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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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aufgeschrien. Lilidh hatte gestern sämtliche Blutblasen geöffnet, damit sie schneller heilten und nun verursachten sie ihm bei jeder kleinen Berührung schon Schmerzen, doch die Hammerschläge bedeuteten Höllenqualen. Seine Hände brannten wie Feuer, als das rohe Fleisch den Holzgriff berührte und er war versucht ihn gleich wieder fallen zu lassen, doch er zwang sich, nur noch fester zuzupacken. Jedes Zeichen von Schwäche würde Tom in seiner Überzeugung bestätigen und so biss er die Zähne zusammen und erledigte seine Arbeit.
           Hätte er bemerkt, dass es um Toms feindliche Gesinnung gar nicht mehr so zweifelsfrei bestellt war, hätte er sich vielleicht mehr als nur einen geflüsterten Fluch erlaubt, doch er ahnte nicht, dass er seinen Lehrmeister mit jedem Tag mehr für sich einnahm.
         Als Tom an Williams zweitem Arbeitstag die blutigen Blasen an dessen Händen bemerkt hatte, waren seine Gefühle zwiegespalten gewesen.
         Einerseits hatte ihn ein Anflug von schlechtem Gewissen beschlichen, denn er hatte ihn zwar loswerden, aber sicher nicht dermaßen quälen wollen. Doch trotzdem hatte er sich in seiner Annahme bestätigt gefühlt, dass William ein verwöhnter, reicher Junge war, der keine harte Arbeit kannte. Denn er war überzeugt davon, dass dieser an diesem Morgen lediglich in der Schmiede auftauchte, um mitzuteilen, dass er leider nicht weiter arbeiten könne.
         Doch statt sich zu entschuldigen, hatte William lediglich im Vorbeigehen flüchtig gegrüßt und sich, ohne zu klagen, an seine Arbeit gemacht.
         Aus eigener Erfahrung hatte Tom gewusst, welche Pein sein Lehrling nun zu erleiden hatte und mit jedem Hammerschlag, bei dem er nicht vor Schmerz in Tränen ausgebrochen war, hatte er mehr von seinem Respekt gewonnen. Er hatte sogar Toms Mitgefühl geweckt, sodass er ihm gar ein paar Pausen eingeräumt hatte und ihn auch andere Arbeiten übernehmen ließ, bei denen er nicht solche Qualen leiden musste.
         Immer mehr merkte der Schmied, wie sehr er sich in William getäuscht hatte. Der junge Mann war ein fleißiger und guter Arbeiter und Tom fühlte sich von Tag zu Tag elender, weil er ihn so schlecht behandelt hatte.
         Währenddessen ahnte William noch immer nichts von dem Sinneswandel des Schmieds, denn so offen er auch seine Abneigung gezeigt hatte, so schwer fiel es ihm auch, seinen Fehler zuzugeben. William war zwar nicht entgangen, dass der Schmied nun auch wieder bei der Arbeit mit anfasste und sein Verhalten wollte er ebenfalls nicht mehr als feindselig, sondern eher als zurückhaltend bezeichnen, doch für Ersteres sah er den Grund eher in seiner eigenen Langsamkeit und Letzteres brachte keine so große Veränderung, als dass er in irgendeiner Art und Weise Sympathie vermuten würde.
         Sie sprachen weiterhin nur das absolut Notwendige und so nahm nicht nur William, sondern auch Marcus, der ihn täglich voller Sorge nach dem Verhältnis zum Schmied befragte, an, dass sich daran noch immer nicht viel geändert hatte.
         Umso größer war Williams Überraschung, als Tom, nachdem ungefähr eine Woche vergangen war, ihn um ein Gespräch bat.
         Sie räumten gerade die Schmiede auf, denn der Feierabend stand bereits vor der Tür, als Tom Willie, der William die Woche über häufig besucht und ihn mit seinen Erzählungen von seinen Schmerzen abgelenkt hatte, fortschickte.  
         Der Schmied machte einen sehr angespannten Eindruck und scheinbar wollte ihm das, was er zu sagen hatte, nicht so recht über die Lippen kommen.
         „Ist alles in Ordnung?“, durchbrach William die Stille, blickte den Schmied forschend an und schließlich fasste Tom sich ein Herz und begann zu sprechen.            
         „Ich habe mich verhalten wie ein mieser Hund“, gestand er mit einer bedauernden Miene ein und schockierte William regelrecht mit seinen Worten. Er hätte mit allem nur nicht damit gerechnet. „Ich dachte, du seiest einer dieser Nichtsnutze und ich wollte dich so schnell wie möglich loswerden. Ich habe gedacht, je mehr und härter ich dich arbeiten lasse, desto schneller wirst du verschwinden, doch du kamst wieder und hast sicherlich Höllenqualen mit diesen Blasen an den Händen gelitten.“ William zuckte zu Antwort die Schultern. „Ich kann nur hoffen, dass dein Hass, den du nun zweifellos gegen mich hegst, es dir trotzdem irgendwann erlaubt, mir zu verzeihen“, endete er, senkte seinen

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