Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
eine unserer Vertreterinnen … bringt Ihnen die Windeln direkt vorbei. Ach ja, ich glaub’ eine Frau namens Marge macht gerade die Runde … Okay … Aber vergessen Sie nicht, den Beurteilungszettel für uns auszufüllen, okay? War nett, mit Ihnen zu reden, Mrs. Duralt. Auf Wiederhör’n …«
    »Wau!« Marge klatschte in die Hände. »Du schaffst es aber schnell, die Leute um den Finger zu wickeln.«
    »Ist es nicht unsere Aufgabe, Vertrauen zu erwecken?«
    »Theoretisch ja.«
    »Jetzt geht’s drum, allen Charme einzusetzen, Detective.«
    »Kein Problem«, sagte Marge. »Ist mir angeboren.«
    »Ich hab’ übrigens Sue Beth Littons Aussage über den Tag, an dem sich die Morde ereigneten, überprüft. Offenbar erinnern sich drei Leute unabhängig voneinander, daß sie mindestens eine halbe Stunde, bevor die Littons ankamen, mit Pappy Darcy gesprochen haben. Und die Littons haben tatsächlich zu der angegebenen Zeit bei Montequilla’s gegessen. Der zeitliche Rahmen haut hin. Nun könnte natürlich die überlebende Familie die Opfer umgenietet haben, bevor sie losfuhren, aber dann hätten sie alle ziemlich gute Schauspieler sein müssen, um nach einer so grausigen Tat in ein Restaurant zu gehen. Ich hab’ mit der Kellnerin gesprochen, die sie bedient hat. Angeblich hat sich die Familie gut amüsiert, und sie hat ihnen zweimal Nachtisch gebracht.« Decker schüttelte den Kopf. »Ich glaub’ nicht, daß Mord ein gutes Hors d’ œuvre ist.«
    »Was ist mit Pappy und Granny?«
    »Laut Crandal sind sie vor den Littons angekommen.«
    »Laut Crandal«, sagte Marge.
    »Arrangier ein Gespräch mit den Eltern«, sagte Decker. »Sie sollten inzwischen wieder auf der Farm sein.«
    Marge sagte, das würde sie tun.
    Decker schwieg einen Augenblick. »Nein, nein, nein. Ich schließe niemanden aus. Aber außer der Familie haben wir Byron Howard, seine Frau Darlene, ’nen Haufen durchgeknallter Motorradfahrer, die stinksaure Freundin von Rolland Mason …« Decker runzelte die Stirn bei dem Gedanken. »Ich hab’ übrigens um drei eine Verabredung mit Annette Howard. Ich hab’ sie dazu überredet, sich mit mir in der Stadt zu treffen. Allein .« Er zog die Augenbrauen hoch.
    Marge stand auf und sammelte die ganzen Festnahmekarten ein. Dann hängte sie sich die Tasche über die Schulter und kniff Decker in die Wange. »Setz deinen ganzen Charme ein, Sergeant.«
    Er zwinkerte ihr zu und antwortete: »Das ist mir angeboren.«
    Decker saß bereits bei der vierten Tasse Kaffee an der Theke, als er Annette Howard erspähte. Man muß auch für Kleinigkeiten dankbar sein. Er hatte bereits geglaubt, daß sie kneifen würde. Sie kam herüber und wollte sich setzen, doch Decker stand auf.
    »Ich hab’ uns einen Tisch hinten in der Ecke reserviert«, erklärte er. »Ich hab’ hier nur gesessen, damit ich sichergehen konnte, Sie sofort zu sehen.«
    »Theke ist okay«, sagte Annette. »Ich brauch’ nichts Besonderes.«
    Decker lächelte. »Ich bin gern ungestört, wenn ich mich mit ’nem hübschen Mädchen treffe. Hier lang.«
    Er steuerte sie behutsam in den hinteren Teil des Lokals. Er hatte schon in schäbigeren Spelunken gegessen. Es roch nicht zu penetrant nach Fett, und der Boden war sauber. Der Raum war in Erdfarben gehalten statt in schreienden Pink- oder Orangetönen. Die Nischen waren unbeschädigt – es quoll kein Füllmaterial aus Sitzen und Rückenlehnen – und sauber –, unter den Tischen klebte kein Kaugummi. Von den freiliegenden Deckenbalken hingen sogar einige gesund aussehende Efeupflanzen.
    »Nach Ihnen.« Decker deutete auf eine Ecknische. Annette wirkte nervös. Sie bewegte sich unsicher und war rot im Gesicht, obwohl das Lokal klimatisiert war. Decker fiel außerdem auf, daß sie sich die Haare aufgedreht und Make-up aufgelegt hatte. Sie trug ein dunkles Crêpekleid, das ihren hellen Teint hervorhob, an jedem Ohr einen Perlenstecker und eine dünne goldene Kette um den Hals. Fein gemacht für einen Stadtbummel, oder wollte sie ihm etwas zu verstehen geben? Decker reichte ihr die Speisekarte und ließ ihr Zeit, sie zu studieren.
    »Was darf ich Ihnen bestellen?« fragte er.
    »Ähm, ’n Hamburger wär’ schön«, antwortete sie.
    Ihre Stimme klang zaghaft. »Sonst noch was?« fragte Decker.
    »Nein, danke.«
    »Okay, dann ruf ich jetzt die Kellnerin …«
    »Ähm, ’n paar Fritten, wenn’s geht.«
    »Klar.« Decker zögerte. »Sonst noch was?«
    »Nein, das reicht.«
    »Sicher?«
    »Nun ja, ’nen Kaffee,

Weitere Kostenlose Bücher