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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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eine heimliche Liebschaft zwischen ihnen beiden, und sie war sicher, dass seine Geliebte wissen würde, wo er sich aufhielt. So ging sie zu Allie hinüber und ihre Ahnung bestätigte sich prompt, denn die konnte ihr sofort über Williams Aufenthaltsort Auskunft geben.
         Einen Augenblick zog Kate gar in Erwägung, den Auftrag ihres Vaters an das Mädchen weiter zu geben. Wenn die beiden schon zusammen ins Bett hüpften – wovon Kate nun vollends überzeugt war – konnte Allie ihren Geliebten auch zu ihrem Vater bringen. Doch der Gedanke an Marcus’ Reaktion, wenn er dies herausfinden würde, ließ sie von ihrem Vorhaben Abstand nehmen, denn sie wusste genau, dass er davon alles andere als begeistert wäre. Er konnte es nicht leiden, wenn man seine eigenen Aufgaben auf andere abwälzte und da machte er auch bei ihr keine Ausnahme. So schwang sie sich auf ihr Pferd und galoppierte davon.  
        
         Am Bach angekommen, stieg sie ab und ließ ihr Pferd grasen. Sowohl Jimmy als auch Williams Kleidung hatte sie sofort entdeckt, doch auch, als sie näher kam, war William weit und breit nicht zu sehen. In ein paar Fuß Entfernung blieb sie schließlich neben einem der Bäume stehen und blickte sich um. Er musste doch hier irgendwo sein, dachte sie, als William mit einem Mal geräuschvoll die Wasseroberfläche durchbrach und auftauchte.
         Das Herz blieb ihr fast stehen und sie sprang instinktiv hinter den neben ihr stehenden Baum. Ihr Puls raste noch immer vor Schreck, als sie nun aus ihrem Versteck zu ihm herüber spähte.
         Sein aus dem Wasser ragender Oberkörper war mit unzähligen Wasserperlen übersät und seine Gänsehaut und die aufgestellten Härchen konnte sie sogar aus dieser Entfernung genau sehen. Sie betrachtete ihn und hielt dabei den Atem an. Auch wenn sie es nie vor jemandem zugeben würde, dachte sie, musste sie sich eingestehen, dass sie nachvollziehen konnte, was die Mädchen an William fanden.
         Er war ein attraktiver Mann, groß mit starken Armen. Seine schmalen Hüften thronten auf zwei langen, - im Augenblick nicht sichtbaren - muskulösen Beinen, seine Brust war kräftig und seine Schultern breit. Er hatte ein markantes Kinn, eine breite, gerade Nase und schöne, stets wachsame, braune Augen.
         Doch all das beeindruckte sie nicht, dachte Kate bei sich, während sie ihn weiter ansah. Sie war nicht eine von denen, die den Charakter eines Mannes übersahen, nur weil er ein so anziehendes Äußeres hatte. Und trotzdem konnte sie im Augenblick nicht die Augen von dem Badenden abwenden. Ihre Beobachtung wurde erst unterbrochen, als plötzlich der Ast, an dem sie sich festgehalten hatte, wegknickte.
         Durch das Geräusch schreckte William auf und Kate zog sich augenblicklich in ihr Versteck zurück. Ihr Herz klopfte wieder wie verrückt und innerlich fluchte sie über ihre Unvorsichtigkeit.
         Nach ein paar Augenblicken des Wartens steckte sie ihren Kopf noch einmal heraus, um sich zu vergewissern, ob William sie tatsächlich gehört hatte, doch er war verschwunden. Sie blickte sich um, doch wieder war er nirgends zu sehen. Sie zog ihren Kopf erneut zurück und lehnte diesen an den Stamm, als sich plötzlich eine kalte Klinge an ihre Kehle legte.  
         „Wer seid ihr? Und wer hat Euch geschickt?“, sprach William und die Schärfe in seiner Stimme verriet ihr, dass er nicht scherzte. Mit einer solch heftigen Reaktion hätte sie nicht gerechnet und sie beeilte sich, ihm zu antworten.
         „Ich bin es, Kate“, sagte sie atemlos, schluckte heftig und bei den Worten wich die Anspannung aus Williams Körper und die bis eben angehaltene Luft entwich aus seinen Lungen.
         Er hatte gebadet, und als er plötzlich das Geräusch vernommen hatte, war Panik in ihm aufgestiegen. Sein erster Gedanke hatte sofort Wentworth gegolten und er hatte seine Albträume Wirklichkeit werden gesehen. Aus dem Augenwinkel hatte er lediglich einen Kopf erblickt, der sich hinter den Baum zurückgezogen hatte und ohne zu wissen, mit wem er es zu tun hatte, war er zum Angriff übergegangen.
         „Herr Gott! Ich hätte Euch beinahe umgebracht“, sagte er nun und ließ die Klinge sinken. „Aber wartet, was tut Ihr eigentlich hier?“, sinnierte er und legte dabei seine Hand an sein Kinn. Dann drehte er sich um und stellte fest, dass man von dort aus genau zwischen den Bäumen auf die Stelle schauen konnte, wo er bis eben noch gebadet hatte.

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