Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
Vom Netzwerk:
wieder rauszukommen. Ich ging also rein.
    Ich versuchte, da drinnen nicht an Suze zu denken – und tat es doch. »Suze, Suze, Suzette«, sagte ich und blieb stehen, und ich schwöre, der Gedanke an sie war in diesem Moment mehr ich als ich selbst. Ich setzte mich auf eine Bank, und meine eigene Stimme sagte: »Junge, sei doch vernünftig.«
    Eins stimmte ja, das musste ich zugeben, an Suzes abstoßendem Plan. Bis man weiß, wie das mit der Knete ist – ich meine, bis man es wirklich weiß, bis man weiß, wie man mit den großen Summen umgeht, weiß, was der Unterschied zwischen, sagen wir mal, fünftausend Pfund und zehntausend ist (für mich ist das genau das Gleiche), oder weiß, wie es ist, irgendwas zu sehen und zu sagen: »Das kaufe ich«, oder wie die Trottel für einen tanzen, wenn man ihnen einen Schwall Sixpence-Münzen zuwirft –, solange ist man selbst ein Trottel. Das harte, kleine bissige Gehirn in Suzette war entschlossen, dieses Geld-Ding zu begreifen, und, mein Gott, das würde sie auch tun, komme, was wolle.
    Ich kann nicht sagen, dass ich mit Henley im Besonderen ein Problem hatte und mit diesem Einzelbett-Ehe-Ding, das er ihr anbot. Womit ich ein Problem hatte, war, dass es jemand anderes als ich sein sollte – irgendjemand anderes. Als sie dieses Spielchen mit ihren Neger-Casanovas spielte, war es genauso schlimm … mit Ausnahme, dieser sehr großen Ausnahme, dass ich wusste, wie wenig Bestand diese Abenteuer haben würden. Die Tür stand für mich weiter offen.
    »Wart’s ab!«, hatte Mannie gesagt, aber woher konnte ich wohl so weise sein? Hätte er lange auf Miriam gewartet?
    Vielleicht ist Suze einfach nicht für mich, dachte ich plötzlich. Vielleicht irre ich mich – und sie ist gar nicht die Julia für meinen Romeo. Aber was macht das, wenn ich das Gefühl habe, dass sie es ist?
    »Fuck!«, brüllte ich vor Wut.
    Eine Expedition aus drei oder vier Forschungsreisenden hatte sich aus dem dunklen Grün vorsichtig meiner Bank genähert, dann blieben sie plötzlich stehen, ein paar verschwanden. Ich stand auf. »Haben Sie Feuer?«, fragte der Mutigste, als ich an ihnen vorbeiging.
    »Nimm dir mal nichts raus«, sagte ich und ging schnell weiter.
    Ich kam auf ein kurviges Wegstück, das so verdammt schwarz war, dass ich immer wieder davon abkam und mich in den Dingsdas verhedderte, die sie hingebastelt haben, um klarzumachen, dass man hier bitte nicht hintreten soll. Plötzlich tauchte aus dem Nirgendwo ein Lichtstrahl auf, und ein paar dieser verrückten Enthusiasten in Trainingsanzügen flitzten an mir vorbei, die schnauften und stöhnten und verdammt mitgenommen und rechtschaffen aussahen. Viel Glück für sie! »Gottes Segen!«, schrie ich ihnen nach.
    Dann erreichte ich unerwarteterweise einen entzückenden Blick auf den
Serpentine
, 33 beleuchtet von grünem Gaslicht und den Scheinwerfern der Autos, die über die Brücke drängten. Ich suchte mir einen Weg unten am Wasser und trat auf etwas, das eine Schar Enten gewesen sein muss, die schläfrig schnatternd auseinanderstoben. »Bleibt in eurem Zuhause, dort wo ihr hingehört«, sagte ich zu ihnen und jagte die kleinen Bastarde runter auf den See.
    Ich war bei den Wellen angekommen, und ich konnte gerade so ein Schild erkennen, auf dem »Boote zu vermieten« stand, und dann sah ich die Dinger fünf Meter von mir entfernt im Wasser vertäut. Warum nicht?, dachte ich mir, und wenn es nur die Qualen lindert, und ich setzte mich ins Gras, zog meine Nylonsocken und Clogs aus, rollte meine Cambridge-Bluejeans hoch und stieg in das Gewässer wie
König Knut der Große
34 . Als ich endlich das erste Boot erreicht hatte, stand ich schon bis zum Nabel im Wasser, wie der Held in einem italienischen Film, und hievte mich in das Ding, und nachdem ich mit großer Mühe einen Strang glitschiger Taue aufgeknotet hatte, gelang es mir, in See zu stechen. Sowie ich in der Mitte des Sees angekommen war, ließ ich das Boot einfach treiben.
    Ich lag da, es war verflixt unbequem, und ich betrachtete die Sterne und dachte wieder an Suze und wie absolut nett es wäre, wenn sie hier wäre, sie und ich. »Suzie, Suzette«, sagte ich, »ich liebe dich, Mädchen.« Und ich wusch mir das Gesicht in dem matschigen unsichtbaren Pfuhl.
    Dann setzte ich mich im Boot auf und dachte: Wie kann ich schnell eine Menge Geld verdienen, wenn es das ist, was sie haben will? Natürlich dachte ich an Wiz und seine Pläne, an Wohlstand zu kommen, aber ich wusste, dass ich es so

Weitere Kostenlose Bücher