Abschied nehmen
Überwindung und kam nur zögerlich, doch der Wille das Verhältnis zu seinem Freund wieder ins rechte Lot zu rücken, hielt ihn dazu an, nicht abzubrechen. Er rang sich immer wieder dazu durch, weiter zu sprechen und der großzügig fließende Whisky trug seinen Teil dazu bei, es ihm leichter zu machen und seine Zunge zu lockern.
So redete er sich schließlich, ohne es zu merken, alles von der Seele, was ihn bedrückte. Angefangen bei seiner Familie und Jamie und der Tatsache, wie sehr sie ihm fehlten, bis zu seiner Flucht, den Albträumen und seinen Befürchtungen seine Zukunft betreffend.
Die ganze Nacht redeten sie, und als am Morgen die Sonne aufging, ging es William, wider Erwarten, besser. Es war, als sei eine riesige Last von seinen Schultern genommen worden und die Hoffnungslosigkeit, die seine Klauen um sein Herz gelegt hatte, löste sich langsam.
Die Gedanken an seine Lieben würden für ihn immer schmerzlich sein, doch Marcus hatte ihm in dieser Nacht klar gemacht, dass er hier ebenfalls eine Familie hatte, die sich um ihn sorgte und auf die er sich verlassen konnte. Und die Tatsache, dass er um sich herum Menschen hatte, die ihn liebten, machte es ihm etwas einfacher sich mit seiner Situation abzufinden.
„Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll“, sagte er verlegen.
„Und ich weiß vor allem nicht wofür“, entgegnete Marcus mit einem Lächeln.
„Ich kann dir jedoch nicht versprechen, dass dieses Thema ein für alle Mal aus der Welt ist.“
„Das erwartet auch keiner. Aber versprich mir eins, sprich nächstes Mal mit jemandem, bevor es wieder so weit kommt wie jetzt, in Ordnung?“
„Aye, das werde ich, mein Freund“, erwiderte er mit einem reumütigen Lächeln, wurde aber gleich darauf wieder ernst. „Marcus, ich habe da noch eine große Bitte an dich. Ich weiß, dass es gefährlich ist und wenn du dies ablehnst, habe ich vollstes Verständnis dafür.“
„Worum geht es?“ Marcus lehnte sich interessiert vor.
„Ich würde meinem Vater gerne eine Botschaft überbringen lassen. Ich weiß, dass er sich große Sorgen um mich macht und ich wünschte, er wüsste mich in Sicherheit“, brachte er zögerlich hervor, denn er wusste, dass er viel von seinem Freund verlangte.
Marcus’ ernste Miene gab ihm keinen Aufschluss darüber, wie er über seine Bitte dachte, doch sein Freund ließ ihn nicht lange auf seine Antwort warten.
„Ein Brief wäre wohl keine gute Idee, er könnte in die falschen Hände geraten aber ich werde heute Mittag Billy zu dir schicken, damit du ihm deine Nachricht mitteilen kannst“, erwiderte Marcus und die offensichtliche Erleichterung im Gesicht seines Freundes, ließ ihn lächeln.
William fand keine Worte, um Marcus zu danken und so drückte er ihm nur fest die Hand.
„Ich muss nun gehen aber wie wäre es, wenn ich später mit einem Frühstück wieder komme?“, sagte Marcus nach einer Weile. Es war halb acht und somit noch zu früh für die Mahlzeit.
„Frühstück ist eine gute Idee. Aber wie wäre es, wenn ich dafür hinunterkäme?“, sagte William mit einer gespielten Beiläufigkeit und ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht.
Marcus antwortete darauf mit einem breiten Grinsen, und nachdem er ihm den Weg erklärt hatte, ließ er ihn allein.
Nachdem sein Freund die Tür hinter sich geschlossen hatte, stand William auf und ging hinüber zum Fenster. Die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel und er öffnete die Läden, um frische Luft einzulassen. Es war Anfang März und noch recht kühl, doch die kalte Luft, die nun in den Raum strömte, schreckte ihn nicht. Vielmehr belebte sie, nachdem er nun mehrere Wochen nur im Bett liegend verbracht hatte, seine Lebensgeister. William schloss die Augen, füllte seine Lungen und der Drang endlich sein Gemach zu verlassen, durchströmte ihn zusammen mit der eingeatmeten Luft.
Am liebsten wäre er sofort durch die Flure hinaus in den Burghof gestürmt, doch ein Blick an sich hinunter ließ ihn sein Vorhaben hinten anstellen. Er trug lediglich sein Schlafhemd, sein Haar war fettig, sein Gesicht unrasiert und sein Körpergeruch ließ ebenfalls zu wünschen übrig. So beschloss er erst einmal, etwas dagegen zu unternehmen, eh er sich den Burgbewohnern zum ersten Mal präsentieren würde, denn er wollte einen guten ersten
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