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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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Jungs als Sänger? Keine bebrüstete Drossel in Sicht?«
    »Wir haben es mit der einen oder anderen probiert, aber die Kids wollen davon einfach nichts wissen. Nein, für die Minderjährigen zählen männliche Wesen.«
    »Und die ganzen Jungs aus Dagenham und Hoxton und was weiß ich. Denen müsst ihr beibringen, wie man amerikanisch singt?«
    »Oh nein, das kriegen die schnell mit – sie holen die Noten beim Singen ganz weit rauf in ihre Nasen … Aber wenn sie sprechen , selbst wenn sie irgendwo persönlich auftreten, sind sie ganz schnell wieder in Dagenham.«
    »Komische Sache, was?«
    »Total komisch! Junge, ich sag’s dir – es ist unheimlich.«
    Du weißt, wie es ist, wenn bei einer Feier die Dinge aus dem Ruder laufen und jeder es schon lange merkt, bevor er schließlich bleiben lässt, was er gerade tut – trinken, tanzen, reden etcetera – und genau das passierte jetzt, weil sich eine Schlacht zwischen unserer Gastgeberin und der Partners-Nummer anbahnte. Aber schon bald, ebenso wie niemand widerstehen kann, wenn er am Telefon ein bisschen Tratsch mithören kann, machten wir uns alle zu Zuschauern dieser Gladiatoren-Schau.
    Am Anfang hielten sie sich noch zurück, wobei sie dieses englische
Nase-vorn-Spiel
36 spielten, das man in Oxford lehrt, oder war es in Cambridge, jedenfalls in einem dieser tuntigen Ferienlager, und Dido sagte, in dem Moment, als ich endlich mitkriegte, was los war: »Ich sagte nicht ›barst‹, sondern ›Bastard‹.«
    »Es ist nicht deine Aussprache, die ich infrage stelle, Dido«, sagte der werbetextende Schleicher, »sondern deine Definition.«
    »Also schön, ich ziehe es zurück«, sagte Dido, »und sage eben, dass du eine Hure bist.«
    »Wirklich, meine Liebe, ich glaube nicht, dass ich eine Frau bin. Sicherlich habe ich dir dafür schon den positiven Beweis geliefert …«
    »Aber nur gerade so, Vendice, gerade noch so«, sagte sie.
    Und so ging es hin und her zwischen Gast und Gastgeberin, beide sehr cool und, was daran echt ziemlich schlimm war, ohne erkennbare Emotion – und die Freunde sahen und hörten zu und hatten dabei dieses Grinsen im Gesicht, wie der Mob bei einem Preiskampf in einer städtischen Badeanstalt. Ich muss tief im Herzen prüde sein, denn so was schockiert mich zutiefst – großes Gebrüll nicht und auch keine Schlägerei, aber dieser methodische, öffentliche Aderlass. Und ich muss ein Snob sein, denn ich finde ehrlich, dass eine wohlerzogene englische Stimme, wenn sie gehässig wird, einen ganz besonders unangenehmen Klang hat, ganz abgesehen davon, dass das alles verdammt albern ist und die vollkommene Langeweile. Also war ich sehr erleichtert, und ich glaube ein oder zwei andere waren es auch, als mitten in dieses Spektakel Hochzeitsglocken-Henley mit meiner Suze hereinplatzte.
    Zufällig stand ich gerade neben der Stereoanlage, also schob ich ein bisschen
Basie
37 auf, drehte den Saft schön hoch und schnappte mir, mit einer tiefen Verbeugung in Henleys Richtung, das Mädchen. Wenn es eine Sache unter vielen gibt, die Suze von ihren Neger-Beziehungen gelernt hat, dann ist es zu tanzen wie ein Engel und es zu genießen, und ich für meinen Teil, obwohl vielleicht ein wenig ungeschliffen, habe auf dem harten Boden der Clubs und Palais und in nächtelangen Privatsitzungen studiert, und abgesehen davon kennen wir die Choreografie des anderen von hinten – und von der Seite und von vorn sowieso –, und so dauerte es nicht lang, bis wir uns miteinander bewegten wie zwei Federn, die durch unsichtbare, elastische Fäden miteinander verbunden sind, und dann erreichten wir den glorreichsten Moment beim Tanzen überhaupt, der nicht oft eintritt und zugegebenermaßen gewöhnlich nur dann, wenn man es ein bisschen übertreibt, um es der Meute zu zeigen – das heißt, der Tanz macht sich selbstständig, du hast keine verdammte Ahnung mehr, was du eigentlich tust, außer, dass du kein Glied mehr falsch bewegen kannst, und das ganze verdammte Hirn und das Geschlecht und die Persönlichkeit sind zu diesem Tanz geworden, sind der Tanz – es ist himmlisch!
    Als wir für gerade eine Sekunde in einer elektrischen Umklammerung gefangen waren, sagte ich: »Wo habt ihr gegessen? Hat er dich nett ausgeführt?« Und sie sagte: »Ach der !« Junge! War das zu glauben? Das sagte sie einfach so! Und als wir uns dann wieder für eine Sekunde nah kamen und der Count so wundervoll in unseren Ohren klang und die ganze Lament-Bande ungefähr dreißig Meilen entfernt um

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