er ihn verstand.
„Wovon sprichst du?“, erwiderte dieser verwundert.
„Na, wie man ihn anlegt, dass man sich dabei hinlegen muss. Es war nicht gerade einfach dies herauszufinden.“
Marcus sah William an und stellte sich dabei vor, wie dieser hilflos über dem Stück Stoff stand, und versuchte daraus einen Kilt zu bilden, den er in der Lage war, anzulegen. Er versuchte sich dabei das aufsteigende Lachen zu verkneifen, denn in Anwesenheit von Ruth und Anne konnte er den Grund für sein Lachen, den die anderen sicher würden wissen wollen, nicht verraten. Doch so sehr er sich auch bemühte, konnte er schließlich nicht mehr an sich halten und die beiden Männer brachen in schallendes Gelächter aus.
Nachdem sie Ihr Morgenmahl beendet hatten, begaben sich alle, William ausgenommen, an ihre Arbeiten. Dieser wollte noch etwas erledigen, bevor er sich mit Marcus in dessen Gemach treffen würde, um nun endgültig abzuklären, welche Aufgaben er in der Burg übernehmen würde.
Er trat hinaus in den Hof, und nachdem er sich umgeschaut und den Stall ausgemacht hatte, machte er sich in seine Richtung auf. Auf seinem Weg spürte er stets neugierige Blicke auf sich. Jeder einzelne Burgbewohner, an dem er vorbeiging, unterbrach für ein paar Augenblicke seine Arbeit, um auf den Neuankömmling, von dem bereits seit mehreren Wochen gesprochen wurde, wenigstens einen kleinen Blick zu werfen. Jeder wollte der Erste sein, der ihn gesehen hatte, um bei den Anderen damit prahlen zu können. William belustigte die
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