Abschied von Chautauqua
es gelang ihr nicht. Ken war nicht Jeff. Eher würde sie ihn verlassen, Ella und Sam mitnehmen und irgendwo, vielleicht bei ihren Eltern nördlich von Boston, nochmal ganz von vorn anfangen. Nicht dass sie das jemals ernsthaft in Erwägung gezogen hätte. Es war eher ein Tagtraum, ein eitler Wunsch, wenn sie müde war, und da sie sich nicht ausmalen konnte, Ken zu verlassen, bemitleidete sie Meg noch mehr, besonders weil die sich das Ganze gewissermaßen selbst zuzuschreiben hatte. Lise begriff nicht, warum es für jemand anderen als Jeff gut sein sollte, und selbst er hatte bestimmt seine Zweifel, weil er Sarah und Justin zurückließ. Und obwohl das schrecklich war, konnte sie ihm keinen Vorwurf machen. Sie hätte auch keine Lust, mit Meg zusammenzuleben.
Eingerissene, schimmelig riechende Bücher, abgewetzte Plattencover, die sie aus ihrer Jugend kannte. Messer, Babywäsche, Musikkassetten, Wahlkampfbuttons, die bis zu Al Smith zurückreichten. Sie ließen einen Tisch mit Angelzubehör, der Ken und Emily anzog, links liegen und drehten am Ende der Reihe um. Sam undjustin hatten von den Baseballkarten abgelassen, kramten in einer Kiste voller Gummitiere und bedrohten sich gegenseitig mit riesigen Fliegen und Tausendfüßlern.
«Im wirklichen Leben hat er Angst davor», vertraute sie Meg an.
«Justin auch», sagte Meg. «Aber Sarah ist unerschrocken.»
«Ella nicht, die ist ein richtiger Angsthase.»
«Ich frag mich, wie die beiden zurechtkommen.»
Sie streiften umher, schlenderten, blieben unentschlossen stehen. Das Flugzeug kam, sie beobachteten, wie es mit nach hinten geneigten Tragflächen landete, und wenn sie sich in eine Sammlung von Schreibmaschinen oder alten Dosenöffnern vertieft hatten, startete es wieder, und der Lärm ließ sie aufblicken. Die Dampfmaschinen schnaubten und ratterten. Lise sah eine Tiffanylampe, die ihr gefiel, die sie sich aber nicht leisten konnte, einen Kinderschaukelstuhl. Auch Meg verlor langsam das Interesse; sie gingen die staubtrockenen Gänge entlang und behielten die Jungs im Auge.
Sie waren schon fast am Ende der vorletzten Reihe, als Ken und Emily sie einholten.
«Seht mal, was ich entdeckt habe», sagte Emily und hielt zwei faustgroße, in Westen gekleidete Keramikschweine mit Kellnertüchern über dem Arm hoch. Meg schaute Ken verwirrt an. «Das sind die Salz- und Pfefferstreuer, die wir mal hatten! Weißt du das nicht mehr?»
«Eigentlich nicht», sagte Meg.
«Du weißt doch. Sie standen immer auf der Fensterbank in der Frühstücksecke, zusammen mit einem Serviettenhalter in Form einer Scheune. Es war ein Hochzeitsgeschenk von deiner Tante Lucille. Ach, euer Vater konnte sie nicht ausstehen, aber ihr Kinder fandet sie toll. Ihr habt sie Salty und Peppy genannt.»
«Du meine Güte», sagte Meg, «du hast Recht. Was ist aus ihnen geworden?»
«Ich bin sicher, die sind schon Vor Jahren kaputtgegangen, es sind billige kleine Dinger, aber hier hab ich sie. Ist das nicht verrückt? Sind sie nicht niedlich?»
«Die sind echt toll», sagte Lise, als Emily sie ihr gab.
«Sie sind witzig», verbesserte Emily.
Eine ganze Woche, dachte Lise. Das würde sie nicht durchstehen.
Arlene kam herüber, um zu sehen, was sie sich anschauten. Zu Lises Erleichterung wirkte sie unbeeindruckt und drehte und wendete eins davon wie eine faule Tomate, bevor sie es zurückgab.
Gemeinsam nahmen sie die letzte Reihe in Angriff, hinter der die Dampfmaschinen schnauften und pufften - die letzten Tische alle von einem Verkäufer in Anspruch genommen, der auf gebrauchtes Werkzeug spezialisiert war. Auf den Tischplatten waren in präzisem, labyrinthartigem Muster Hunderte von Hämmern, Schraubenschlüsseln und Schraubenziehern, Zangen, Schraubzwingen und Bohrern angeordnet.
«Unglaublich», sagte Ken, und Lise konnte sehen, dass er wünschte, er hätte seine Kamera dabei. Er stand da und betrachtete alles, als wollte er sich das Bild einprägen.
«Da fragt man sich, wem das alles gehört hat», sagte Arlene.
«Die stammen wahrscheinlich aus Haushaltsauflösungen», mutmaßte Emily. «Trödler kaufen alles auf, um ein paar Antiquitäten zu bekommen, und verkaufen dann den Rest für ein Butterbrot.»
«Woher weißt du das?», fragte Meg.
«Seit dem Tod deines Vaters habe ich darüber mehr gelernt, als ich zugeben möchte.»
Das ist traurig, dachte Lise, doch seltsamerweise klang es, als wollte
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