Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
Vom Netzwerk:
darunter vorstellten musste, hatte sie die Blätter entnervt zerrissen.
Sie gab den systematischen Ansatz auf und kaufte sich am Flughafen eine Ausgabe
des Kicker, fischte den Sportteil aus der Süddeutschen und hoffte,
dass sie damit einigermaßen ausgerüstet war. Mut zur Lücke.
    Und
dann war das Wunder geschehen, und das Wunder hieß Hakan Hunsfos. Welch ein
Glück, dass sie ihn gleich bei der Ankunft der Mannschaft in die Klauen
bekommen hatte!
    Eva
spürte eine kühle Brise über ihre Beine wehen und griff nach einem Strandtuch.
Dann stellte sie ihr Glas ab und bediente sich direkt aus der Flasche. Viel
unkomplizierter.
    Sein
Tod tat ihr leid, irgendwie, aber war es nicht so, dachte Eva sinnend, dass
sich meist eine Tür auftat, wenn sich eine andere Tür gerade geschlossen hatte?
Oder so ähnlich? Nun, für Hakan war die Tür ins Schloss gefallen, aber sein Tod
bedeutete, dass sich ihr nun hundert Möglichkeiten auftun würden. Society
Journalistin. Endlich! Ab morgen oder spätestens ab übermorgen würden sie
bei ihr anklopfen, die Medienkonzerne, die ganz großen Blätter der Branche.
Oder doch lieber beim Fernsehen bleiben? Ein eigenes Society- Magazin zur
Prime Time mit völlig neuem, frischem Format?
    Hatte
Hakan geahnt, welches Potential in ihr steckte? Nein, dachte Eva und grinste.
Sei, ehrlich zu dir, dem war dein Talent vollkommen schnuppe. Der brauchte nur
ein blondes Schreibmäuschen, dem er die Infos geben konnte, sicher, dass ich
sie erst lancieren würde, wenn er sein O.K. gab.
    Und
nun war er tot, tot, bevor er seine Zustimmung zur Veröffentlichung geben
konnte. Eva musste selbst entscheiden, und sie hatte entschieden. Der Countdown
lief.

Kapitel 9
- Warmlaufen am Rand -
    Mit
entschiedener Missbilligung beobachtete Herbert Schmalfuß das junge Ding neben
sich, dessen Finger unschlüssig über ein Körnerbrötchen tanzten, bis sie sich
mit festem Griff um ein Croissant schlossen. Kein Ton kam über seine Lippen,
aber er klapperte energisch mit der Brotzange wie ein kastagnettenschwingender
Flamencotänzer. Das Mädchen blickte glasig durch ihn hindurch, schmiss nach
einigem Nachdenken das zerbröselte Croissant zurück und grapschte in den Korb
mit simit. Schmalfuß seufzte und fischte nach einem Knäckebrot, das zwischen
anderen Knäckebroten in einem silbernen Ständer eingekeilt war. Er zog und
zerrte und das Brot zerkrümelte knirschend unter den immer wütenderen Bissen
seiner Zange.
    »Oh,
Herbert, Herbert, nun gönn dir doch auch mal was, immer diese trockenen
Wüstenschnitten!«, dröhnte es dicht an Schmalfuß‘ Ohr, und er drehte sich
erschrocken um. Hinter dampfenden Schwaden, die von einem mit Würstchen, Rührei
und Omelette mit Speck beladenen Teller aufstiegen, erkannte der Ex-Kommissar
die massige Gestalt von Maximus Grambrod. Als sei er in der Kunst des
Servierens bestens ausgebildet, balancierte er auf seinem Unterarm einen Teller
mit kalten Speisen, während er den Teller mit den warmen Köstlichkeiten in der
Hand hielt. Ein gut gefüllter Brotkorb baumelte vergnügt an seinem anderen Arm.
Mit breitem Grinsen beobachtete er, wie Schmalfuß liebevoll die Einzelteile seines
zerbröselten Knäckebrots neben einem Schälchen mit Kräuterquark arrangierte.
    »Das
sieht mir nicht nach Urlaub aus, mein Freund! Schau dich doch einmal um! Hier
warten unbekannte und bekannte Gaumenfreuden, von denen du noch in zehn Jahren
schwärmen wirst.«
    »Ich
delektiere mich lieber an den Genüssen der abendlichen Kulinarik. Unsereins ist
einfach kein Morgenmensch, ist es nie gewesen. Und so fordere ich den
Organismus, der mich noch redlich und friedlich durch den Tages begleiten soll,
nicht schon zu früher Stunde heraus.«
    Schmalfuß
betrachtete die kleinen dicken, mit heißer Schokolade überzogenen Pfannkuchen,
die sich am Rand von Grambrods dampfendem Teller türmten. Sachte platschten
Schokotränen auf Grambrods Unterarm, doch er schien es nicht zu bemerken, oder,
dachte Schmalfuß, er sammelt schon einmal Vorräte in der Armbeuge, falls seine
Gattin gleich wie ein Zerberus um die Ecke galoppiert.
    »Kommst
du wieder zu uns? Ein Tischgenosse mit so wenig Appetit ist mir immer
willkommen – da habe ich mehr Platz für meine Leckereien auf dem Tisch!«
    Erstaunt
betrachtete Schmalfuß sein Gegenüber, das mehr denn je wie eine zufriedene Unke
aussah, und Grambrod deutete diese Verwunderung richtig.
    »Meine
bessere Hälfte hat die Segel gestrichen und das Essverbot aufgehoben.

Weitere Kostenlose Bücher