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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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wenn’s keine Umstände macht.«
    Decker lächelte. »Wie wär’s mit einem Kaffee und ’nem großen Stück Apfelkuchen?«
    Annette kicherte und sagte: »Wenn Sie darauf bestehen.«
    »Ich besteh’ darauf.«
    »Okay.«
    Decker winkte der Kellnerin und bestellte Annettes Mittagessen und für sich eine weitere Tasse Kaffee.
    »Essen Sie nichts?« fragte Annette.
    »Meine Frau macht heut’ Abend ’n großes Essen. Ich möcht’ mir nicht den Appetit verderben.«
    Decker beobachtete ihre Reaktion. Ihre Wangen waren noch einen Touch dunkler geworden, und sie senkte den Kopf.
    Das Leben in Sagebrush mußte einsam sein.
    Die Kellnerin brachte Annettes Kaffee und füllte Deckers Tasse auf. Als sie fort war, sagte er: »Danke, daß Sie gekommen sind, Annette.«
    »Schon okay«, murmelte sie und ertränkte den Kaffee in Milch.
    »Wie geht’s Darlene?«
    »Offenbar ganz gut.«
    »Redet sie über das, was passiert ist?«
    »Klar. Alle reden darüber.«
    »Was ist mit Byron?« fragte Decker.
    »Byron? Nein, Byron redet überhaupt nicht viel, noch nicht mal über Lindas Tod. Darlene hält die Ohren auf, und Byron weiß das.«
    Decker nahm seinen Notizblock heraus und sagte: »Yeah, Byron ist ziemlich still. Haben Sie mal erlebt, daß er ausgerastet ist?«
    Annette wand sich. »Vielleicht ein- oder zweimal.«
    »Was hat er da gemacht?«
    »Er hat nicht getobt, falls Sie das meinen«, sagte Annette. »Byron tobt nicht rum. Ihm quollen nur plötzlich die Augen aus dem Kopf, er wurde ganz rot und holte seine Schrotflinte. Er hat nichts damit gemacht, aber das reichte schon.«
    Kann ich mir vorstellen, dachte Decker. »Was hatte ihn so in Wut versetzt?«
    »Einmal war’s Darlenes Nörgelei. Darlene kann eine furchtbare Meckerziege sein, und Byron mag es nicht, wenn man an ihm rummeckert.«
    Wer mochte das schon? Aber Decker wußte, daß diese Art Mann viel heftiger auf Nörgelei reagierte als andere – genau wie die Typen seiner Heimatstadt. Nörgeln war für sie ein Angriff auf ihr Selbstbewußtsein, als ob ein boshaftes kleines Vögelchen ihnen flüstere, daß sie nicht perfekt seien.
    Laß mich in Ruhe, Frau.
    »Wann ist er sonst noch ausgerastet?« fragte Decker.
    Annette seufzte. »Einmal bei diesen Jungs von Manfred. Sie kamen immer wieder, und ich nehm’ an, Byron war’s leid, höflich nein zu sagen.«
    »Was hat er denn gemacht?«
    »Hat seine Schrotflinte geholt und ihnen gesagt, sie sollen abhauen.«
    Plötzlich hätte sich Decker am liebsten selbst in den Hintern getreten. Natürlich, Byron Howard hatte eine Schrotflinte .
    Hatte mit ihr ja geschossen, als er mit Marge auf sein Grundstück spaziert war. Schrotflinte von BH überprüfen. Hat er auch einen 38er? notierte Decker auf seinem Block. Dann fragte er ganz beiläufig: »Was für eine Schrotflinte hat Byron, Annette?«
    Die Frau wußte sofort, worauf er hinauswollte. »Byron ist Jäger.«
    »Macht er auch Tontaubenschießen?« fragte Decker und strich sich den Schnurrbart glatt.
    »Nein.« Annette entspannte sich ein wenig. »Er jagt nur, und auch das nicht mehr so oft. Er hat jetzt ein Browning, glaub’ ich.«
    »Kaliber zwölf?«
    »Zwanzig«, sagte Annette.
    Falsches Kaliber, aber trotzdem überprüfen. »Ich hatte mal eine Ithaca Deerslayer. Meine Kumpels und ich haben damit Alligatoren gejagt, unten in Florida. Mein Onkel …« Decker lächelte. »Mein Onkel war stinksauer auf uns, weil wir auf die Viecher geschossen haben. Es besteht ein absolutes Verbot, auf Alligatoren zu schießen, die werden nämlich wild wie Kettenhunde, und außerdem macht man ihre Haut kaputt.«
    Er bemerkte, daß Annette förmlich an seinen Lippen hing. Das war gut.
    »Wie tötet man denn Alligatoren, wenn man sie nicht erschießen darf?« fragte sie.
    »Das ist eine ziemlich umständliche Prozedur. Erst ködert man sie mit einem dafür präparierten Stück Holz … eine Art Fischhaken. Wenn sie angebissen haben, fesselt man sie, bis sie sich nicht mehr bewegen können. Dann schiebt man ihnen ein Spezialgewehr ins Maul, eins, das nach oben schießt. Es zermatscht ihnen das Gehirn, ohne die Haut zu beschädigen.«
    Annette streckte angewidert die Zunge heraus.
    »Hört sich ziemlich fies an«, sagte Decker. »Aber wenn man den Bestand nicht unter Kontrolle hält, fangen die Viecher an zu wandern und landen schließlich bei einem im Swimmingpool.«
    Decker lächelte, und Annette lächelte zurück. Sie schien sich zu amüsieren. Dann sagte er: »Ich bin in einer ziemlich

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