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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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wählte, aber wenn man im Bilde war, so wie wir, dann merkte man, wie ihr Geplapper ganz auf die Arrangements ausgerichtet war, die sie mit dem geilen Schleicher am weit entfernten anderen Ende der Leitung traf. Und man musste sich einfach fragen, anhand ihrer Antworten, wer diese Existenz wohl sein mochte – und ob er eine Vorstellung davon hatte, wie es am anderen Ende aussah und auf welch stocknüchterne Art seine glamouröse Verabredung für ihn organisiert wurde, die arme, alberne Sau.
    Danach sah uns Wiz’ Dame höflich an und sagte nichts, aber nach einer Weile stand Wiz auf, als hätte er das schon eine Zeit lang vorgehabt, und fragte, warum wir nicht einen kleinen Spaziergang machten, und verließ mit mir die Wohnung, ohne ein Wort zu seiner Dame, die ebenfalls kein Wort zu ihm sagte.
    Draußen an der Luft, nach ein wenig Stille, bogen wir auf ein privates Karree ab, zu dem Wiz anscheinend den Schlüssel hatte – übrigens in Sichtweite dieses Kaufhauses, in das wir, wie vorhin erwähnt, immer zusammen gingen – und setzten uns auf zwei Metallstühle, in der spätnachmittäglichen Sonne, und Wiz sagte: »Junge, es ist so langweilig: ich sag’s dir, es ist so langweilig. Sobald ich ein bisschen Kohle gemacht habe, höre ich auf.«
    »Meinst du, sie lässt dich?«
    » Lässt mich?«
    »Sie scheint dich zu mögen.«
    »Oh, sie mag mich schon!« Er lachte – ziemlich furchtbar. »Aber ich lasse sie frei, sobald ich gerade so viel habe, wie ich brauche.«
    »Und was machst du dann mit gerade so viel?«
    Er sah mich an. »Kid, keine Ahnung«, sagte er. »Vielleicht reisen. Oder irgendein Geschäft aufmachen. Auf jeden Fall irgendwas.«
    Er zielte mit einem Kiesel auf eine Taube.
    Ich konnte nicht anders als zu sagen: »Außer sie kriegen dich vorher dran.«
    Er verpasste mir einen Schubs. »Nicht sehr wahrscheinlich, ehrlich, das ist nicht sehr wahrscheinlich. Dein Mädel auf der Straße – ja, das ist heikel. Aber einen Laden mit einem Call-Girl – das können sie gar nicht so leicht beweisen.«
    »Es gibt für alles ein erstes Mal, sagt man.«
    »Oh, sicher, das sagt man.«
    Er schmiss einen weiteren Kiesel und traf ins Schwarze.
    Ich sagte: »Darf ich dich was fragen, Wizard?«
    »Schieß los, Mann.«
    »Dein Mädel hatte jetzt, sagen wir, X Männer. Das Tagwerk ist getan, und du kommst nach Hause ins Bett. Wie fühlst du dich dabei?«
    »Wobei?«
    »Den X Männern, die sie hatte.«
    Wiz sah mich an: Ich schwöre, in diesem Augenblick wollte ich wirklich irgendwas tun für den Jungen– ihm tausend Pfund geben und ihn auf irgendeine Südseeinsel schicken, wo er sich ohne Sorgen in großem Stil amüsieren konnte. »Ich fühle mich dabei nicht irgendwie«, sagte er.
    »Nein?«
    »Nein. Weil ich darüber nicht nachdenke . Ich lass es nicht zu – verstehst du?«
    Ein paar Kinder rannten hin und her, und die Blumen und alles blühte, und die Vögel stolzierten – sogar der, den er getroffen hatte –, und ich konnte es nicht ertragen. »Bis bald, Wiz«, sagte ich. »Komm rauf und besuch mich.« Er antwortete nicht, aber als ich mich am Tor umdrehte, um nach ihm zu sehen, winkte er.
    Mittlerweile war es Abend geworden, und ich fragte mich, ob ich meine Verabredung mit Hoplite einhalten sollte. Offen gesagt, war ich ziemlich erschöpft, und nicht nur das, ich war mir auch nicht sicher, ob ich wirklich zusehen wollte, wie Hop sich vor den Fernsehkameras der Nation präsentierte. Es war nämlich so, dass Call-me-Cobber entschieden hatte, dass das Lorn-Lover -Ding nicht das passende Gefährt für Hoplite war, dass aber das Kid ein solches natürliches Talent fürs Fernsehen hatte, dass sie ihn irgendwo unterbringen mussten, was sie an diesem Abend in einer Magazin-Sendung namens Junction! tun würden, in der sie überraschende und unpassende Paare und Gruppen im Studio zusammenschmissen, einfach um zu sehen, was passierte.
    Nachdem ich im Nosh einen schnellen Happen und zwei Tassen starken Kaffee zu mir genommen hatten, fühlte ich mich der Tortur gewachsen und machte mich in einem Taxi auf den Weg zu den Studios. An den Dienstmännern und den Frauen mit Kobrabrillen an ihren Schreibtischen kam ich mit einer Technik vorbei, die sich immer als sehr erfolgreich erweist: nämlich festen Schrittes und schwungvoll hineinzugehen, als ob jeder, der nicht weiß, was du hier zu tun hast, lediglich nicht weiß, was er selbst zu tun hat (das beschämt sie), elegant die Treppe hochzulaufen oder den Lift zu nehmen und ein

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