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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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oder einen kostenlosen Rat bittet. Mein Gott, dieser Trottel hat mir nichts als Sorgen gebracht.«
    »Hat er Ihnen Schwierigkeiten gemacht?« fragte Decker.
    »Wer? Mein Versagerfreund? Ständig.«
    »Nein«, sagte Decker. »Mein Versagerfreund.«
    »Während er hier war nicht«, sagte Beauchamps. »Sehr kooperativ. Hat seine Zeit hier abgesessen, und das war’s. War allerdings ein seltsamer Typ, Decker. Der hat sich mindestens sechsmal am Tag die Hände gewaschen.«
    »LB-Syndrom«, sagte Decker.
    »Was?«
    »Lady-Macbeth-Syndrom. Einige Männer in unserem Zug hatten das Gefühl, sie kriegten das ganze Blut und Gedärm überhaupt nicht mehr von den Händen geschrubbt.«
    »Er ist also ein Militärkumpel von Ihnen?«
    »Ich hasse das Wort – Militärkumpel.«
    Beauchamps zuckte die Achseln. »Soll ich sein Vorstrafenregister raussuchen?«
    »Yeah.«
    Beauchamps tippte den Namen Abel Atwater in den Computer. Einige Minuten später reichte er Decker den Ausdruck.
    »Drei Vorstrafen«, sagte Beauchamps. »Jedes Mal, weil er die Muschi von ’ner Undercover-Beamtin kaufen wollte. Geiler kleiner Kerl.«
    »Das ist zwar nicht schön, aber noch lange keine Notzucht«, sagte Decker.
    »Vielleicht hat Myra ihn richtig wütend gemacht.«
    »Warum sollte Myra Steele den Namen ihres Zuhälters verschweigen, wenn er nichts mit dem Angriff auf sie zu tun hat? Man sollte doch erwarten, daß sie sich zuallererst mit ihm in Verbindung setzt.«
    »Ich weiß nicht, was im Kopf der Lady vorgeht, aber eines kann ich Ihnen sagen. Einige von diesen Loddels werden verdammt sauer auf ihre Ladies, wenn sie sich zusammenschlagen lassen. Die behandeln die dann wie beschädigte Ware. Vermutlich ist ihrer ziemlich jähzornig, und sie hat keinen Bock auf noch mehr Schmerzen.«
    »Ist sie immer noch im Krankenhaus?«
    »Aber ja. Da wird sie wohl auch noch ’ne Weile bleiben.«
    »In welchem?«
    Beauchamps zuckte die Achseln.
    »Wissen Sie, wer dafür zahlt?« fragte Decker.
    »Nope. Aber ich vermute, sie liegt im County, und die Stadt kommt für die Kosten auf.« Beauchamps Telefon klingelte. Er ging dran und sagte dann: »Andrick ist wieder da.«
    »Super.«
    »Viel Glück.«
    »Danke.«
    »Torres und Hoersch reagierten am schnellsten auf den Notruf«, sagte Andrick. Er war Ende Fünfzig, übergewichtig und rot im Gesicht. »Es ging sehr hektisch zu, und alles war voller Blut. Sie gaben sofort durch, jemand habe lebensgefährliche Schnittwunden erlitten und brauche dringend ärztliche Hilfe. Ich kam ungefähr eine Viertelstunde nach ihnen. Das Mädchen wurde gerade auf eine Bahre gepackt. Ihr Freund war in Handschellen, weinte und blutete aus einer Wunde am Kopf.«
    Andrick schloß seinen Aktenschrank auf und lockerte sich die Krawatte. Decker fiel auf, daß er schwer atmete und unter den Armen ganz verschwitzt war.
    »Ist mit Ihnen alles in Ordnung?« fragte Decker.
    »Doch, ich bin in Ordnung«, sagte Andrick.
    »Sie sehn aber nicht besonders gut aus.«
    »Mir fehlt nichts«, stieß Andrick gepreßt hervor.
    »Dann ist ja gut«, sagte Decker. »Darf ich mal in die Akte sehn?«
    Andrick warf ihm den Ordner zu. Decker las einen Augenblick, dann sagte er: »Der Krankenwagen hat also das Mädchen mitgenommen. Wer hat denn Atwater ins Krankenhaus gebracht?«
    »Kann ich mich nicht dran erinnern. Jemand muß noch einen Krankenwagen gerufen haben, die haben die beiden nämlich nicht im selben Wagen abtransportiert.«
    »Und die ganze Zeit hat sich niemand um Atwaters Kopfverletzung gekümmert?« fragte Decker.
    »Hören Sie«, sagte Andrick und knöpfte sich das Hemd auf. »Sie haben ein Opfer und einen Täter. Und nur einen Krankenwagen. Würde es Ihnen da schlaflose Nächte bereiten, daß so ein Arschloch von Vergewaltiger verbluten könnte?«
    »Nein.« Decker überflog die Akte. »Haben Sie ihn das hier sagen hören? Oder haben Ihnen das die Uniformierten gemeldet?«
    »Nope«, sagte Andrick. »Alles, was ich aufgeschrieben hab’, hab’ ich mit eigenen Ohren gehört … Was genau hab’ ich geschrieben?«
    Decker las vor. »Es tut mir ja so leid. Das hab’ ich nicht gewollt. Verdammte Scheiße. Das hab’ ich nicht gewollt. Es tut mir leid. Ich wollte niemandem weh tun.«
    »Ja, das hab’ ich ihn sagen hören. Mit so was beweist man nicht gerade seine Unschuld. Ist es warm hier drinnen?«
    »Ein bißchen«, sagte Decker geistesabwesend. Ihm war gerade eingefallen, daß er schon mal so ähnliche Worte von Abel gehört hatte. Eine bestimmte

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