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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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ausgehe, wissen Sie so gut wie ich, dass es einen Packen Blödmänner gibt, die hinter ihren Lenksäulen sitzen und denen die Vorstellung gefällt , dass sie womöglich ein Opfer ummähen.« Ich wartete, aber er antwortete nicht. »Ein Gaspedal und eine Tonne Metall«, fuhr ich fort, »bringen den Adolf Hitler in uns allen zum Vorschein. Sie wissen, dass für sie selbst keine Gefahr besteht, wie sie da in diesem Panzer sitzen, und wenn sie Beute machen, wissen sie, dass niemand sie dafür aufhängen wird.«
    Der Gewinn-und-Verlustler sah jetzt langsam ein bisschen beunruhigt drein – ich meine, nicht wegen meiner Theorien, sondern wegen mir –, was immer passiert, wenn du eine Theorie rauslässt.
    »Autofahren«, sagte ich zu ihm, um mein Messer in der Wunde noch zu drehen, »ist in der modernen Gesellschaft der staatlich lizensierte Mord. Früher gab es Duelle und Halsabschneider, jetzt gibt es das Morden mit dem Auto.«
    Ich merkte, dass ich ihn nicht weiter ärgern durfte, denn schließlich war das hier eine Party, also tätschelte ich ihm sein Hopsack-Sakko, genauso wie er es bei mir gemacht hatte, und kämpfte mich durch, um den Call-me-Cobber abzulösen und mit der Ex-Deb-of-Last-Year eine Runde zu drehen. Aber der Cobber sagte: »
Geht schon, geht schon
« 35 , und zog die Ex-Deb aus meiner Reichweite, und ich erntete für meinen Versuch bloß entschuldigende Blicke von ihr über die fleischige Schulter des Aussies hinweg.
    »Aboriginal!«, sagte Zesty-Boy Swift.
    Dieser Zesty, der sich neben mich gestellt hatte, war das einzige weitere Teenage-Produkt, das bei diesem Barbecue anwesend war, und ich hatte aus zwei Gründen noch nicht mit ihm gesprochen: erstens, weil ich vorhatte, mir fünf Pfund von ihm zu leihen und dafür den geeigneten Moment abwarten wollte, und zweitens, weil dieser Z.-B. Swift, nachdem ich ihn kennengelernt hatte, sehr abrupt in der Welt aufgestiegen war, und ich mir nicht anmerken lassen wollte, wie beeindruckt ich war.
    Aber in Wirklichkeit war ich das. Vor langer Zeit, in der Dämmerung der Schöpfung, als das Teenager-Ding sich in seiner Eden-Epoche befand, pflegte der junge Zesty sich durch die Bars und Cafés zu singen und war dafür bekannt, nahezu zweifellos der mieseste Sänger zu sein seit – such dir einen aus. Aber – hierauf will ich hinaus – die Lieder, die er sang, die Texte ebenso wie die Harmonien, waren seine Schöpfung, er dachte sie sich in einer Werkstatt in Peckham aus, in der er sich tagsüber abzuschuften und in einem alten Bugatti zu schlafen pflegte. Und obwohl Zesty alle notwendigen US -Untertöne traf, um die Jugendlichen, für die er sang, abfahren zu lassen, handelten die Worte, die er sich ausdachte, tatsächlich von den Londoner Teenage-Kids – ich meine, nicht bloß »Ah, luv yew, Oh yess Ah du«, was ja alles und nichts sein konnte; Nummern wie »Ugly Usherette« und »Chickory with my Chick« und »Jean, your Jeans!« und »Nasty Newington Narcissus« nahmen allesamt auf Orte und Personen Bezug, die die Kids in der Umgebung in der Stadt tatsächlich wiederfinden konnten.
    So weit, so schlimm, denn niemand interessierte sich für die kreativen Bemühungen von Zesty-Boy – vor allem so, wie er sie vermarktete –, bis ein Teenage-Jodler, der groß rausgekommen war, sich an Zesty erinnerte und dessen komplettes Konzept (einschließlich Songs) seinem persönlichen Manager und seinem A&R-Mann und seinem Öffentlichkeitsberater und seinem Agenten und ich weiß nicht wem sonst andrehte, und siehe da! Zesty schmiss seine Gitarre weg und hob seine Stimme zum Gurgeln und Sprechen auf und fing an, für die obersten Pop-Kanarienvögel zu schreiben und scheffelte mit seinen Noten Berge – ich meine buchstäblich Berge – von Münzen durch Honorare für Platten und Radio und Fernsehen und sogar Film. Es war eine echte Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Fabel: im einen Augenblick klaubte Z.-B. Swift noch mit einer dankbaren Fratze Pennys zwischen Zigarettenstummeln und Spucke auf, im nächsten hatte er sich in ebendieser Gegend von Knightsbridge eingerichtet und eine weibliche Sekretärin und einen Buchhalter aus der City unter seinen erwachsenen Angestellten.
    »Diese Aussies!«, sagte er, »holen hier zum Entscheidungsschlag aus. Wusstest du, dass es sechzigtausend von ihnen hier im Land gibt? Und hast du je einen von ihnen auf einer Baustelle gesehen?«
    Ich erwiderte nichts (außer einem weisen Nicken), denn vor allem beschäftigte mich jetzt die Sache

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