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Abschied von der Küchenpsychologie

Abschied von der Küchenpsychologie

Titel: Abschied von der Küchenpsychologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Nolting
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Aspekte bilden zusammen die
Kontext-Seite
des psychischen Geschehens.
    Weiß man etwas über die Person und den Kontext, dann kann man häufig die inneren Prozesse erahnen, auch wenn man sie als Außenstehender nicht direkt erkennen kann. Aus dem Zusammenwirken beider Seiten ergibt sich also,
was
ein Mensch denkt,
was
er fühlt etc. Beispiele:
    Personale Faktoren

aktueller Prozess

Kontextfaktoren
Prüfungsängstlichkeit

Angst

Morgen ist Prüfung
Rechenkompetenz

Lösungsideen

Rechenaufgabe
Fan von Popgruppe X

«Da will ich hin»

Konzertplakat
    Es wäre ein großes Missverständnis, würde man sagen: Das Verhalten wird bestimmt von den inneren Prozessen «und» den Personfaktoren «und» den Entwicklungsfaktoren etc., wenn man dabei «und» als «plus» versteht. Die verschiedenen Aspekte stehen
nicht
additiv
neben
einander, sondern in bestimmten Relationen
zu
einander. Die
Tafel
stellt diese Struktur grafisch dar. Im Zentrum steht das «eigentliche» psychische Geschehen aus Verhalten und inneren Prozessen. Wie es konkret aussieht, wird einerseits bestimmt von Personfaktoren und andererseits von Kontextfaktoren, zu denen immer Situationsfaktoren, meist auch interpersonale Bezüge gehören. Die Personfaktoren sind ihrerseits das Ergebnis von Entwicklungsfaktoren.

    Da sich dieses Muster auf beliebige Verhaltensweisen übertragen lässt – z.B. etwas schenken, jemanden beschimpfen, Hilfe leisten etc. –, kann man von psychologischen Grundaspekten sprechen. Allerdings: Die interpersonalen Bezüge entfallen in «Alleinsituationen», in denen das Verhalten nur auf Dinge gerichtet ist, z.B. auf Texte oder Laborgeräte. Aus diesem Grunde spreche ich nicht von 5 , sondern von 4  + 1 Grundaspekten und deute das Interpersonale in der Tafel nur schwach an. (Seine korrekte Darstellung erfordert ohnehin eine Verdopplung des Schemas auf zwei Personen; Näheres s.S.  74 .)
    Zweites Beispiel: Ein Ehestreit
    In dem zweiten Beispiel können Sie versuchen, die beschriebenen Grundaspekte wiederzufinden. Zu erklären ist hier das
Gesprächsverhalten
der Ehepartner, also ihre Äußerungen einschließlich des vermutlichen Tonfalls (der auf Papier ja nicht ganz eindeutig ist). Zur Erklärung tragen folgende Fragen bei: Welche Gefühle, Gedanken, Absichten etc. spielen sich offenkundig oder vermutlich in den Personen ab (= innere Prozesse)? Was könnte für diese Personen charakteristisch sein? Welche Äußerungen im Text sagen hierzu etwas aus (= Personfaktoren)? Wo findet man Aussagen darüber, warum die Personen möglicherweise so geworden sind (= Entwicklungsfaktoren)? Welche äußeren Bedingungen könnten Einfluss haben auf das Verhalten der beiden (= Kontext I: Situationsfaktoren)? Inwiefern ist ihr Verhalten aus ihrer Interaktion, Kommunikation und Beziehung erklärbar (= Kontext II : Interpersonale Bezüge)?
    Mein Vorschlag: Lesen Sie das Konfliktgespräch zunächst einmal ganz durch und versuchen Sie dann im zweiten Durchgang einzelne Textstellen den erläuterten Grundaspekten zuzuordnen.
    ER : (auf der halben Treppe) Kannst du mir wohl den Autoschlüssel geben?
    SIE : (von unten) In 20 Minuten, ich muss eben noch die Kleine vom Kindergeburtstag abholen.
    ER : Aber ich muss doch jetzt weg. Wir haben doch heute unser Extratraining fürs Turnier.
    SIE : Ja, aber du hattest gesagt, du müsstest um acht Uhr weg.
    ER : (jetzt in der Wohnzimmertür) Nein, ich hab gesagt, ich muss um acht Uhr beim Training sein. Dann muss ich also um halb acht weg.
    SIE : Ich weiß genau, du hast gesagt: Um acht muss ich weg. Außerdem kannst du wohl auch mal ein paar Minuten später kommen.
    ER : Das kann ich nicht !!!
    SIE : Typisch – immer braust du gleich auf.
    ER : Ich brause nicht immer auf, sondern wenn ich merke, dass du meine Interessen überhaupt nicht ernst nimmt.
    SIE : Ich nehme fast alles ernst, aber sooo wichtig kann Tischtennis nun auch nicht sein.
    ER : Dir sind eben andere Dinge wichtig.
    SIE : Ja, aber was nützt mir das? Wann komme ich mit meinen Interessen denn überhaupt zum Zuge? Und auch für gemeinsame Abende hast du keine Zeit mehr.
    ER : So? Das ist mir ja ganz neu.
    SIE : Das ist aber gar nicht neu. Du hast nur keine Antenne für so was.
    ER : Wofür hab ich keine Antenne?
    SIE : Wenn du mehr Einfühlungsvermögen hättest, dann wüsstest du … – ach, es hat sowieso keinen Zweck. Ich sage am besten gar nichts mehr.
    ER : Was heißt das: Ich sage gar nichts mehr? Du bist mal

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