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Abschied von Chautauqua

Titel: Abschied von Chautauqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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Kens Mutter damit prahlen.
      Die Jungs schlüpften durch eine Gruppe alter Frauen, und Meg wies sie an, langsamer zu gehen. Sie kamen, um ihre Einkäufe vorzuführen. Sam war als Erster dran und hielt einen R2-D2 hoch, damit alle ihn sehen konnten. Lise hätte schwören können, dass sie die Figur schon mal gesehen hatte, dann fiel es ihr ein: Es war die Zugabe zu einem Happy Meal. In der Herstellung hatte das Ding bestimmt nur ein paar Cent gekostet.
      «Haben wir davon nicht schon tausend Stück zu Hause rumliegen?», fragte sie, und Sam hörte auf rumzuhüpfen.
      «Nein», sagte er unsicher.
      «Doch, ganz bestimmt.»
      «Du hast gesagt, ich könnte mir alles kaufen.»
      «Wer ist das nochmal?», fragte Emily, um ihm zu Hilfe zu kommen, und sperrte dann, fasziniert von seiner Erklärung, den Mund auf. «Justin, und was hast du?»
      Er hatte sich einen C3PO ausgesucht, damit sie zusammen spielen konnten, und Lise kam sich dumm und gemein vor. Das Flugzeug surrte über sie hinweg, ein kleiner Fleck, und sie wünschte, sie säße drin und der ohrenbetäubende Wind würde ihre Gedanken davontragen. Sie konnte so klein und hässlich sein. Das schien Emily bei ihr auszulösen.
      Ken hatte sich die Eisenwaren fertig angeschaut; es war Zeit zu gehen. Die Jungs wollten sich am Mister Softee-Wagen Hot Dogs kaufen, aber Emily sagte, zu Hause warte wirklich gute Salami auf sie. Arlene rauchte auf dem Weg zum Auto eine letzte Zigarette und schnippte sie dann auf die Straße, wo sie qualmend über den gelben Mittelstreifen rollte. Lise stieg ein und schnallte sich an. Die Uhr im Armaturenbrett sagte ihr, dass sie den Morgen vertrödelt hatten, dennoch kam es ihr nicht wie ein Erfolg vor.
      «Alles in Ordnung?», fragte Ken.
      «Geht schon», murmelte sie und vertröstete ihn auf später. Er würde besorgt um sie herumstreichen, bis sie ihn erlöste.
      Auf der Rückfahrt fuhren sie an einer Amish-Familie vorbei, die an der Straße Kuchen verkaufte, ihr Pferd an einen Telefonmast gebunden, die Tochter in einer schlichten Haube. In Mayville herrschte überraschend dichter Verkehr - die Kirchgänger, dachte Lise, die zum Brunch zu Webb's fuhren. Sie waren in einer Autoschlange eingezwängt, die stadtauswärts fuhr, dann war es nur noch Stop-and-go, Stoßstange an Stoßstange.
      Rings um die Tankstelle parkten mehrere Streifenwagen, mitten auf dem Highway stand ein Staatspolizist und regelte den Verkehr. Ein anderer spulte gelbes Band ab und schlang es um die Zapfsäulen, um die Eingangstür abzusperren.
      «Ich denke, da ist was passiert», sagte Ken, und obwohl das offensichtlich war, konnte Lise es nicht richtig glauben. Sie hatte das Ganze völlig falsch eingeschätzt, und Emily mit ihrem Hang zum Melodrama hatte Recht behalten. Obwohl der Beweis nicht zu übersehen war, weigerte sich Lise, es zu glauben.
      «Ich halte besser an und erzähle ihnen, was ich gesehen habe», sagte Ken.
      «Ja», brachte sie mühsam hervor.
      Vor ihnen, hinten in Megs Bus, machte Emily sie verzweifelt drauf aufmerksam, als könnte es ihnen entgehen.
      «Wir wissen's ja», knurrte Lise.
     
     
* 6
     
    «Ich soll's nicht wissen», sagte Sarah, die auf dem Rücken lag und zur Decke hinaufschaute, als wäre es der Himmel. «Also, du weißt schon ...»
      «Würde ich nie tun», versicherte ihr Ella, froh, dass Sarah ihr etwas so Wichtiges anvertraute. «Wie alt ist sie?»
      «So alt wie meine Mom, schätze ich.»
      «Puuh.» Ella konnte sich ihren Dad nicht mit einer eigenen Wohnung und einer blonden Freundin vorstellen - Onkel Jeff eigentlich auch nicht. Sie konnte sich Onkel Jeff nirgends ohne Tante Margaret, Sarah und Justin vorstellen. Die vier waren ein Team, wie beim Wiffleballspiel ihrer beiden Familien. Sie sagte es nicht zu Sarah, aber sie hatte das Gefühl, dass er fehlte, dass er heute auftauchen könnte, während sie mit dem Boot draußen waren. Manchmal tat er das, weil er noch arbeiten musste. Dann kamen sie vom Tubing zurück, und er saß mit Sonnenbrille und verkehrtrum aufgesetzter Baseballkappe auf dem Steg und trank Bier, sein kleiner Sportwagen neben der Garage. Er machte Pfannkuchen mit Schokoladensplittern, spielte mit ihnen Schach, wenn es regnete, und abends zeigte er ihnen, wie man ein Kaminfeuer anzündete.
      Doch jetzt fragte sich Ella, ob es der wahre Grund gewesen war, warum er jedes Mal später kam.
      «Besucht er euch manchmal?»
      «Wie meinst du

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