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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ich alle Zeit der Welt für dich. Erzähl.«
    »Deshalb hab’ ich ja angerufen.« Sie senkte die Stimme ein wenig. »Die Kinder sind zu Hause. Also kann ich nicht richtig reden. Außerdem müssen wir gleich zu meinem Schwager zum Geburtstag.«
    »Du klingst richtig begeistert.«
    »Ich komme fast um vor Aufregung.«
    »Dann geh doch nicht, wenn du keine Lust hast.«
    »Da kann ich mich nicht rauswinden. Zumindest nicht, ohne zu lügen.«
    »Dann sei ehrlich. Sag einfach, du fändest diesen ganzen Familienkram langweilig.«
    »Langweilig ist noch milde ausgedrückt.«
    »Ärger mit der Familie?«
    »So was in der Art.«
    »Sie machen dir meinetwegen Druck, weil sie mit mir nicht einverstanden sind.«
    »Noch viel schlimmer. Moment mal.«
    Decker hörte, wie sie auf ihren jüngsten Sohn Jacob einredete. »Wollen die Jungs mit mir reden?«
    »Unbedingt«, sagte Rina. »Hör mal, kann ich dich heute abend zurückrufen?«
    Decker zögerte.
    »Mußt du arbeiten?« fragte Rina.
    »Nur ein paar Dinge klären. Das kann ich auch morgen machen.«
    »Nein, laß mal. Ich hab’ heute nachmittag mein Ticket gekauft. In zwei Tagen sehen wir uns sowieso. Willst du die Flugdaten aufschreiben?«
    »Yeah, ich hol’ mir nur schnell einen Stift.« Er wühlte in einer Schublade mit allem möglichen Plunder und fand schließlich einen roten Kuli und eine alte Stromrechnung. Er hielt das Papier gegen die Wand und sagte: »Leg los.«
    Rina zählte das Wichtigste auf und gab dann den Hörer an Jacob weiter.
    »Hi, Yonkel«, sagte Decker. »Wie geht’s dir?«
    »Gut.«
    »Wie läuft’s in der Schule?«
    »Gut.«
    »Und beim Basketball?«
    »Gut.«
    »Wie viele Korbleger hast du denn gestern gekriegt?«
    »Vier.«
    »Gratuliere.«
    »Danke.«
    »Paßt du für mich auch gut auf deine Ima auf?«
    »Ja.«
    »Und bist auch brav zu deinen Großeltern.«
    »Ja.«
    »Das ist gut«, sagte Decker. »Ich vermiß dich, mein Junge.«
    »Peter?«
    »Was ist, Jakie?«
    »Wann können wir wieder auf deine Ranch?«
    Decker zögerte seufzend. Der Junge war allerliebst. Decker stellte sich vor, wie er ins Telefon sprach, die unschuldigen großen blauen Augen weit aufgerissen. »Honey, du kannst gern jederzeit kommen, wenn deine Ima es für richtig hält«, sagte er schließlich.
    »Ich vermisse die Pferde.«
    »Sie vermissen dich auch.«
    »Okay, tschüß. Hier ist Shmuli.«
    Rinas ältester Sohn kam an den Apparat.
    »Ich bin ganz traurig«, sagte Sammy.
    »Was ist denn los?« fragte Decker.
    »Warum dürfen wir nicht mit Ima nach L. A. kommen? Das ist unfair!!«
    »Sammy, ich würde mich wirklich freuen, wenn ihr beide hier wärt …«
    »Warum können wir denn dann am Mittwoch nicht mit Ima kommen?«
    »Weil es ein paar Dinge gibt, die ich mit eurer Ima allein besprechen muß.«
    »Dann warten wir halt im anderen Zimmer, während ihr miteinander redet.«
    »Das ist nicht so einfach, Sammy.«
    »Ima will uns nicht dabeihaben.«
    »Nein, das ist nicht wahr.«
    »Ist wohl wahr. Du willst sie bloß verteidigen.«
    Decker zögerte einen Augenblick. Mit dem Jungen mußte man vorsichtig umgehen.
    »Sammy, versuch es doch bitte zu verstehen. Ich hab’ deine Ima sechs Monate lang nicht gesehen. Wir sind irgendwie wie Fremde und brauchen eine Weile, um uns wieder aneinander zu gewöhnen. Und ich möchte eure Ima erst wieder richtig gut kennen, bevor du, dein Bruder und ich uns neu kennenlernen. Dann kann ich mich ganz auf euch konzentrieren und muß mir wegen eurer Mutter keine Sorgen machen. Siehst du das nicht ein?«
    Am anderen Ende herrschte längere Zeit Schweigen.
    »Hast du Streit mit Ima ?« fragte Sammy.
    »Nein, Sam, überhaupt nicht.«
    »Ich meine, ihr wollt euch doch nicht trennen?«
    »Nein.«
    »Denn wenn das so ist und du mich nur schonen willst …«
    »Wir wollen uns nicht trennen.«
    »Okay … Peter, kannst du sie nicht überreden, uns mitzunehmen?«
    »Ich glaub’, das wär’ im Augenblick nicht so gut.«
    »Wann können wir denn zu dir kommen?«
    »Bevor die Baseball-Saison vorbei ist.«
    »Die Baseball- Saison! Das könnte ja noch drei Monate dauern.«
    »Eins nach dem anderen, Sammy«, sagte Decker. »Laß mich erst mal in Ruhe mit deiner Ima reden.«
    »Und es ist auch wirklich nichts Schlimmes?«
    »Sammy, ich versprech’ dir, wir sehen uns, bevor der Sommer vorbei ist«, sagte Decker.
    »Okay«, antwortete Sammy mürrisch. »Ich geb’ dir noch mal Ima.«
    Decker fühlte sich gestreßt. Der Junge machte ihn immer ganz fertig. Sammy

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