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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Leichen fremd wären.
    Lautes Motorengeräusch erfüllte die flimmernde Luft. Zwei Autos – Byron in einem Ford Pick-up mit hölzerner Pritsche, Marge im Plymouth. Auf der Ladefläche des Fords standen drei Plastiktüten, ein großes tragbares Räuchergerät, aus dem Holzkohlenrauch aufstieg, und über ein Dutzend Holzkisten. Decker wies Marge an, Crandal bei der Durchsuchung des Wohnzimmers zu helfen, er selbst würde Byron beim Abladen helfen. Das Räuchergerät war heiß und schwer, Decker verbrannte sich fast die Arme. In den Plastiktüten waren Schutzkleidung sowie drei Blasebälge aus Stahl.
    »Ich hab’ einige Maschinen in der Scheune stehen sehen«, sagte Decker zu Byron. »Wofür ist das ganze Zeug da drin?«
    Byron hielt eine Hand hoch und zählte an den Fingern ab. »Pressen, Trommeln, Zentrifugen und Siebe …« Er hielt inne. »Geräte zur Honigverarbeitung.«
    »Um den Honig hier zu verarbeiten?«
    »Ja, Sir, das ist kein Problem.« Byron nahm eine Holzkiste von der Ladefläche. »Wär ’ne Schande, all die Bienen da drinnen umkommen zu lassen. Dann können wir sie auch gleich in den Stock bringen. Ich geb’ sie den Darcys zurück, falls sie sie noch wollen, wenn sie wiederkommen.«
    Er sah Decker an. Seine Haut hatte eine grünliche Farbe angenommen. »Sie wissen’s noch nicht, oder?«
    »Ich hab’ bisher nicht mit ihnen gesprochen«, sagte Decker. Dann bat er Byron, ihm den Gebrauch der Schutzkleidung zu erklären. Byron brauchte einen Moment, um wieder Farbe zu bekommen und seine Stimme wiederzufinden. Schließlich erklärte er die Prozedur und ermahnte Decker insbesondere, keine plötzlichen Bewegungen zu machen. Bienen würden leicht nervös, genau wie Menschen, dozierte er.
    Mit dem breitkrempigen Hut, dem langen Schleier aus Metall, den dicken Handschuhen und Gummistiefeln war Decker schweißgebadet, bevor er auch nur einen Schritt gemacht hatte. Durch den Blick durch das Drahtgeflecht fühlte er sich, als ob er im Gefängnis wäre.
    Byron übernahm die Führung, und Decker folgte ihm. Drinnen kratzte Arnie gerade Blut vom Wohnzimmerboden. Marge kritzelte in ihr Notizbuch, Ozzie Crandal untersuchte einen Fußabdruck auf dem Boden.
    »Hat schon jemand einen Abdruck davon angeordnet?« fragte er.
    »Noch nicht«, sagte Decker.
    »Dann werde ich einen anordnen«, sagte Crandal.
    »Gute Idee«, sagte Marge. Es gelang ihr fast, den scharfen Unterton aus ihrer Stimme zu halten, aber Ozzie bekam ihn trotzdem mit.
    »Jemand, der vom Tatort wegging, nicht hinein. Die Zehen weisen nach vorn«, fügte er hinzu.
    »Wieso ist da nur ein Abdruck?« fragte Marge.
    Crandal schien überfragt. »In der Küche sind reichlich Abdrücke«, sagte Decker. »Vielleicht ist demjenigen bewußt geworden, daß er Blut ins Wohnzimmer trug, und er hat die Schuhe ausgezogen.«
    »So seh’ ich das auch«, fügte Crandal hinzu.
    »So seh’ ich das auch«, äffte Marge ihn nach.
    »Hören Sie, Lady …«, sagte Crandal.
    »Nun mal langsam, Leute«, sagte Decker. »Ich schwitz’ mich in diesen Klamotten kaputt, und mir reißt auch langsam die Geduld. Wie wär’s, wenn wir alle einfach den Mund halten?«
    »Ist mir sehr recht«, sagte Marge mit zusammengebissenen Zähnen.
    Crandal murmelte irgendwas, dann machte er sich wieder an die Arbeit.
    Decker wußte, daß Crandal sich ziemlich blöd verhalten haben mußte, um Marge derart aus der Fassung zu bringen. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sie danach zu fragen. Statt dessen schob er Byron in die Küche. Jetzt, wo er seine Arbeitskleidung anhatte und das tat, was er am besten konnte, war Byron nicht mehr der gebrochene Mann, den Decker vor einer halben Stunde erlebt hatte. Er verhielt sich absolut professionell, blies behutsam Wolken von Rauch auf einen Teil der Bienen und schob sie dann vorsichtig mit den Handschuhen in seine Holzkisten. Er arbeitete langsam und brauchte ungefähr anderthalb Stunden. Decker ermahnte ihn immer wieder, auf seine Hände und Füße zu achten, um keine Spuren zu verwischen. Als Byron fertig war, waren fast alle Bienen und Wespen in Kisten und die Leichen zum größten Teil von den geflügelten Viechern befreit. Marge hatte recht gehabt. Nachdem die Bienen fort waren, konnte Decker die ganze Abscheulichkeit des Verbrechens betrachten – Mengen blutleerer Eingeweide, riesige Löcher von Schrotkugeln im Bauch- und Brustbereich. Bei einer der Frauen hing das halbe Herz aus der Brust. Die Gesichter waren schwarz geworden. Maden krochen

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