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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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nicht die vielen Male zählen, wo Abel ihn gerettet hatte. Das war damals so selbstverständlich gewesen, jeder rettete jedem den Arsch. Das Beste, was man machen konnte, war, mit allen auf seiner Seite gut auszukommen. Denn man konnte nie wissen, ob nicht der Kerl, den man ein Arschloch genannt hatte, eines Tages derjenige sein würde, der einen runterriß, wenn das feindliche Feuer losging, der einen davor bewahrte, auf eine Landmine zu treten, oder einen deckte, wenn eine Granate explodierte. Das machte man einfach. Ärsche retten.
    Aber das war damals. Decker, der engagierte Sittenpolizist von heute, sagte: »Sie sind ein Opfer, und das tut mir leid. Ich werd’ Ihren Macker allerdings auch ohne Ihre Hilfe finden.«
    »Klar doch«, sagte Myra. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und rutschte unter ihre Bettdecke. »Wenn mein Typ rauskriegt, daß ich mit noch ’nem Bullen gequatscht hab’, macht er mich endgültig fertig.«
    »Myra …« Decker beugte sich dicht hinunter. »Machen Sie sich wegen Ihrem Typ keine Sorgen. Ich kann alles, was er Ihnen anhext, wieder rückgängig machen.« Er schloß die Augen und murmelte einen alten Santeria-Spruch, an den er sich aus früheren Zeiten erinnerte. Dann legte er die Finger auf seine Lippen und flüsterte: »Ich brauch’ nur einen Sack voll Hühnerfedern und eine Rolle Pennies.«
    Myra sah ihn mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Zweifel an. Decker nickte ernst.
    »Sie hab’n ’s auch mit diesem Scheiß?« flüsterte Myra.
    »Nur zum Guten«, sagte Decker. »Ich kann einen Zauber aufheben, aber keinen verhängen. Ist halt meine Spezialität. Aber erzählen Sie’s niemand weiter.«
    »O nein«, sagte Myra.
    »Gut.«
    Decker schwieg eine Weile und stellte fest, daß er anfing, wie ein Anwalt zu denken. Zumindest die Klägerseite war an einer Urteilsabsprache sehr interessiert. Abel könnte das soweit wie möglich ausnutzen. Wenn Abel allerdings weiterhin beteuerte, er sei unschuldig, würde sie möglicherweise eher die Anklage zurückziehen, als vor Gericht zu gehen. Aber wenn Mama ganz plötzlich abreisen müßte? Dann wäre Myra vielleicht doch bereit, den Fall vor Gericht zu bringen. Natürlich gab es offenkundige Beweise gegen ihn, wenn auch einiges widersprüchlich war. Abel könnte es trotzdem schaffen. Vielleicht aber auch nicht. Sollte er die Sache abschließen, bevor der Schaden noch größer wurde, oder aufs Ganze gehen? Verdammt. Er würde die Information an Abels Anwalt weitergeben und damit seine Compadres in Hollywood über den Tisch ziehen. Letzteres behagte ihm nicht sonderlich.
    »Ich hab’ was für Sie getan, Myra«, sagte Decker. »Jetzt müssen Sie was für mich tun.«
    Myra sagte nichts, sondern betrachtete ihn nur mißtrauisch.
    »Das heißt, wir tun uns beide einen Gefallen«, sagte er. »Wir lenken die Aufmerksamkeit ein wenig von Ihnen ab. Sie nennen mir einfach die Namen von ein paar Mädchen, die Ihr Macker noch im Stall hat.«
    »Warum?«
    »Weil ich aus einer von ihnen den Namen von Ihrem Macker rausquetschen werde. Dann sind nicht Sie ’s, die zu viel geredet hat, klar?«
    »Also jemand anders reinreißen?«
    »Nennen wir’s sich gegenseitig einen Gefallen tun.«
    »Woher weiß ich denn, daß S’ das vorhin wirklich gemacht hab’n?«
    »Zweifeln Sie etwa an meiner Macht?« sagte Decker. »Wenn Sie das tun, wird Oggun sehr böse …«
    »Ich hab’ ja nich gesagt, daß ich an Ihnen zweifele.«
    »Gut«, sagte Decker. »Nun komm schon, Darling. Es muß doch in eurem Haufen ’ne Tussi oder zwei geben, die Sie nicht leiden können. Eine, die Ihnen ständig auf die Nerven geht, Ihnen Stoff und anderen Krempel klaut und Sie vor eurem Macker in den Dreck zieht.«
    Myra antwortete nicht.
    »Nur ein Name«, sagte Decker. »Eine, die ich ausquetschen kann.«
    Schließlich sagte Myra: »Ich weiß nich, warum ich das tu’, aber ich tu’s, weil ich das Miststück echt nich ausstehn kann. Schad’, daß S’ nich hexen könn’, dieses Miststück hätt ’s nämlich verdient. Vorname is Lotty, Nachname schreibt sich J-A-C-Q-U-E-S-O-N. Hält sich für so vornehm, daß sie ihren Namen ganz schick mit Q-U schreibt statt mit K. Überkandideltes Miststück.« Sie streckte die Zunge heraus.
    »Wo kann ich sie finden?« fragte Decker.
    »In Hollywood, in ’nem Apartment Nähe Gower Gultch.«
    »Sie sind ein klasse Mädchen, Myra.« Decker zwinkerte ihr zu, zog den Vorhang zurück und ging. Ihre Zimmergenossin schlief immer noch fest, als er

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