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Abschlussfahrt

Abschlussfahrt

Titel: Abschlussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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zufällig jemand, wie der BvB gestern Abend gespielt hat? Ist doch englische Woche, oder?«
    Wir bringen immer noch kein Wort heraus.
    »Oh, Mann! Jetzt macht euch mal locker! Eurem Kumpel passiert schon nichts. Nur eine winzig kleine Lektion in Sachen Ausländer verarschen. Das können wir nämlich auch.«
    Kollektives Aufatmen. Zugegeben hätte es wahrscheinlich keiner, aber ein bisschen Sorgen haben wir uns wohl alle gemacht. Andere Länder, andere Sitten. Hätte ja sein können.
    »Ich heiße übrigens Ede«, sagt der Kellner und streckt uns seine Hand entgegen. »Eigentlich Eduardo, aber wenn man in Dortmund aufgewachsen ist, bleibt eben nur noch Ede übrig.«
    »Marlon«, sagt Marlon und schüttelt ihm die Hand. »Und Hut ab. Weltklasseverarsche. Kann ich mir deine Schwester vielleicht mal ausleihen?«
    »Das ist nicht meine Schwester«, lacht Ede. »Das ist meine Tante Maria. Ihr gehört der Laden hier. Und sie ist zum Glück immer für einen Spaß zu haben. Ich kann sie ja mal fragen.«
    Wir lachen gelöst.
    Ede klatscht in die Hände. »Jetzt muss ich aber mal wieder was schaffen. Was kann ich euch denn bringen?«
    Wir geben unsere Bestellungen auf, Ede notiert sie auf seinem Block.
    »Alles klar, kommt sofort. Und euren Kumpel bringe ich dann auch wieder mit. Falls Tante Maria ihn wieder hergibt.«
    Es dauert ungefähr zehn Minuten, bis Lars mit einem Tablett in den Händen zurück an unseren Tisch kommt. Er lächelt etwas gequält, sein Haar ist total zerzaust. Wir können uns natürlich ein Lachen nicht verkneifen.
    »Haha, sehr witzig«, sagt er und stellt das Tablett mit unseren Bestellungen auf dem Tisch ab. »Vielen Dank auch für die Hilfe. Mann, ich dachte echt, die stellt sonst was mit mir an. Die sind echt total irre hier.«
    »Wieso? Erzähl mal!«, lacht Seba. »Was hat sie denn mit dir gemacht?«
    »Die hat mich da in irgendein Hinterzimmer geschleppt und auf einen Stuhl gesetzt«, stöhnt Lars. »Und dann hat sie mir erst mal die Augen verbunden.«
    »Ach du Scheiße!«, ruft Marlon entsetzt.
    »Ja, allerdings. Ich hab mir fast eingepisst vor Angst. Ich dachte echt, das war’s jetzt. Die zieht sich jetzt aus und dann setzt sie sich auf dich und dann bist du platt.«
    »Bist du aber offensichtlich nicht«, stellt Marlon amüsiert fest. »Also, was ist dann passiert?«
    »Dann gab’s Eis bis zum Abwinken.«
    »Was?«, fragt Henny ungläubig.
    »Sie hat mich mit Eis gefüttert. Supergeil. Riesenlöffel. Alle Sorten, die ich wollte. Verdammt lecker. Aber eins sag ich euch: Ich werde nie wieder versuchen, Ausländer zu verarschen.«
    »Sehr gute Entscheidung!«, grinst Diego. »Ich nehm dich beim Wort, ihr habt’s alle gehört.«
    »Okay, kleine Korrektur«, lacht Lars. »Ich werde nie wieder versuchen, Ausländer zu verarschen. Anwesende Mitbürger spanischer Herkunft ausgenommen.«
    Wuttke schleift uns durch die halbe Stadt. Zuerst geht es zu irgendeinem Platz, auf dem die Statue eines nackten Kerls namens David steht, den wohl Michelangelo gebastelt hat. Danach sind die Uffizien dran, eine Art Museum mit schrecklich viel Kunst. Okay, wenn man drauf steht, ich kann damit allerdings sehr wenig anfangen. Danach geht es über die älteste Brücke von Florenz, den Ponte Vecchio. Wobei man dort gar nicht das Gefühl hat, über eine Brücke zu laufen, das ist eher so eine Art Einkaufszentrum oder ein Flohmarkt mit unzähligen kleinen Läden und Ständen links und rechts. Aber es ist eben alt, also müssen wir drüber. Auf der anderen Seite der Brücke steht irgendein Palast, aber den gucken wir uns nur von außen an. Wieder zurück über die Brücke und zum Dom, wo bereits der Bus auf uns wartet.
    Die Rückfahrt nach Lucca gestaltet sich sehr, sehr ruhig, weil alle total fertig sind von der ganzen Rumlatscherei.
    Der Bus hält und wir steigen an einem großen Platz mitten in der Stadt aus. Wuttke versammelt alle um sich herum.
    »Alle mal herhören! Von hier aus starten wir gleich unsere Stadtrallye! Und zwar wird das Ganze folgendermaßen ablaufen: Es gibt fünf Gruppen und …«
    Auf der Stelle bricht ein Riesentumult aus, Grüppchen werden gebildet, laute Diskussionen, wer wo und warum nicht oder dann doch dabei sein darf, der reinste Ameisenhaufen.
    »Hallo!«, brüllt Wuttke gegen das Geplapper an. »Vielleicht lasst ihr mich erst mal ausreden! Hey! Hier spielt die Musik!«
    Das Geplapper verebbt langsam.
    »Der Einfachheit halber und um Diskussionen zu vermeiden, bildet jedes Zimmer eine

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