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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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Entschlossenheit erkennen kann, an einer Entspanntheit, die sie innehaben.
    Da kam der Hoplite. Er hatte irgendwelche Belafonte-artigen Gewänder an, die direkt vom Zuckerrohrfeld (mit einem Abstecher in den Make-up-Raum) zu stammen schienen, mit zu vielen offenen Krägen und spitz zulaufenden Ärmeln und Schuhen wie Dosenöffner, alles in hellen Farben bis auf ein paar Spritzer Wimperntusche, die seinen Augen Melancholie und Bedeutung verliehen. Er zupfte mich am Arm und sagte zu mir, mit einem gequälten Seufzer: »Schau, der da ist der Junge aus Nebraska.«
    Ich sah ein vollkommen durchschnittliches US -Produkt, das unter der Pergola plauderte – frisch gewaschen und zweimal gespült, wie sie dort drüben zu Tausenden fabriziert werden.
    »Süß«, sagte ich dem Hoplite.
    » Süß ! Oh mein Gottchen!«
    »Na gut – sagen wir dynamisch.«
    »Das ist schon besser.«
    »Läuft’s gut bei euch beiden?«
    »Ach weh …!«
    Der Hoplite packte meinen Arm, blickte träge zwischen dem Nebraska-Kid und mir hin und her und sagte: »Es ist grässlich, weißt du. Er ist so nett zu mir und fröhlich und grinst sogar manchmal und streckt die Hand aus und zerrauft mir das Haar .«
    »Wie qualvoll. Ich fühle mit dir.«
    »Hab Mitleid! Ach, ich Armer, ach, ich Armer!«
    »Ach, du Armer, aber wirklich. Wo ist denn das Gesöff versteckt?«
    »Gar nicht. Man nimmt sich selbst vom Sideboard, einfach so.«
    Ich arbeitete mich mit dem jungen Fabulous durch, der die Menge mit seinem formvollendeten Hinterleib mit Leichtigkeit zur Seite schob.
    »Aha – da fällt mir ein«, sagte ich zum Hop. »Die Call-me-Cobber-Nummer will dich für ein Fernseh-Ding engagieren« – und ich erzählte ihm von dem Projekt der Lorn Lovers -Sendung. Der Hoplite sah äußerst misstrauisch drein. »Natürlich hätte ich mein Gesicht und meine Gestalt liebend gern zwischen der Werbung, das weißt du«, sagte er zu mir, »und selbstverständlich würde ich liebend gern auftreten und der Nation alles über Nebraska erzählen. Aber glaubst du wirklich, dass die öffentliche Meinung für so was Gewagtes reif ist?«
    »Du könntest sagen, dass euch eine tiefe und wunderbare Freundschaft verbindet.«
    »Na ja, auf eine Art ist es ja auch so.«
    »Dann rede ich mit C.-me-C.«
    »Und ich mit Adonis.«
    Als ich da allein stand und meinen Lime-und-Tonic umklammerte, wurde ich von so einer Nummer angequatscht, wie man sie immer auf Partys trifft, und sie begann das Gespräch mit:
    »Huhu, Fremder.«
    »Hi.«
    »Wie heißt du?«
    »Und du?«
    »Sag du.«
    »David Copperfield.«
    Sie kreischte. »Ich bin Little Nell.«
    »Na bitte!«
    »Was machst du so?«
    »Nur Samstags.«
    »So was Ungezogenes. Nein, ich meine deinen Beruf.«
    »Fotografische Arbeit.«
    »Für Dido?«
    »Ich bin selbstständig.«
    »Eine Menge Windmühlen, gegen die du zu kämpfen hast?«
    »So ist es.«
    »In welchem Teil der Stadt wohnst du?«
    »In dem Teil, in dem ich schlafe.«
    »Nein, im Ernst.«
    An dieser Stelle kriegst du immer den »Aber-ich-bin-doch-an-dir- interessiert «-Blick.
    »Bei W10.«
    »Oh, das ist ja ungewöhnlich.«
    »Nicht für die, die in W10 wohnen.«
    Da es nun mit einem kleinen Gedanken zu kämpfen hatte, fing ihr Gehirn an auszuschlagen.
    »Kennst du alle hier?«
    »Alle außer dir.«
    »Aber mich kennst du doch. Ich bin Little Nell.«
    Verstehst du, was ich meine? Ehrlich, Partys sind doch am Ende immer so. Der ganze Spaß an einer Party erstreckt sich aufs Hingehen, allerdings nur bis zur Eingangstür.
    Einige der Gäste hatten angefangen zu tanzen, aber ich hatte keine Lust bei dieser Beschäftigung mitzumischen, denn entweder machten sie dieses Eins-zwei-eins-zwei-Gesellschaftstanz-Ding, bei dem alle aussehen wie Kellner und Platzanweiserin bei ihrer jährlichen Betriebsfete, oder sie swingten hektisch und Furcht erregend wie eine Horde Katzen mit Kolik, die sich an einer kulturellen Demonstration versuchen und sich unnötigerweise total verausgaben, denn echter Swing dreht nur den Körper, nicht die Arme und Beine. Ich muss zugeben, dass manche der Mädels versuchten, meiner habhaft zu werden, des hohen Renommees der Teenager-Performance halber, aber ich plädierte auf nicht schuldig und ging rüber zur Pergola. Dort band ich meine Rolleiflex los und machte eine paar Bilder, nur um nicht aus der Übung zu kommen und für alle Fälle.
    »Davon hätte ich gern ein paar, wenn sie was werden«, sagte ein Herr, der neben mir stand.
    Dieser Herr, der einen Anzug trug,

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