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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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weitermachen«, sagte Henley.
    »Ich lasse Sie mich am Arsch lecken«, sagte ich. »Eines will ich Sie fragen, nämlich ob Sie wirklich davon ausgehen, dass ein solches Arrangement Suze glücklich machen wird? Ich meine glücklich – verstehen Sie dieses Wort?«
    Henley hatte sich ebenfalls erhoben. »Ich weiß nur«, sagte er sehr langsam zu mir, »dass sie mich glücklich machen wird.« Und er ging rüber und holte sich noch einen Drink.
    Ich packte Crêpe Suzette. »Suze«, sagte ich. »Denk doch nach!«
    »Lass los.«
    Ich schüttelte das Mädchen. »Denk doch nach «, zischte ich ihr zu.
    Schweigend und starr wie eine Hopfenstange stand sie da. Vom anderen Ende des kleinen Zimmers sagte Henley: »Ehrlich gesagt glaube ich, dass Suzette sich entschieden hat, und ich glaube, es ist das Beste, wenn du die Situation akzeptierst, zumindest für den Moment.«
    »Sie haben sie gekauft«, sagte ich und ließ Suzette los.
    Sie versuchte, nach mir zu schlagen, aber ich duckte mich. Ich schob mich rüber zu Henley.
    »Ich nehme an«, sagte er, »dass du dich mit mir prügeln willst.«
    »Ich nehme an, das sollte ich«, sagte ich.
    »Tja, wenn du das wirklich willst, bin ich dazu sehr gern bereit, doch ich muss dich warnen, ich bin ein fieser Kämpfer.«
    »Fies sind Sie allerdings«, sagte ich.
    »Also los«, sagte er zu mir und stellte sein Glas ab. »Fang in Gottes Namen endlich an, oder, wenn du doch nicht willst, setz dich hin und verdirb nicht allen den Abend.«
    Ich merkte, dass seine eine Hand in seiner Tasche steckte. »Schlüsselring«, dachte ich, »oder vielleicht ein Feuerzeug in der Faust.« Aber das waren nur Ausreden, denn eigentlich wusste ich, dass ich den Mann nicht schlagen wollte – es war Suzette, die ich schlagen wollte, oder mich selbst oder meinen Kopf gegen eine Betonmauer rammen.
    »Wir werden uns nicht prügeln«, sagte ich.
    »Bravo«, antwortete er.
    Suzette sagte ganz langsam zu mir: »Das ist absolut das letzte Mal, dass ich eine solche Szene sehen will. Noch ein Mal, und ich werde dich nie wieder sehen, und glaub mir bitte, dass ich das ernst meine.«
    »Danke«, sagte ich, »dass du mir das so deutlich sagst. Auf Wiedersehen für den Moment, und sollte ich die Fassung wiedergewinnen, sehen wir uns vielleicht noch im Hause Lament.«
    »Ganz wie du meinst«, sagte Suze.
    Henley hielt mir die Hand hin, aber das war dann doch zu viel, und so stolperte ich irgendwie winkend aus der Tür und musste mehrere Minuten im Treppenhaus warten und mir anhören, wie die beiden hinter mir schnatterten, weil dieser verdammte Aufzug ständig an mir vorbeifuhr, vollgepackt mit Bewohnern des Serpentine House, und noch nicht mal hielt, wenn ich das Stahltor aufbekam, solange er noch zwischen zwei Stockwerken war, sodass ich nur hinterherstarren konnte, wie er in den Abgrund sauste.
    Als ich endlich aus der Eingangstür trat, leidend wie in einem Albtraum, und die Straße hinunterhechtete, hörte ich eine Art Todesröcheln direkt hinter meinem Ohr und schwang herum, um nachzusehen, aber da war niemand – das war ich. »Nichts dergleichen!«, rief ich und brach alle meine Vorsätze und ging in eine Kneipe und trank schnell einen doppelten Irgendwas und schoss wieder heraus. Ich hatte vor, durch den Park zu gehen, über die weiten, offenen, einsamen Grünflächen, und so außerdem eine Abkürzung zu Miss Lament zu nehmen.
    Hier, an der Nordseite des Hyde-Parks, sind die Häuserreihen große, weiße Monstren, wie man sie in Filmen über Hotels an der Côte de France sieht. Die Häuserreihen ziehen sich über Meilen, wie Klippen, dann ist da die Bayswater-Schnellstraße mit ihren gleißenden Lichtern und schwarzen Lachen, und der große, dunkle, grün-purpurne Park liegt da wie ein riesiger Ozean. Die Sache mit Parks ist die, dass sie tagsüber pure Unschuld und Fröhlichkeit sind, mit Hunden und Kinderwagen und alten Knackern und Pärchen, die auf der Wiese wie Judo-Kämpfer ineinander verschlungen sind. Aber sobald die Nacht hereinbricht, wendet sich das Bild – in sein exaktes Gegenteil, wenn man es genau nimmt. Schon tauchen die Herumtreiber auf und die Grapscher und die Bullen und Spitzel und Huren und perversen Exhibitionisten-Nummern, und die dicke Luft füllt sich mit Hunderten argwöhnisch spähender Augenpaare. Jeder sucht irgendjemanden, aber jeder hat Schiss, den Jemand zu treffen. Wenn man draußen ist, will man hinein, um zu sehen und zu erleben, und sobald man drin ist, ist man sehr darauf aus,

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