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Abschied von Chautauqua

Titel: Abschied von Chautauqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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verziert - nein, aus der Nähe erkannten sie, dass es zugebundene Präservative waren -, und sie und Ken lachten, brachten sie mit seiner Zigarette zum Platzen und wischten die Scheiben frei, damit sie zu dem Motel fahren konnten, das sie geheim gehalten hatten, wohl wissend, dass sie in ein paar Minuten absolut, total allein sein würden.
      Morgen, dachte sie und entspannte sich. Im Dunkeln war es leichter, kostete nicht so viel Mühe.
      «Wo ist denn die restliche Crew?», fragte Meg.
      «Die kommen gleich», antwortete Lise.
     
     
* 19
     
    «Ja, ja», sagte Emily, «ich weiß, wir haben vergessen, das Licht für dich anzulassen. Tut mir Leid. Hattest du Angst, oder hast du geschlafen? Bestimmt geschlafen.»
      Sie legte vor dem Spiegel ihren Schmuck ab, hängte ihr Kleid auf, zog ihre saubere Jeans an und setzte sich aufs Bett, um die Hosenaufschläge hochzukrempeln. Als sie sich bückte, stupste ihr Rufus die Nase ins Haar und schlug mit dem Schwanz gegen die Tür des Wandschranks.
      «Schon gut, schon gut, ich hör dich ja. Kannst du noch warten, bis ich meine Tennisschuhe anhabe?»
      Sie nahm sich eine von Henrys alten Windjacken und fand nach ein paar Versuchen - das Birnchen jedes Mal auf ihre Hand gerichtet - auf dem Kaminsims eine funktionierende Taschenlampe. Sie ging mit Rufus in den Garten hinaus und sagte ihm, er solle loslaufen. Während er sich hinhockte, beobachtete er sie beunruhigt, als wäre er lieber ungestört. Sie schritt das Sickerfeld ab wie der Kontrolleur und schnupperte gebückt. Vom Rhododendron flogen Glühwürmchen auf, Heuschrecken zirpten in den Bäumen. Bei jedem Schritt rechnete sie mit lila Pfützen im Gras, ihre Tennisschuhe verfärbt, doch sie entdeckte bloß einen Wiffleball.
      Rufus war fertig und mit sich zufrieden. Sie holte ihm von drinnen eine Belohnung, ließ die Taschenlampe neben dem Spülbecken liegen und ging mit ihm zum Steg hinunter. Sie musste ihn ins Haus bringen, bevor das Feuerwerk begann, musste ihr Radio einschalten und die Tür zu ihrem Zimmer schließen, und dennoch würde er am Ende zitternd unter dem Bett liegen. Doch jetzt blieb er dicht bei ihr. Er hatte gesehen, wie sie in der Küche Kartons voll gepackt hatte, wusste, dass sie abreisten. Sie fragte sich, ob ihm die Woche gefallen hatte, und glaubte, dass es so war. Die Tage waren ihm bestimmt ganz normal vorgekommen, hinter den Kindern hertrottend oder auf dem Beton ausgestreckt, der Geruch des Teppichs. Nächstes Jahr würde es schwerer werden.
      Der Steg wackelte unter ihren Füßen, und Rufus tappte neben ihr her. Wie oft hatte sie das gedankenlos getan, wünschte sich jetzt, sie hätte darauf mehr Aufmerksamkeit verwendet. Prima, Kenneth hatte das Boot abgedeckt, wie sie ihn gebeten hatte. Der Mond stand tief über Prendergast Point, im Norden leuchteten orange die gotischen Bögen des Glockenturms. Ein paar Stege weiter hatten sich die Nevilles versammelt, deren Gelächter übers Wasser wehte. Vor Midway lag eine ganze Flotte von Booten, die gegenseitig ihre Positionslichter verdeckten. Emily setzte sich auf die Bank, und Rufus legte den Kopf auf ihr Knie.
      «Du hast uns vermisst, was? Ja, ich kenne dich doch.»
      Sie kraulte ihn, er hörte auf zu hecheln, fing dann heftiger wieder an, sein feuchter Atem wärmte ihre Hand. Eine Stechmücke landete auf ihm, und Emily verscheuchte sie. Die Kinder mussten sich mit Mückenspray einsprühen.
      Die Sterne standen am Himmel, der See lag still da. Alles in allem war es keine schlechte Woche gewesen. Sie hatte nicht damit gerechnet, die Niagarafälle zu sehen. Sie hatten es geschafft, eine Partie Golf zu spielen, und es war wichtig gewesen, Herb und Marjorie zu sehen. Sie hatte mit Arlene einen schönen Tag im Institut verbracht. Es war eine erfüllte Woche gewesen, das traf es vielleicht genauer.
      Sie würde das Haus vermissen, so einfach war das. Wenn sie alles berücksichtigt hatte - Henry, Arlene, die Kinder und das Geld -, würde sie ihren Entschluss bereuen, denn sie genoss es, jeden Sommer herzukommen. Das Sommerhaus war vertraut, ein Ort, den sie immer noch kannte, während die übrige Welt sich verändert hatte. Es war falsch gewesen zu glauben, dass sie diese Bande so leicht abstreifen konnte. Und doch würde sie es morgen tun. Sie würde die Tür abschließen und wegfahren, und das war's dann. Das ließ ihr schon jetzt keine Ruhe mehr, wie eine unerledigte Aufgabe. Sie musste nicht einmal bei Mrs.

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