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Abschied von Chautauqua

Titel: Abschied von Chautauqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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Onkel Ken stellte den Fernseher lauter, damit sie trotz der Geschirrspülmaschine den Ton hören konnten. Als Woody bei dem Garagenverkauf auf dem Hund zwischen den Sachen hindurchritt, lachte selbst Grandma, und als die Mutter ihn zu Squeaky, dem Pinguin, aufs Regal stellte, wurden alle ganz still.
      «Sie hat Woody ausrangiert», sagte Slinky Dog entsetzt.
      «Ich bin wirklich erstaunt, wie weit sie mit der Animation schon vorangekommen sind», sagte Grandma über Justin hinweg laut zu Onkel Ken, sodass Justin nichts mehr vom Film mitbekam.
      «Wer will Popcorn?», fragte Tante Lisa, stand auf, und alle brüllten: «Ich!»
      Tante Lisa ging in die Küche, und sie wandten sich wieder dem Film zu. Zu Hause machte Justins Vater Popcorn mit Chilipulver, sodass man eine Limonade hinterherstürzen musste. Bei Blockbuster durfte sich jeder was Süßes aussuchen; sein Vater kaufte sich sogar Reese's Pieces, die er später mit den anderen teilte.
      Plötzlich blieb die Geschirrspülmaschine stehen, und der Ton war ganz laut. Tante Lisa stand in der Tür. «Wir haben ein Problem», sagte sie.
      Onkel Ken, Grandma und seine Mutter sprangen auf, um zu helfen. Sie blieben alle in der Tür stehen.
      «Um Himmels willen», rief Grandma.
      «Istja gut», beruhigte Onkel Ken sie.
      «Justin», rief seine Mutter, und er zögerte kurz, bevor er rüberging, hatte Angst vor dem, was er zu sehen bekäme, und wusste, dass die anderen nicht den Film, sondern ihn ansahen.
      Der ganze Fußboden war voller Schaum. Weiße Flaumwülste, die bis zum Kühlschrank reichten, bedeckten Tante Lisas Füße. Die Geschirrspülmaschine war so voll Schaum, dass Justin die Teller nicht sehen konnte. Seine Mutter legte ihm die Hand auf die Schulter. «Was für ein Spülmittel hast du benutzt?»
      «Das normale», antwortete Justin, der es immer noch nicht richtig glauben konnte. «Das gelbe Zeug auf dem Spülbecken.»
      Sie blickte über seinen Kopf hinweg, als würde sie mit jemand anderem reden, sah ihn dann wieder an.
      «Dieses Geschirrspülmittel benutzt man, wenn man mit der Hand abwäscht. Für die Maschine muss man ein anderes Spülmittel nehmen.»
      «Aber es stand doch drauf...»
      «Ich weiß», sagte sie. «Ist ja nicht schlimm. Es war ein Missgeschick.»
      Trotzdem wollte er es ihr zeigen. Da stand es doch - konzentriertes Geschirrspülmittel. Warum stand das drauf, wenn es nicht in die Geschirrspülmaschine gefüllt werden durfte?
      «Ich weiß», sagte sie, «ich weiß.»
      «Ich wollte den Fußboden sowieso mal putzen.» Grandma tätschelte ihm die Schulter.
      «Gegen den Seifenschaum hilft Essig», sagte Tante Lisa. «Vielleicht musst du sie ein paar Mal laufen lassen, um alles rauszukriegen.»
      «Essig haben wir, da bin ich mir ziemlich sicher. Den normalen oder Apfelessig, oder spielt das keine Rolle?»
      Onkel Ken schaufelte die Seifenblasen mit einem Sieb auf und klatschte sie ins Spülbecken.
      «Ich kümmere mich darum», sagte seine Mutter. «Seht ihr euch den Film an.»
      «Tut mir Leid.» Justin spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte und er keine Luft mehr bekam.
      «Hey, komm schon», sagte seine Mutter lächelnd, «hör auf. Es war nicht deine Schuld.»
      Er machte sich los, lief um den Kühlschrank herum, rannte durchs Wohnzimmer, das Gesicht von Sarah und den anderen abgewandt, vom Licht des Fernsehers geblendet, und riss die Tür zur Treppe auf.
      «Justin», rief Onkel Ken, aber nachdem er die Tür geschlossen hatte, machte sie niemand mehr auf, und oben in seinem Schlafsack hörte er bloß, wie der Ton des Films durch den Fußboden drang und dann, viel später, wie die Geschirrspülmaschine ansprang und sich drehte. Sam würde lachen und ihn Heulsuse nennen, aber das war ihm egal.
      Schließlich ging die Tür auf, und auf der Treppe waren langsame Schritte zu hören. Es war seine Mutter, und nicht Sarah, die er erwartet hatte. Sie setzte sich neben ihn auf den Boden und rieb ihm durch den Schlafsack den Rücken, bevor sie etwas sagte.
      «Es war nicht deine Schuld», sagte sie nochmal.
      Sie erklärte ihm, dass so was passieren konnte und wir daraus lernten, Grandma und die anderen wüssten, dass er bloß versucht hätte, etwas Nettes zu tun. Danach sagte sie es noch dreimal und strich über seine Wange, und er hätte sie am liebsten gekratzt, doch er musste ihr in die Augen schauen, bis er ihr zugestimmt hatte.
      Aber es war

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