Absolute Hingabe
erfüllen du und ich, genau das Klischee, das Vanillas sich über uns bilden. Wir sind unseren Kerlen hörig, würden alles tun, was sie sagen und lieben es. Das ist für Außenstehende unbegreiflich, ungesund und genau das Bild, was sie sich von uns machen.“
Sydney lächelte mit einer ansteckenden Gelassenheit. Ihre Worte klangen nicht eine Spur verurteilend.
„Sie verstehen nicht, wie erregend es ist, den Partner rund um die Uhr zu spüren, selbst wenn er körperlich nicht anwesend ist. Ein Vertrauen in den anderen zu legen, das über sämtliche Grenzen reicht. Du vertraust ihm dein ganzes Leben an, übergibst ihm die völlige Kontrolle und Verantwortung und weißt, er missbraucht es nicht, weil er dich liebt. Weil er alles dafür geben würde, dass du glücklich bist. Jeder glaubt, dass diese Form von Verbindung einengt. Aber in Wahrheit liegt darin eine Art von Freiheit, die niemand sonst erleben wird. Seit ich mich an Russel gebunden habe, verspüre ich keinerlei Hemmungen mehr. Alles was ich tue, geschieht auf seinen Wunsch, und es ist sein Wille, den ich ausführe. Er beherrscht mich auf eine Weise, die weit mehr ist als nur körperlich oder sexuell.“
„Hast du das schon immer gewollt?“
Sydney lachte laut auf.
„Ich bin ein modernes Mädchen in einer Welt, wo Geld, Intelligenz und harte Arbeit, Macht bedeutet. Ich bin selbstbewusst, unabhängig und stolz auf das, was ich beruflich erreicht habe. Ich hätte mir nicht einmal im Traum vorstellen können, mich einen Mann so zu unterwerfen, und ich weiß auch, dass es nach Russel, nie wieder geschehen wird. Er ist der Einzige, mit dem ich mir dieses Leben vorstellen kann. Ich liebe ihn mehr, als ich in Worte fassen kann, und ihm zu gehören, ist für mich perfekt. Manchmal denke ich über mein Leben nach und kann mich kaum mehr erinnern, wie es ohne ihn war.“
„Das ist doch verrückt.“
Sonya hob entschuldigend ihre Hand vor den Mund.
„Schon okay, das klingt absurd für jemanden wie dich. Vor fünf Jahren ist es mir trotz meiner BDSM-Erfahrung genauso gegangen. Ich wäre die Erste gewesen, die mit dem Finger auf eine Frau wie mich gezeigt hätte und sie für irre gehalten hätte. Liebe ist seltsam und lässt uns manchmal keine andere Wahl, als über den eigenen Schatten zu springen.“
Emma rührte seit Minuten gedankenverloren in ihrer Tasse und ließ die Erzählung auf sich wirken. In vielem, was Sydney ausgesprochen hatte, fand sie sich selbst wieder. Doch das Eigenartige war, dass sie es nicht hinterfragte. Es war ihr tatsächlich gleichgültig, was andere über sie denken mochten. Ihr größter Feind war sie selbst.
„Es gibt viele Frauen, die sich plötzlich in einer Abhängigkeit wiederfinden, die man sehr leicht mit Hörigkeit verwechseln kann. Sie erdulden es, von ihren Kerlen misshandelt zu werden, und geben ihnen immer wieder neue Chancen, auch wenn sie tief in ihrem Innern wissen, dass sie sich niemals ändern. Das hat nichts mit Liebe zu tun, aber genau mit solchen ungesunden Verbindungen wird unsere Art zu leben verglichen. Genau das sehen Außenstehende, wenn du ihnen sagst, du gehörst deinem Mann und egal, was er von dir verlangt, du tust es mit Freude. Der Unterschied ist für sie nicht relevant, sie sehen, was sie sehen wollen, und machen sich ein Bild, ohne zu verstehen, was dahintersteckt.“
„Wenn du alles tust, was dein Mann von dir verlangt, würdest du auch deinen Job aufgeben?“
„Wenn er das wünscht, ja.“
Sonya starrte sie fassungslos an.
„Aber du hast eben gesagt, dass du darauf stolz bist, was du erreicht hast. Und du bist erfolgreich. Das würdest du mir nichts, dir nichts von heute auf morgen sausen lassen? Nur weil er es so will?“
„Du hast mir nicht zugehört, Sonya. Das ist das Problem.“
„Dann erklär es mir. Du liebst deinen Beruf. Wie kannst du das für einen Mann aufgeben?“
„Er würde mich niemals darum bitten, wenn er nicht einen guten Grund hätte.“
„Und was für ein Grund wäre das? Weil er weniger verdient als du, und er sich in seinem männlichen Ego gekränkt fühlt?“
Wieder lachte Sydney auf, und durch ihr Selbstbewusstsein leuchtete ihre Ausstrahlung umso heller.
„Russel verdient bedeutend weniger als ich, und dennoch darf ich weiter meinen Beruf ausüben, weil es mich glücklich macht. Das ist der Unterschied. Er würde niemals etwas von mir verlangen, was mir schadet oder das mich unglücklich macht. Er liebt mich, und er sorgt sich um mich. Er würde
Weitere Kostenlose Bücher