Abschied von Chautauqua
Fuß unter die Bank. «Was wollen wir machen? Wir sind einer zu viel.»
«Schlagen wir uns erst mal eine Weile ein», schlug Lise vor. «Es ist genug Platz.»
Sie machte bei ihren Tretorns einen Doppelknoten und schob den Augenschirm zurecht, streifte die Schlägerhülle ab und stellte sich auf Sams Seite. Die andere Seite lag in der Sonne, und Justin musste die Augen beschirmen, verfehlte den Ball und wurde durch die Kraft seines Schwungs herumgewirbelt. Meg kam ihm zu Hilfe und stärkte ihm den Rücken, doch Sam schlug auf seine Rückhand, und Justin fuchtelte mit seinem dünnen Ärmchen nach dem Ball. Jeder Volley endete bei ihm, hinter ihm sammelten sich die Bälle.
«Du kannst meine Sonnenbrille haben», sagte Sam, und sie trafen sich am Netz, aber es nützte nichts. Damit es ausgeglichener wurde, spielte Ken auf der anderen Seite mit, stellte Justin in die Mitte, und Lise bedauerte ihn. Meg und Jeff waren beide sportlich, genau wie Sarah. Justin war bestenfalls zaghaft. Er hatte Plattfüße, drehte den Schläger beim Ausholen, sodass der Ball, wenn er ihn traf, gegen den Rahmen prallte und in alle möglichen Richtungen flog. Sie sah, wie Justin rot wurde, nach jedem Fehlschlag die Schultern hochzog und seinen Schläger hinter sich her schleifte. Lise versuchte, auf Meg und Ken zu spielen, dann einen leichten Ball auf Justins Vorhand, feuerte ihn an, während Sam wild drauflos schlug und sich freute, wenn er den Ball weit ins gegnerische Feld drosch.
«Der war gut», sagte Lise, als Justin einen Ball kurz hinter die Grundlinie schlug, doch er machte ein finsteres Gesicht, und als er den Ball wieder verfehlte und seinen Schläger auf den Boden donnerte, nahm Meg ihn beiseite, beugte sich vor und hielt ihm eine Gardinenpredigt.
«Ich hab einen», sagte Ken, und sie spielten weiter.
Sam war weggelaufen; jetzt hatten sie den ganzen Platz für sich. Lise spielte inzwischen so selten, dass sie überrascht war, ihre Rückhand noch halbwegs durchziehen zu können. Sie wusste nicht mehr, wann sie zum letzten Mal richtig gelaufen war. Sie schwitzte, wurde lockerer, alles, was sie gelernt hatte, strömte in ihre Arme zurück, und ihre Beinarbeit klappte wieder. Topspin, Stoppbälle - alles war wieder da. Damals, als Henry und Emily noch spielten, hatten die Paare zusammengespielt und ein Doppelturnier ausgetragen, bei dem es immer auf Kens Aufschlag ankam, doch schon damals gelangen ihr ein paar Breaks, die ihnen den Sieg brachten. Jahrelang waren sie unschlagbar gewesen, wahrscheinlich war es immer noch so.
Justin setzte sich auf die Bank, Sam gesellte sich nach ein paar langen Volleys zu ihm. Er hatte seinen Game Boy dabei, die beiden beugten sich darüber und waren bald in ihr Spiel vertieft.
«Unglaublich», sagte Ken.
«Sieht so aus, als müsste ich gegen euch beide spielen», sagte Lise.
«Bist du dazu bereit?», fragte Meg.
«Und ihr?»
«Ach, so soll das also laufen?»
«Mach dich besser darauf gefasst, dass du viel rennen musst», warnte Ken.
«Macht ihr euch besser darauf gefasst, dass ihr verliert.»
Lise schlug als Erste auf, normalerweise ihre Stärke, doch sie hatte Schwierigkeiten, den ersten Aufschlag ins Feld zu bekommen, und musste mehr laufen, als ihr lieb war. Sie gewann ihr Aufschlagspiel und verlor dann das von Ken. Wenn sie sich nicht anstrengte, spielten die beiden nebeneinander und wollten sie müde machen. Sie schlug einen weiten Lob, um sich wieder richtig hinzustellen, und versuchte dann, durch die Mitte zu spielen. Bald lief sie keinen aussichtslosen Bällen mehr nach und wartete auf todsichere Schläge wie die hoch abspringenden Bälle bei Megs zweitem Aufschlag. Lise wusste, dass es gemein war, so oft auf Megs Rückhand zu spielen, doch dann ließ ihr Aufschlag sie im Stich, und ihr war jedes Mittel recht.
«Grausam», sagte Ken.
«Brutal», bestätigte Meg.
Angesichts der Komplimente schwenkte Lise lächelnd den Schläger. Sie war zu erschöpft, um reden zu können. Zwischen den Aufschlägen zog sie sich auf das einzige schattige Fleckchen zurück und klammerte sich an diesen wundersamen Vorteil. Sie konnte sich nicht erinnern, dass Ken schon mal so gut aufgeschlagen hatte, und dachte, dass er bloß so viel Druck machte, um sie zu quälen. Sie schlug ein paar Asse, ging 4:3 in Führung und schaffte dann gegen Meg - das schwache Glied - wieder ein Break.
Sie musste bloß noch ihren Aufschlag
Weitere Kostenlose Bücher