Absolute Beginners
nicht. Aber bei den Katzens kann ich das machen, weil ich Emmanuel vor einiger Zeit unabsichtlich einen großen, großen Gefallen getan habe, d. h., ich stellte ihm einen perversen Typen vor, den ich fotografiert hatte, Adam Stark hieß er, und der entpuppte sich als irrer Verleger mit Hang zum Geldvernichten und druckte eine Handvoll von Mannies Gedichten, die eine Zeit lang für literarische Schlagzeilen sorgten. Und für Tantchen Dies und Oma Das unten in der Borough Road bin ich deswegen Fix-it-Charlie, der schlaue Junge, der ihrem jungen Wahrsager den nötigen Schub verpasst hat. Wenn du in dieser Welt im richtigen Moment ein freundliches kleines Werk tust, ist die Dividende enorm: andernfalls ist es bald vergessen. Nichtsdestoweniger war ich so vorsichtig, das Taxi unten beim St. George’s Circus halten zu lassen und dem jungen Shakespeare eine vier Pence teure Warnung vor meinem Erscheinen zu geben.
Die Katzens – mindestens drei Duzend von ihnen – wohnen in einer schönen alten, wieder instandgesetzten Ruine, und Mannie selbst kam herunter, um mich reinzulassen, wie üblich in seiner Uniform aus blauschwarzen Cordhosen, und führte mich nach oben und zu meinem Bedauern in den Salon, denn das bedeutete, dass es die restlichen Katzens, sowie sie gehört hatten, dass Besuch kam, dem Lieblingssohn überließen, den ehrenwerten Gast zu unterhalten und selbst das Weite suchten. Und da, wie dem Alten Testament entstiegen – aus einer dieser illustrierten Ausgaben mit Rebecca oder vielleicht Rahel, die soeben etwas Wunderbares vernimmt, vor dreitausend Jahren, neben einem Brunnen – war Miriam K., und dort, bei seiner Berserker-Aufführung auf dem Parkett, war ihr jugendliches Krieger-Produkt Saul. Keiner von ihnen fragte mich, warum ich gekommen war oder warum ich mich seit einer Ewigkeit nicht mehr hatte blicken lassen, was meiner Meinung nach ein Zeichen für zivilisierte menschliche Wesen ist – denn, glaub mir, die meisten Gastgeber sind Tyrannen, die einem die Pistole an den Kopf halten, aber nicht dieses Paar.
»Und wie geht’s den Angries?«, erkundigte ich mich.
Eigentlich ritt Mannie gar nicht auf der Angries-Welle, obwohl er ungefähr zur gleichen Zeit in Druck ging, als dieser Haufen Landhaus-Journalisten der Öffentlichkeit zum ersten Mal in die Nase stieg. Mannies Dichtung, von der ich den allgemeinen Kern schon kapiere, denke ich, zürnt einzig dem Grab, das ist ihm zuwider; für das Leben der Kiddos aus dem Borough oder Bermondsey hat er hingegen nichts als Anerkennung übrig. Seine Gedichte sind Lobgesänge auf das jugendliche London: aber im Gespräch erkennt er nichts und niemanden an. Im Gespräch lehnt Mannie alles ab, besonders das, was man zuletzt gesagt hat, was auch immer es war.
»Wie ich sehe, haben sie dir das Memorial-Preis-Ding verliehen«, sagte ich. »Ich wollte eigentlich einen Glückwunsch mit der Post schicken, aber ich hab es vergessen.«
»Sie haben ihn mir nicht verliehen , Sohn. Ich habe ihn gewonnen«, sagte Mannie.
»Als Nächstes machen sie dich zum Mitglied des Order of the British Empire oder benennen eine Straße nach dir.«
»O. B. E.! Meinst du, das würde ich annehmen?«
»Ja«, sagte Miriam, die ein paar falsche Locken in die echten Locken ihres Kindes drehte.
»Was wäre denn angemessen für dich?«, fragte ich. »Adelsstand auf Lebenszeit, würde dir das reichen?«
»Damit ist nicht zu spaßen«, sagte mir Mannie. »In England bestechen sie einen nicht mit Geld, sondern mit schundigen Ehren . Und die Leute ziehen sie dem Geld vor.«
»Ich nicht, ich würde mich auch auf ein Bestechungsgeld einlassen.«
»Schmeicheleien und Ansehen schmecken süßer als LSD.«
»Dann ändere lieber deine Meinung und nimm es an.«
»Das wird er«, sagte Miriam, die den Kleinen gerade wickelte.
»Niemals. Noch nicht mal das Amt des Hofdichters.«
»Ein Duke – das würde dir gefallen. Duke Katz von Newington Butts würde gut zu dir passen. Ich seh dich schon in Robe und Zylinder.«
»Anders als meine Mitbürger mag ich keine Verkleidung«, sagte Mannie hochnäsig.
»Warum trägst du dann diese samtene Kreation?«
»Erwarte von Mannie nicht, dass er logisch ist«, sagte seine bessere Hälfte.
»Ich bin also nicht logisch.«
»Nein.«
»Bist du dir da sicher?«
»Ja.«
»Und als ich dich heiratete, war ich auch nicht logisch?«
»Nein. Da warst du verzweifelt.«
»Warum war ich verzweifelt?«
»Weil du deine erste Ehe vergeigt hattest und jemanden
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