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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Knoblauch.
    »Puh«, sagte Marge.
    Decker schloß die Tür. »Ich hab’ ein ungutes Gefühl bei dieser Sache, Margie.«
    »Wenn diese Pizza nur ein erster Hinweis darauf ist, was noch auf uns zukommt, wird mir auch ganz mulmig. Meinst du, wir sollten uns mit unseren Kollegen in Khaki in Verbindung setzen?«
    »Noch nicht«, sagte Decker. »Laß uns zu dem Farmhaus gehen.«
    Sie machten sich auf den Weg durch die Felder. Auf halber Höhe stießen sie auf ein Dutzend Reihen von Holzkästen, die etwa einen halben Meter hoch und fünfzehn Zentimeter über dem Boden angebracht waren. Ein tiefes Summen erfüllte die Luft. Marge und Decker sahen sich fragend an. Nachdem sie noch drei Meter weitergegangen waren, erstarrten sie.
    Aus einem der Kästen kam eine trichterförmige schwarze Wolke. Sie schoß so plötzlich auf sie zu, daß sie keine Möglichkeit mehr hatten vor- oder zurückzugehen. Das Summen wurde immer stärker – ein tiefes Stöhnen. Bienen verdunkelten den Himmel und wirbelten wie ein Tornado um sie herum, als ob sie sie vom Boden hochreißen wollten.
    »Was sollen wir bloß tun?« fragte Marge voller Panik.
    »Ich würd’ ja sagen, die Waffen ziehen, aber ich fürchte, die nutzen hier nichts«, sagte Decker aus dem Mundwinkel heraus.
    »Peter …«
    »Bleib einfach still stehen.«
    »Ich will nicht so sterben«, sagte Marge, während die Bienen an ihrem Gesicht vorbeischwärmten.
    »Ganz ruhig«, sagte Decker beschwörend.
    Das Summen steigerte sich zu einem unerträglichen Klagegesang. Um sie herum war ein einziges Flügelgeschwirr, und weil Hunderte winzig kleiner Ventilatoren die warme Luft nach oben bewegten, wurde es etwas kühler. Decker hielt die Augen offen und sah, wie verschwommene graue Punkte an ihm vorbeischossen. Andere Insekten schlugen auf ihrer Flucht torkelnd gegen ihn, fielen in seine Jackentasche, berührten sein Gesicht und seinen Hals. Während er sich zwang, langsam zu atmen, mußte er an einen Wettkampf denken, von dem er in der Zeitung gelesen hatte – wer kann sich den größten Bienenbart wachsen lassen … Teilnehmer ließen Tausende von Bienen auf ihrem Gesicht landen. Bienen kitzelten Decker in der Nase. Ganz ruhig , wiederholte er für sich. Er hatte das Gefühl, als würde er in den Biestern ertrinken.
    Nach einiger Zeit, die ihnen wie Stunden vorkam, landete die Wolke urplötzlich einen Meter von ihnen entfernt auf einem Kasten und legte sich wie eine braune, wollene Tischdecke über das Holz. Einige verirrte Bienen summten noch um Decker herum. Schließlich wagte er es, sie zu verscheuchen. Marge folgte seinem Beispiel. Sie zitterte.
    »Alles okay?« fragte Decker.
    Marge nickte.
    »Wir sollten wohl besser von den Kästen verschwinden«, sagte Decker.
    »Aber ganz langsam«, fügte Marge hinzu. »Was, zum Teufel, war das?«
    »Keine Ahnung. Ich hab’ noch nie mit Bienen zu tun gehabt.«
    Wenige Minuten später waren die Kästen nur noch als Punkte zu erkennen. Doch überall auf den Feldern flogen Arbeitsbienen auf Futtersuche herum und saugten die Pollen aus den rosa, weißen und lila Blüten.
    »Warum konnte MacPherson diesen Fall nicht kriegen?« sagte Marge.
    Decker antwortete nicht.
    »Manchmal hasse ich deine stoische Haltung, Pete.«
    Als Decker immer noch nicht reagierte, gab Marge auf. Eine Minute später zerriß ein heftiger Knall die Luft.
    Decker blieb abrupt stehen und hob die Hände über den Kopf. »Schrotflinte.«
    »Du lieber Gott, was ist denn jetzt los?« sagte Marge. »Polizei!« brüllte sie.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind!« befahl eine Stimme. Sie kam von hinten. Decker drehte sich um. Ein Mann mit Imkerschleier, dicken Handschuhen und Lederschürze kam auf sie zu. Er war groß, hatte einen ansehnlichen Bauch und hielt eine Schrotflinte mit langem Lauf in der Hand. Marge machte einen Schritt nach vorn. »Ich hab’ gesagt, Sie sollen bleiben, wo Sie sind«, sagte der Mann. »Und das mein’ ich auch so!« Er unterstrich seine Worte, indem er noch einmal in die Luft schoß. Marge zuckte zusammen.
    »Polizei, Sir«, sagte Marge. Ihre Stimme war erstaunlich fest.
    Den Mann schien das nicht zu beeindrucken.
    »Was, zum Teufel, haben Sie auf meinem Grundstück verloren?«
    »Im Büro war niemand«, sagte Decker.
    »Das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, durch meine Felder zu trampeln und meine Bienen aufzuschrecken.«
    »Das tut mir leid, Sir«, sagte Decker. »Eigentlich wollten wir mit dem Imkereibesitzer sprechen. Er war nicht im Büro. Da dachten

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