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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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eigenwilligen Familie aufgewachsen, ähnlich der Ihren. Wir hatten alles mögliche an Waffen: Gewehre, Schrotflinten, Handfeuerwaffen. Haben Sie eine Waffe, Annette?«
    »Nein, Sir«, antwortete sie.
    »Und Ihr Mann? Oder Darlene oder Byron?«
    »Jeff hat ein Gewehr. Darlene und ich können zwar schießen, aber wir mögen eigentlich keine Waffen.«
    »Hat Byron irgendwas Kleineres als eine Schrotflinte?«
    »Byron mag keine Pistolen«, sagte Annette. »Er meint, die sind da, um Menschen umzubringen und keine Tiere. Ich hab’ ihn immer nur mit einer Schrotflinte gesehn.«
    Irgendwas daran klang für Decker nicht ganz richtig. Er machte sich eine entsprechende Notiz und beschloß dann, das Thema zu wechseln. Annette war plötzlich ziemlich zugeknöpft, und er wollte nichts aufs Spiel setzen.
    »Lassen Sie uns ein wenig über Linda reden«, sagte Decker. »Ich hab’ mich ein bißchen umgehört und festgestellt, daß Linda keinen sehr guten Ruf hatte. Was wissen Sie darüber?«
    Annette schien keine große Lust mehr zum Reden zu haben. Sie nippte an ihrem Kaffee und tat zwei Päckchen Zucker hinein. Schließlich sagte sie: »Nun ja, ich hab’ so dies und das gehört. Aber ich wußte nicht, ob’s stimmt. Deshalb hab’ ich nichts gesagt. Hat doch keinen Sinn, Schmutz zu verbreiten.«
    Decker fragte, was sie denn gehört hätte. Annette setzte sich gerade und erklärte, daß Linda und Carla als ziemlich ausschweifend bekannt gewesen wären und einige Leute über sie geredet hätten.
    »Zum Beispiel die Leute im Hell’s Heaven?«
    »Besonders die Leute im Heaven.«
    »Jemand Besonderes?«
    »Carla hatte viele Freunde«, sagte Annette und fügte mißbilligend hinzu: »Die kann man schon gar nicht mehr zählen. Und Linda? Ich kann wirklich nicht mit Sicherheit behaupten, daß sie fremdgegangen ist, außer mit Byron natürlich. Aber ich weiß, daß es Probleme in der Ehe gab, deshalb schienen die Gerüchte nicht völlig aus der Luft gegriffen.«
    »Was für Probleme?«
    »Alles mögliche.«
    »Zum Beispiel?«
    Annette zählte sie an den Fingern ab. »Geldprobleme, Probleme mit den Schwiegereltern, Probleme, ein Kind zu kriegen.«
    »Das hat Linda Ihnen alles erzählt?«
    Annette nickte. »Wir haben uns früher ab und zu unterhalten. Aber nach der Sache mit Byron … Darlene hat uns alle beobachtet, und ich kam mir wie eine Verräterin vor, wenn ich mit Linda gesprochen hab’. Deshalb hab’ ich’s dann irgendwann bleiben lassen. Familie geht vor …«
    Diese Verpflichtung schien wie eine Last auf ihren Schultern zu liegen.
    »Nehmen wir uns die Probleme doch mal eins nach dem anderen vor«, sagte Decker. »Was für Geldprobleme?«
    Annette erzählte, daß Linda sich immer mehr Luxus gewünscht hätte, als Sagebrush ihr bieten konnte. Sie wollte das Land verkaufen, um rasch zu Geld zu kommen. Imkerei sei ein mühseliges Geschäft, wenn man es nicht gern tut, und das Land sei vermutlich viel mehr wert, als die Bienen hergeben. Aber Pappy D wollte das Land auf gar keinen Fall verkaufen. Er hätte den Eindruck gehabt, daß Linda Luke gegen ihn aufhetzte.
    Sie trank einen weiteren Schluck Kaffee und sagte: »Und irgendwo stimmte es auch. Alle wußten, daß Linda Luke überreden wollte, zu verkaufen und das Geld in ein anderes Geschäft zu stecken. Luke hat viel für Linda getan, mehr als er vielleicht für ’ne andere Frau getan hätte, aber in dieser Sache blieb er stur. Die Imkerei steckte Luke wohl genauso im Blut wie Jeff und Byron.«
    »Hat Linda Ihnen je gesagt, wieviel das Land ihrer Meinung nach wert wär’?«
    »Nein«, sagte Annette. »Ich mische mich nicht in Geldangelegenheiten. So halte ich mich aus den Familienstreitigkeiten raus.« Sie zögerte einen Moment. »Familienstreitereien scheinen immer was mit Geld zu tun zu haben. Damit habe ich wohl Problem zwei gleich mit beantwortet.«
    »Dann wollen wir zu Problem Nummer drei kommen«, sagte Decker. »Ich nehme an, Linda hatte Probleme, schwanger zu werden.«
    Annette nickte.
    »Lag es nur an ihr?«
    »Ich glaub’, es lag an beiden.« Annette wurde hochrot. Sie beugte sich zu ihm und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Ich meine, Linda hätte mir mal erzählt, daß Luke in dieser Hinsicht nicht sehr gut wär’.«
    »War er ein schlechter Liebhaber?« flüsterte Decker zurück.
    »O nein!« protestierte Annette und richtete sich auf. »So hab’ ich das nicht gemeint. Ich meine, ich weiß nicht, ob er ein guter Liebhaber war oder nicht. Sie hat sich nie

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