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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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rumtoben?« fragte Abel. »Von mir aus gern, Lil. Ich hab’ nichts dagegen, dir ’ne Weile zuzugucken, wie du Dampf abläßt.«
    Sie antwortete nicht.
    »Du hast neun Badezimmer im Haus«, sagte Abel. »Irgendwo muß doch ein tropfender Wasserhahn sein, den ich reparieren kann.«
    Lillians Augen begannen zu tränen. »Warum hast du nicht auf meine Anrufe reagiert?«
    »Ich war unheimlich schlecht drauf, Lillian. Aber es geht mir langsam besser. Tut mir leid, daß es bei dir nicht so gut läuft.«
    »O Gott.« Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. »Ich werd’ langsam zu alt für so was.«
    »Das hängt ganz von dir ab …«
    »Hör auf damit, Abel … Hör bitte auf.«
    Abel stellte seinen Werkzeugkasten auf die Erde und wartete auf weitere Anweisungen. Lillian rauchte ihre Zigarette bis zum Filter, dann riß sie die Tür auf.
    »Im Bad vom blauen Gästezimmer ist was undicht … an der Badewanne. Guck mal, ob du da was machen kannst.«
    »Ja. Ma’am.«
    Sie stolzierte ins Haus, ließ aber die Tür für ihn offen. Das Dienstmädchen von vorhin kam, um ihm das Badezimmer zu zeigen. Als ob das nötig wäre. Er kannte das Haus besser als sie. Doch er folgte ihr brav die gewundene Treppe aus poliertem Eichenholz hinauf, dann durch labyrinthartige, rauh verputzte Gänge mit hochglänzenden Parkettböden aus Mahagoni, auf denen echte Navajoteppiche lagen. Lillian ließ gerade mal wieder einiges umbauen, diesmal im Ostteil des Hauses. Unendlich viel Geld, unendlich viel Zeit.
    »Aquí«, sagte die Hausangestellte und führte ihn in das blaue Gästezimmer. »En el baño.«
    Abel nickte und schloß die Schlafzimmertür. Das hier war eines der kleinsten Schlafzimmer in der Villa, nur vier mal vier Meter und ohne Kamin. Es war vollständig in Blau gehalten und erinnerte Abel an einen Iglu. Er ging ins Badezimmer und drehte die Armaturen an der Badewanne auf. Der Kaltwasserhahn tropfte ein bißchen. Er öffnete seinen Werkzeugkasten, schraubte den Hahn ab und erneuerte die Gummidichtung. Eine Minute später tropfte der Hahn nicht mehr. Er stand auf, zog sich aus und betrachtete sich im Spiegel.
    Lillian hatte recht. Er sah wirklich aus wie ein Haufen Scheiße. Seine Schultern hingen herab, und seine Rippen kamen deutlich durch die Haut zum Vorschein. Zwei Jahre harte Arbeit – Bodybuilding, Vitamine, gesunde Ernährung –, alles zum Teufel. Während der letzten sechs Monate mußte er die Hälfte seiner Muskelmasse verloren haben. Diesmal hatte die Depression ihn wirklich hart erwischt. Er hatte aufgehört zu essen, Sport zu treiben, zu arbeiten. Hatte nichts getan, außer zu schlafen – und schlafzuwandeln. An allen möglichen seltsamen Orten war er aufgewacht und hatte sich gefragt, wie er dorthin gekommen war.
    Einmal hatte man ihn sogar in die Ausnüchterungszelle geworfen trotz seiner Proteste, daß er gar nicht betrunken war.
    Aber sie wußten nicht, was sie sonst mit ihm machen sollten, also mußte er dableiben und sich von den Betrunkenen vollkotzen lassen.
    Schlimm, hatte er sich gesagt. Du mußt da rauskommen.
    Und es ging ihm besser. Selbst sein Sexualtrieb hatte sich wieder eingestellt. Dann mußte dieser Scheiß mit der Nutte passieren. Er drohte in eine neue Depression zu verfallen, bis Doc ihn rettete. Und jetzt dachte Doc eigenartige Dinge über ihn. Daß Abel vorhätte, seinem Mädchen etwas anzutun.
    Abel schüttelte empört den Kopf. O Mann, was für ein Mädchen! Als ob er irgendeine Hoffnung haben könnte, an so etwas Exquisites heranzukommen. Einmal hatte er … Ja, einmal hatte er.
    Docs Mädchen. Sie erinnerte ihn an sein Mädchen. Die Art, wie sie sprach – eine ganz, ganz sanfte Stimme. Und dann hatte er vergessen, sein Bein wieder anzuschnallen, als sie nach ihm rief, und war auf den Hintern gefallen. Und wie sie angefangen hatte, über Phantomschmerzen zu reden.
    Er hätte am liebsten geschrien, willst du, daß es mir besser geht? Dann lutsch meinen Schwanz! Aber das konnte er natürlich nicht zu ihr sagen. Sie war schließlich keine Nutte. Er konnte nichts weiter tun, als seine Gefühle unterdrücken, indem er sich sagte, sie weiß nicht, was sie mir antut, indem er sich sagte, sie ist Docs Mädchen, also reiß dich zusammen.
    Reiß dich zusammen.
    Dann kam Doc herein, mit rotem Kopf und stinksauer ohne jeden Grund. Aber diesmal war Abel auch sauer. Das war zumindest besser, als in eine abgrundtiefe Depression zu verfallen.
    Er schnallte sein Bein ab und zog den Socken vom Stumpf. In

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