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Abschlussfahrt

Abschlussfahrt

Titel: Abschlussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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bleibt.
    Wuttke dreht sich um. Jetzt sind es bereits ein paar Blicke mehr und Finger, die auf uns zeigen.
    Wuttke schaltet sehr schnell, dreht sich wieder zu uns um und klatscht laut in die Hände.
    »Okay, Leute!«, ruft er laut. »Abmarsch! Alle zum Domeingang! Aber zackig!«
    Wir setzen uns in Bewegung, ohne uns noch einmal umzudrehen. Als wir ein paar Meter entfernt sind, fängt Marlon plötzlich an, laut die amerikanische Nationalhymne zu pfeifen.
    »Marlon, es reicht!«, knurrt Wuttke und packt ihn wieder am Kragen. »Du bleibst jetzt da drinnen immer ganz dicht bei mir! Ist das klar?«
    »Klar, Chef.«
    Marlon schlingt beide Arme um Wuttke und drückt sich fest an ihn. »Ist das dicht genug?«
    »Dieser Junge treibt mich noch mal in den Wahnsinn«, seufzt Wuttke kopfschüttelnd.
    Der Dom. Groß. Hoch. Fresken. Statuen. Altar. Bunte Fenster. Weihrauch. Kerzen. Wuttke. Geschichte. Bla, bla, bla. Über eine Stunde. Und tschüss.
    Es sind doch mehr, als ich dachte, die mit Wuttke bis ganz nach oben kraxeln wollen, unter anderem auch Adrian und Yvonne. Der Rest hat eine Stunde Freigang.
    »Ich brauch jetzt erst mal was zu saufen«, sagt Marlon.
    »Wie wär’s da drüben?«, fragt Henny und zeigt auf ein Straßencafé direkt am Domplatz. »Da kann man schön draußen sitzen.«
    »Von mir aus«, erwidert Marlon. »Drinnen, draußen, egal. Hauptsache, es gibt Bier.«
    Nele, Seba, Lars und ich stimmen ebenfalls zu.
    Das Café ist voll besetzt, aber zum Glück wird ein Vierertisch frei, als wir ankommen. Wir schnorren uns noch zwei Stühle zusammen und setzen uns. Auf dem Tisch liegt eine Karte. Nele schnappt sie sich als Erste und studiert sie.
    »Gelato heißt Eis, oder?«, fragt sie. »Oh ja, da hab ich jetzt richtig Lust drauf! Ein leckeres Schokoeis.«
    Das ist allerdings eine sehr gute Idee, hätte ich auch draufkommen können. Ein echtes italienisches Eis, das klingt wirklich sehr verlockend. Allerdings bin ich eher für Vanille. Aber was heißt Vanille auf Italienisch? Vanillo?
    »Gibt’s auch Vanille?«, frage ich.
    »Hier stehen keine Sorten«, antwortet Nele. »Aber gibt’s bestimmt, gibt’s doch überall.«
    »Aber da steht doch hoffentlich irgendwas von Birra?«, will Marlon wissen.
    Nele nickt. »Gibt sogar Becks.«
    »Sehr gut.« Marlon lächelt selig. »Mehr muss ich nicht wissen.«
    Prima, dann können wir ja bestellen. Das heißt, könnten wir, wenn denn mal ein Kellner zu uns an den Tisch käme. Es läuft zwar immer wieder einer direkt an uns vorbei, aber sooft wir auch die Finger in die Luft strecken – keine Reaktion. Ich bin fast schon so weit, ihm Absicht zu unterstellen, als er zehn Minuten später plötzlich doch mit gezücktem Block an unserem Tisch steht.
    Er sagt irgendwas auf Italienisch und schaut uns fragend an. Marlon holt schon Luft, um seine Bestellung aufzugeben, aber Lars hält ihn zurück.
    »Nein, lass mich das machen!«, sagt er und wir wissen alle ganz genau, was jetzt kommt.
    Nele und ich gucken uns an und verdrehen genervt die Augen. Gibt es etwas Unlustigeres, als Witze anderer nachzumachen? Wohl kaum. Aber das ist Lars, er hat nun mal keine eigenen Ideen. Das kann ja nur peinlich werden. Nele und ich rutschen schon mal ein Stück tiefer in unsere Sitze.
    Lars wendet sich noch kurz an Seba.
    »Für dich auch ein Bier?«, fragt er.
    Seba nickt.
    »Okay, jetzt pass mal auf, du Depp«, richtet er sich mit seinem schmierigsten Lächeln an den Kellner. »Wir hätten gerne drei Becks.«
    Er streckt dem Kellner drei Finger entgegen.
    »Birra. Becks. Drei. Und zwar zackig. Sonst fick ich deine Schwester.«
    Na super. Er hat sich noch nicht mal einen anderen Spruch einfallen lassen. Wie lahm ist das denn?
    Der Kellner zückt seinen Stift.
    »Drei Becks, alles klar«, sagt er, und zwar nicht nur in allerbestem Deutsch, sondern auch noch mit einem leichten Ruhrpott-Dialekt.
    Lars fällt alles aus dem Gesicht.
    »Du willst echt meine Schwester ficken, hast du gesagt?«, fragt der Kellner und grinst.
    »Äh … ich …«, stammelt Lars und wird knallrot. »Nein … das war doch … das war nicht so gemeint. Echt nicht. Sorry.«
    »Ja, wie jetzt?«, funkelt der Kellner ihn plötzlich böse an. »Du willst doch jetzt wohl nicht plötzlich einen Rückzieher machen? Hey, damit spaßt man nicht! Das ist eine verdammt ernste Angelegenheit!«
    »Äh … nein … ich … ähm …«, stammelt Lars.
    Der Kellner stützt sich mit beiden Händen auf den Tisch und kommt mit seinem Gesicht

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