Abschied von Chautauqua
befürchtete, dass er mit Meg reden, mal wieder eine längere Aussprache am Kamin mit ihr führen wollte. Sie klopfte aufs Sofa, und er setzte sich, nahm wieder ihre Hand und rieb sie mit dem Daumen.
«Letzte Nacht war schön», sagte sie.
«Heute Abend ist es draußen ein bisschen kalt.»
«Zu kalt?», neckte sie.
«Zu nass.»
«Da ist ja noch der Wagen.»
Er lachte, als wäre das Ganze lächerlich, setzte sich anders hin und beugte sich zu ihr rüber. «Hier ist es doch auch schön.»
«Hier sind wir nicht ungestört.»
«Ich könnte Meg sagen, dass sie uns nicht stören soll.»
«Ich will nicht, dass du sie darum bitten musst.»
«Sie hätte bestimmt nichts dagegen.»
«Ich aber», sagte Lise. «Es wäre mir peinlich.»
Er gab keine Antwort, womit er gewöhnlich zum Ausdruck brachte, dass er nicht ihrer Meinung war - als würde sie sehen, wie dumm das klang, wenn sie nur genug Zeit und Ruhe hätte, um über ihre Worte nachzudenken. Er zeigte kein richtiges Interesse, wollte bloß Recht haben. Er hatte ihre romantische Vorstellung in eine Frage der Durchführung, der Möglichkeiten verwandelt, eine Frage danach, was praktisch war und was nicht.
«Vergiss es», sagte sie. «Hier ist es gut.»
«Offenbar nicht», erwiderte er, und klang er jetzt nicht genau wie seine Mutter?
Sie stritten sich, doch er hielt weiter ihre Hand. Er würde warten, bis sie sie wegzog, dann war sie die Übeltäterin, und er hatte nichts Unrechtes getan. Warum muss alles zwischen uns meine Schuld sein?, fragte sie sich und wollte ihn ohne Umschweife darauf ansprechen, als Meg mit Rufus zurückkam und sich an den Kamin setzte.
«Ich rieche ihn sogar von hier», sagte Ken und wählte den einfachsten Ausweg.
«Es gießt in Strömen», sagte Meg.
Lise zog ihre Hand zurück. «Ich geh nach oben.» Sie stand auf, und er warf ihr einen Blick zu, der sagte, sie sei unvernünftig. Sie beschloss, ihm dafür keine Bestätigung mehr zu liefern. «Bis später», sagte sie und ließ ihn mit Meg allein.
Auf der Treppe biss sie die Zähne zusammen und verkniff sich ein imaginäres Gespräch. Es war das erste Mal, dass sie sich an diesem Tag richtig unterhalten hatten.
* 18
«Und», fragte Ken und setzte sich neben Meg, «wie geht's? Ich hab kaum was von dir gesehen.»
«Es geht», erwiderte Meg gedämpft, als wäre sie müde. Die Flammen glätteten die Falten um ihre Augen, und er sah sie wieder als die Jugendliche, die er kannte, als das verwegene Mädchen. Auch wenn er es ihr nie erzählt hatte, war er stolz daraufgewesen, eine aufmüpfige Schwester zu haben, und die lange Reihe ihrer Freunde in frisierten Autos hatte auch ihm eine Art Coolness verliehen. Damals hatte er sie für unverwüstlich gehalten.
«Hast du deine Liste schon fertig?», witzelte er, und ihm zuliebe lachte sie.
«Sie ändert sich nie.»
«Meinst du nicht? »
«Ein bisschen, wegen Dad», gestand sie. «Sie ruft öfter an. Ich bin mir sicher, dass sie sich so ganz allein ziemlich einsam fühlt.»
«Wie geht's dir?»
«So ganz allein? Ich dreh langsam durch. Ich hab Lise erzählt, dass ich bloß an das Geld denken kann, das ist alles. Da bist du fünfzehn Jahre verheiratet, und dann - bum. Zusätzlich zu all der anderen Scheiße.»
«Wie läuft's damit?»
«Gut», sagte sie, verdrehte aber den gesenkten Kopf, als hätte sie einen steifen Nacken.
«Ich mach mir auch ständig Sorgen um Geld. Man sollte meinen, inzwischen würde es uns einigermaßen gut gehen.»
«Lises Familie kann euch doch aushelfen.»
«Darüber mach ich mir ja Sorgen.»
«Du solltest dich freuen», sagte sie und dann, als wollte sie das Thema beenden: «Ist doch bloß Geld.»
Er und Lise besaßen Wertpapiere für die Kinder und hatten fürs College Geld in zwei Investmentfonds angelegt, und obwohl Lise nie zulassen würde, dass er es anrührte, fragte er sich, ob fünftausend vielleicht helfen würden. Meg ließ die Hand über Rufus' Fell gleiten.
«Hey», fragte sie, «weißt du noch, wie wir das Kanu der Smiths geklaut haben?»
«Du hast das Kanu geklaut, ich bin bloß mitgefahren.»
«Und wie das Licht anging und Jimmy Smith über den Steg gelaufen kam und du dein Paddel fallen gelassen hast?»
Einmal hatte sie mit ihrem Jeep den Gartenstuhl umgefahren. Arlene hatte die Reifenschaukel kaputtgemacht. Und Duchess war mal
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