Abschied von Eden
könnten. Das Schwein wird wegen überfälliger Unterhaltszahlungen für die anderen drei Kinder gesucht.«
Hollander starrte auf das Foto und sagte dann: »Er hat nur ein Kind mitgenommen?«
»Yeah, die anderen Kinder sind älter und wollen mit dem Drecksack nichts zu tun haben«, sagte Benko und legte einen Arm um Dotty. »Man muß auch schon für Kleinigkeiten dankbar sein, was?«
Dotty versuchte zu lächeln, doch ihr Gesicht verzog sich zu einem Weinen, und sie begrub es in ihren Händen.
»Na, komm schon, Dotty.« Benko nahm sie in die Arme. »Es wird alles wieder gut, das versprech’ ich dir.«
Dotty hörte nicht auf zu weinen. Benko sah Hollander an und zuckte mit den Schultern. »Wann können wir das Kind sehen?«
»Ich warte auf Detective Dunn. Sie wird mit Ihnen zum Pflegeheim fahren.«
Dotty trocknete sich die Tränen am Ärmel und fragte dann: »Geht’s ihr gut?«
»Dem Kind? O yeah«, sagte Hollander. »Alles prima.«
»Ich meine, sie wurde nicht mißhandelt?« fragte Dotty.
»Nein, ganz bestimmt nicht.«
»Doug trinkt nämlich«, sagte Dotty, »und hat sich nicht unter Kontrolle, wenn er betrunken ist. Deshalb hab’ ich ihn verlassen.«
»Sehr vernünftig, Dotty«, sagte Benko. »Sehr vernünftig.«
»O Gott, ich will mein kleines Mädchen wiederhaben!« Sie fing an zu schluchzen. »Er hat das extra gemacht. Nicht weil er sie liebt, er hat’s getan, um mir eins auszuwischen, der Dreckskerl.«
»Wir kriegen ihn«, sagte Benko. »Ich werd’ ihn finden, Dotty, das schaff ich allemal. Irgendwas wird sich schon ergeben.«
»Wie hat er sie entführt?« fragte Hollander.
»Hat sie einfach an seinem Besuchstag nicht zurückgebracht. Irgendein Arschloch von Richter hatte darauf bestanden, daß er Besuchsrechte kriegte. Wie bereits gesagt, die anderen wollten nicht mit ihm gehen. Aber ein kleines Mädchen von zwei Jahren, was weiß das schon? Scheißrichter. Gibt so einem Drecksack wie dem Besuchsrechte. Dotty hat versucht, ihm klarzumachen, was mit Doug los ist, aber der Mistkerl wollte nicht auf sie hören.«
Hollander starrte immer noch auf das Foto. Dann fragte er: »Wie alt ist dieses Bild?«
»Wieso? Kennen Sie den Dreckskerl?« Benko lächelte Dotty an. »Siehst du? Hab’ dir doch gesagt, es wird sich irgendwas ergeben. Diese Leute hier haben was drauf. Woher kennen Sie den, Detective?«
»Ich kenn’ ihn nicht unter dem Namen Doug Miller«, sagte Hollander. »Aber der Kerl kommt mir bekannt vor. Ich muß mal in Ruhe darüber brüten.«
»Klar, lassen Sie sich ruhig Zeit!« Benko sah auf seine Uhr und begann dann, auf und ab zu gehen. »Ich hab’ einen ganzen Haufen Fotos. Ich werd’ sie hier noch mal rumzeigen, wenn Sie sagen, daß er Ihnen bekannt vorkommt. Wann kommt denn das Mädchen?«
»Wer?« fragte Hollander.
»Das Mädchen, das uns zum Pflegeheim bringt.«
Hollander lächelte. »Detective Dunn ist fast einsachtzig groß und wiegt achtzig Kilo. Sie ist zwar weiblichen Geschlechts, aber ganz bestimmt kein Mädchen. Sie müßte jeden Augenblick da sein.« Er starrte immer noch gebannt auf das Foto und schüttelte den Kopf.
»Gucken Sie nur, Detective«, sagte Benko. »Es fällt Ihnen bestimmt ein.«
»Was hat Ihr Exmann beruflich gemacht, Mrs. Palmer?«
Benko antwortete. »Ich weiß nicht, was er jetzt tut, aber als Dotty noch mit ihm verheiratet war, hat er als Dachdecker gearbeitet, stimmt’s?«
Dotty nickte.
»Hier in der Gegend wohnen viele Arbeiter«, sagte Hollander. »Da würde er gar nicht auffallen. Ah, Detective Dunn naht.«
Marge winkte zur Begrüßung. Benko und Dotty standen auf, und Hollander machte sie alle miteinander bekannt. Marge hielt Dottys Hand fest und sagte: »Es tut mir sehr leid, daß Sie so viel durchmachen mußten, und ich hoffe wirklich, daß wir Ihre kleine Tochter gefunden haben. Aber ich möchte noch mal wiederholen, was ich Ihnen schon am Telefon gesagt habe. Das Mädchen, das wir gefunden haben, sieht jünger aus als zweieinhalb.«
»Heather ist sehr klein. Sie sieht jünger aus«, brachte Dotty mühsam heraus und strich sich die Haare aus dem Gesicht.
»Ich hoffe, es ist Ihre Heather«, sagte Marge. »Ist Sergeant Decker schon da?«
»Er wurde dringend per Code sieben abberufen«, sagte Hollander. »Du kannst ihn anpiepsen, wenn du ihn brauchst.«
Marge schüttelte den Kopf und lächelte in sich hinein. Code sieben bedeutete normalerweise Pause, aber wenn sie es in Gegenwart von Zivilisten benutzten, hieß es, daß etwas
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