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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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verstehst du? Obwohl ich zum Teil weiß bin? Aber deine Leute … Nein. Der Teil von mir, der zu dir gehört, gehört auch ihnen.«
    Und nachdem er das gesagt hatte, verließ er das Zimmer.
    Nach alldem hatte ich eine üble Nacht: manchmal wachte ich vor Schmerzen und Brennen auf und wegen der rot-purpurnen Glut, die im Himmel draußen vor meinem Fenster hing, manchmal träumte ich diese Träume, an die man sich nur soweit erinnert, als dass sie fürchterlich waren, manchmal lag ich da und dachte nach und war mir nicht sicher, ob ich ich war oder jemand anders … Aber als ich schließlich erwachte, um die Mittagszeit rum, wusste ich, dass ich zwei Dinge auf jeden Fall tun musste: Nummer eins, Dr. A. R. Franklyn anzurufen, unter dem Vorwand, meine Wunden behandeln zu lassen, aber tatsächlich, um das Rendezvous mit Dad festzumachen, und Nummer zwei, Wiz aufzustöbern: denn die einzige Person, die über all das, was Cool mir erzählt hatte, wirklich Bescheid wissen würde – und dem Terror Flikkers oder von sonst wem was entgegen halten könnte, wenn er wollte –, war der Wizard. Außerdem wollte ich den Jungen einfach mal wiedersehen.
    Als ich nach draußen ging, um eine Telefonzelle zu benutzen, war die Sonne schon bei der Arbeit, und der Tag war ruhig. Doch ob wegen der Geschichten, die ich gehört hatte, oder bloß weil ich erschöpft war – es schien eine Stille in der Luft zu liegen und zugleich eine gewisse Bewegung : ich meine, als ob die Luft nicht vom Wind bewegt, sondern sich selbst bewegen würde, hin und her, und dann eine Pause einlegte. Ich stand auf der Eingangsstufe und brauchte eine Weile, um das alles aufzunehmen und mich zu wundern, und schließlich schaute ich einen Moment bei Jill vorbei, um sie zu fragen, ob sie Wiz’ Nummer wüsste, und überprüfte dann auf dem Vorplatz nebenan, ob Ed da war (war er nicht), und ging dann die Straße rauf, zu den Telefonzellen. Die Glasscheibe in der einen Zelle, die Gott weiß so hart wie Stahl ist, war großflächig eingeschlagen, und in der anderen war das Mund-Ohr-Ding samt und sonders rausgerissen. Also ging ich zurück in die eingeschlagene und rief in der Harley Street an.
    Ich bekam die Sekretärinnen-Krankenschwester dran, die sagte, sie erinnere sich an mich, und wie es mir denn ginge, und dass Dr. F. im Urlaub sei, unten in Roma, auf einem Kongress, aber in einer Woche zurück sei, glaube sie, und ob ich es dann noch einmal versuchen wolle. Gäbe es in der Zwischenzeit irgendetwas? Mein Kopf schien nur noch ein Job für den Apotheker zu sein, also sagte ich, nein, schöne Grüße an den Doktor und alles Gute für sie und vielen Dank, ich würde es ein andermal wieder versuchen. Dann rief ich Wiz an.
    Also, um ganz ehrlich zu sein, war ich wegen dieses Anrufs etwas besorgt. Erstens, würde es Wiz überhaupt wollen? Und zweitens … na ja, ich hatte noch nie jemanden in einem solchen Etablissement angerufen, und wer würde zuerst rangehen? Der Junge? Das Mädchen? Einer der Kunden? Während es also klingelte – smmm, smmm –, übte ich mögliche Gesprächseinstiege. Aber ich hätte mir die Mühe nicht zu machen brauchen, es war Wiz, er sagte, Big Jill habe ihm erzählt, dass ich anrufen würde, und wann ich vorbeikäme? Er gab mir die Adresse und sagte, ich solle ganz oben bei »Canine Perfectionist« klingeln. Also zischte ich sofort dahin und tat das.
    Eine weitere Überraschung war, dass neben Wiz selbst auch Wiz’ Dame da war, von der ich irgendwie erwartet hatte, dass sie außer Sichtweite wäre – ich meine, dass sie mich nicht so freundlich empfangen würde wie irgendjemandes Tantchen. Sie wirkte auf mich sehr jung und, wie man sagt, »anständig«, genau genommen bezweifle ich, dass ich irgendetwas spitzgekriegt hätte, wenn ich sie beim örtlichen Bridgeturnier getroffen hätte (angenommen, ich wäre dort). Das einzig Auffällige war ihre Art, einen anzusehen, als sei man womöglich ein wertvolles Produkt – ich meine, ein Stück Seife oder ein Hühnerbein oder etwas in der Richtung. Außerdem nehme ich an, dass ich fast damit gerechnet hatte, es würden dort alle möglichen Orgien vonstattengehen – Richter und Bischöfe, die sich auf üppigen Divans amüsierten –, aber tatsächlich war die ganze Einrichtung sehr gewöhnlich – sogar ein wenig steif und penibel oder, wie Ron Todd sagen würde, »burschoah«.
    Während uns Wiz’ Dame eine Tasse Tee holte und ein bisschen Wiener Gebäck, erzählte ich ihm von Ed und Cool und

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