Absolute Beginners
brauchtest, der dir wieder auf die Beine hilft.«
»Die hab ich also vergeigt.«
»Du hast auf alle Fälle dazu beigetragen.«
»Wenn man einmal was vergeigen kann, kann man es auch zweimal.«
»Meinst du damit uns? Das glaube ich nicht. Außerdem lasse ich nicht zu, dass du es uns vergeigst.«
»Nein? Das lässt du nicht zu?«
»Nein.«
Während dieses kleine Stück weiter fortschritt, kam sich das Paar immer näher, bis sie schließlich Nase an Nase knieten und einander anschnauzten, während beide ein Körperteil ihres ganzen Stolzes umklammert hielten.
»Miriam«, sagte ich, »dein Produkt pinkelt aufs Parkett.«
»Das ist nicht ungewöhnlich«, sagte seine liebende Mutter, und sie beschäftigten sich mit der Rettungsaktion.
Als ich diese häusliche Szene betrachtete, die reine Glückseligkeit, überkam mich der kitschige alte Gedanke, ob nicht alle Ehen so sein könnten – ein Streit, der ewig währt und das Paar immer enger und fester aneinander bindet? Und warum nicht alle Mütter so sein könnten wie Miriam, jung und schön und liebevoll – und überhaupt alle Mädchen? Der alte Mannie hatte auf alle Fälle einen guten Fang gemacht.
»Möchtest du einen Hering?«, sagte er zu mir und sah vom Hintern seines Sohnes auf.
»Natürlich, Junge.«
»Ich hole welche. Drück Saul nicht auf den Boden«, sagte er zu seiner Frau, die ihm einen jener »Alles-gut«-Blicke zuwarf und ein kleines Mutter-und-Sohn-Ding mit dem Jungen anfing – wir verstehen einander, nicht wahr, Muttersohn?
Ich hörte, wie mich Mannie mit einem Lockruf vor die Tür beorderte, in einem Flüsterton, den man runter bis zur Southwark Bridge hören konnte, und draußen im Korridor sagte er zu mir – als führte er eine Unterhaltung fort, die wir schon begonnen hatten –: »Bist du denn blank? Brauchst bisschen Dinero? Reichen fünf Pfund? Oder drei?«
»Nein, Mann. Ich doch nicht.«
»Schwierigkeiten? Ist der Gerichtsvollzieher aufgetaucht? Hast du Syphilis? Das Gesetz? Brauchst eine Kaution?«
»Nein, Mann. Das ist ein rein geselliger Besuch.«
»Mädchenprobleme? Jungsprobleme? Pferdeprobleme? Irgendwas in diese Richtung?«
»Na ja … nein, nicht direkt – aber du kennst doch Suze?«
»Sicher kenne ich sie. Nettes Mädchen – ein bisschen promisk, wenn du meine ehrliche Meinung hören willst.«
»Sie heiratet Henley, sagt sie.«
»Ja? Das gibt eine schnelle Scheidung, prophezeie ich.«
»Warum?«
»Weil Suze mit der Zeit herausfinden wird, dass sie mehr in die Haushaltskasse bringt als dieser Lumpenhändler.«
»Natürlich! Ich wünschte, du würdest ihr das sagen.«
»Ich doch nicht! Gib niemals einer Frau einen Rat – gib niemals irgendwem einen Rat, wenn wir schon dabei sind.«
»Und bis sie das herausfindet – leide ich?«
Mannie legte mir die Hände auf die Schultern wie ein Rabbi, der einen jungen Fußsoldaten segnet, bevor er in eine aussichtslose Schlacht zieht.
» Sie muss leiden, Sohn«, sagte er, »bevor du sie kriegen und das Leiden beenden kannst.«
»Ganz schöne Menge unnützes Leiden in jeder Hinsicht.«
Mannie blickte mich mit seinen riesengroßen orientalischen Alles-schon-erlebt-Augen an. »Na klar«, sagte er. »Ich hol dir deinen Hering.«
Draußen in der Küche hörte ich ihn singen – hier ist zumindest einer, dachte ich, der nie ein singender Teenager-Star wird. Und zurück im Wohnzimmer holte Miriam ein paar Fotografien hervor, um mir zu zeigen, wie Emmanuel seinen Preis entgegennahm.
»Fabelhaft«, sagte ich. »Er sieht aus wie eine Kreuzung aus dieser
Shelley
-Nummer 30 und Groucho Marx.«
»Er ist süß«, sagte Miriam und fuhr mit dem Finger über das fotografische Abbild ihres Mannes.
»Schlechte Aufnahmen«, sagte ich zu ihr. »Warum habt ihr mich nicht geholt?«
Diese Frage beantwortete sie nicht und sagte – wobei sie sich plötzlich zu mir umwandte, wie Frauen das so machen, um dich zu überraschen, und als ob alle Gespräche, die sie bisher mit dir geführt hatten, bedeutungslos gewesen wären: »Glaubst du, er hat Talent, wirklich? Glaubst du, Mannie hat echtes Talent?«
Die Antwort kam vor dem Nachdenken, für mich die einzige Art, eine ehrliche zu geben. »Ja«, sagte ich, und sie sagte nichts weiter.
Herein kamen die Heringe und der Dichter.
»Das Problem mit diesem Land«, erklärte er uns und nahm einen Gedankenstrang wieder auf, den er irgendwann zuvor fallen gelassen und zum Reifen ein wenig liegen gelassen hatte, wo auch immer, »ist die komplette
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