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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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bereithalte, und legte leise
C. Parker
43 auf und sah ihn mir an. Er trug seine Sommer-Uniform – d. h. abgetragene Jeans, zehn Zentimeter hohe Stiefel, Tigerweste und eine blaue Jacke mit Reißverschluss (der Kragen natürlich hoch geschlagen – er benutzte dazu sicher Fischbein), mit Rasenmäher-Frisur und einem festmontierten finsteren Blick. Aber irgendetwas an Ed-Ted ließ mich auf der Hut sein: er war nicht so geduckt, wie er es früher war, das Zähnefletschen war ein wenig echter, und die Schultern waren mit ein wenig mehr Kraft hochgezogen.
    »Erssma«, sagte Ted, »wegn diese Plattn.«
    »Welche Platten?«
    »Diehier.«
    Er zeigt auf das Päckchen. Der Dreck unter seinen Nägeln musste eingearbeitet gewesen sein.
    »Was sind das für welche?«
    »Willich abstossn.«
    »Dann lass sie mal sehen.«
    Zu meiner großen Überraschung war es eine außerordentlich hippe Sammlung.
    »Ich wusste gar nicht, dass du so einen guten Geschmack hast«, sagte ich zu Edward. »Genau genommen wusste ich überhaupt nicht, dass du Geschmack hast.«
    »Ehh?«, blökte er.
    »Sie sind vermutlich total abgespielt.«
    Ein listiges Grinsen breitete sich auf dem Antlitz des Monsters aus. »Türlich«, sagte er.
    »Und was willst du dafür?«
    »Sag ne Zahl.«
    »Ich sagte ›Was willst du dafür?‹«
    »Zehn.«
    »Einstiegspreis zu hoch. Ich geb dir vier.«
    »Ähh!«
    »Dann behalt sie, Sonny.«
    »Zehn, sag ich.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Tja, das war also erssma«, erinnerte ich ihn. »Was war das zweite?«
    Daraufhin machte Ed ein äußerst selbstbewusstes Gesicht und sagte: »Flikker schick mich.«
    »Wirklich. Wer ist Flikker?«
    »Kennsse nich?«
    »Deswegen frage ich dich.«
    Edward sah sehr verächtlich drein. »Wenn du wohnss hier«, sagte er, »und weißss nich wer Flikker is, weissdu garnix.«
    »Okay. Wer ist er?«
    »S Chef von meine Bande.«
    »Ich dachte, du seist fertig mit Banden. Und sie seien fertig mit dir. Wie bist du denn wieder reingekommen?«
    »Hab was erledigt.«
    »Und wie kommst du in die Bande?«
    »Hammich gebetn.«
    »Sind sicher auf die Knie gegangen, oder? Ich frag mich, warum?«
    Ed streckte sich und nahm dann aus seiner Reißverschlussjacke ein kleines Hackmesser, wie ein Metzger es benutzt, um Koteletts abzuschneiden, wickelte die Klinge aus dem Lappen, rieb sie ein bisschen und sagte: »Hab nen Job erledigt.«
    »Dann wirst du wohl auch ein wenig absitzen.«
    »Ch nich. Mein Gang tut mich decken.«
    Ich stand auf, ging hinüber, hielt meine Hand auf und sah Ed an. Er schlug das Messer mit der Klinge zur Seite ziemlich hart auf meine Handfläche. Als er merkte, dass ich es mir griff, versuchte er, es zurückzuziehen.
    »Ich leg’s bloß hier hin«, sagte ich und legte es auf den Boden. »Ich rede nicht gern beim Essen.«
    Ed schielte halb auf die Waffe, halb auf mich. »Also, so isses«, sagte er. »Flikker will dich sehn.«
    »Sag ihm, er soll vorbeikommen.«
    »Niemand sag Flikker was.«
    » Du nicht, da bin ich sicher. Hör zu, Ed-Ted. Wenn mich irgendjemand sprechen will, stehe ich zur Verfügung. Aber ich werde von niemandem vorgeladen, außer vom Amtsrichter.«
    Edward stand auf, hob sein Hackmesser auf, ließ es baumeln, steckte es wieder in seine vor Fett glänzende Jacke und sagte zu mir: »Alles klah. Okeh. Sag ich ihm. Un der Kram hier?«
    »Ich geb dir vier.«
    »Zehn habbich gesagt.«
    »Und ich sag vier.«
    In Wirklichkeit wurde ich wegen dieses Besuchs langsam unruhig, und außerdem, gebe ich gerne zu, kriegte ich Schiss. Denn man kann so mutig sein wie ein Löwe, was ich gar nicht behaupte zu sein, aber wenn vierzehn dieser Hyänen hinter dir her sind, nachts, in einer menschenleeren Straße (und das sind sie immer, und immer sind es so viele), glaub mir, dann kannst du gar nichts machen, außer ein Bett im Kreiskrankenhaus buchen. Es ist also am besten, ihnen möglichst aus dem Weg zu gehen, was ziemlich einfach ist, vorausgesetzt du provozierst sie nicht (oder sie schikanieren dich nicht), denn wenn es zu einem Zwischenfall kommt, kann ich dir aus Erfahrung sagen – ich meine, ich hab es oft genug erlebt –, dass dir keiner helfen wird, noch nicht mal das Gesetz, wenn es nicht gerade in großer Zahl zur Stelle ist, was es im Allgemeinen in einer Gegend wie dieser hier nicht ist, es sei denn, um den Verkehr zu regeln.
    »Ich geb dir fünf«, sagte ich, und das war mein großer Fehler.
    »Zehn.«
    »Dann vergiss es.«
    »Tu ich nich …«, sagte Ed. »Wirss noch vommir

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