Absolutes Vertrauen - Die Kraft, das Leben glücklich zu gestalten
müssen uns dessen bewusst sein, dass wir bei einem anderen Menschen den Alarm der Amygdala auslösen können, wenn wir aggressiv mit ihm sprechen, denn vielleicht lässt ihn das an seine Kindheit denken, in der ein brutaler Vater ihn anschrie und ihm drohte. Wenn wir jemanden abschätzig ansehen, können wir damit schmerzhafte Erinnerungen auslösen, die mit seinem geringen Selbstbewusstsein in Verbindung stehen. Wenn wir mit Nachdruck auf den Fehler hinweisen, den ein anderer gemacht hat, können wir so den Alarm auslösen, der mit einer traumatischen Kindheit zu tun hat. Wenn wir schreien und drohen, auch wenn es in der guten Absicht geschieht, unsere Schüler, Mitarbeiter oder Kinder zu »stimulieren«, sollten wir vorsichtig sein! Ohne es zu merken, können wir damit einen Alarm auslösen, der eine emotionale Entführung nach sich zieht.
Paradoxerweise haben sehr häufig gute Absichten negative Folgen. Wir können jetzt verstehen, warum man es vor der Gewinnung solcher Erkenntnisse über die Abläufe im Gehirn für eine gute Idee hielt, durch Angst für Ordnung zu sorgen, zu disziplinieren, zu stimulieren und zu erziehen.
In sechs Sekunden unsere Gefühle kontrollieren
Was können wir tun, wenn wir kurz davor stehen, einer emotionalen Entführung zu erliegen? Wie können wir Ruhe bewahren, wenn der Computer ausgerechnet kurz vor Abschluss des Projekts den Geist aufgibt? Wie können wir es schaffen, nicht in die Luft zu gehen, wenn der Fahrer auf der Nebenspur uns schneidet und zu einem jähen Manöver zwingt? Was können wir tun, damit die Emotionen nicht den Verstand ausschalten, wenn jemand die unseren beschimpft?
Man braucht nur sechs Sekunden, um die Abfolge Negative Emotion → Aggressive Reaktion zu unterbrechen. Daher kann ich, wenn ich eine heftige oder sehr negative Emotion verspüre, so einiges tun, um nicht impulsiv darauf zu reagieren.
Zunächst kann ich mich fragen, wie ich mich denn gerade fühle. Wenn ich eine Antwort auf diese Frage suche, schalte ich automatisch den denkenden Teil meines Gehirns ein und habe damit bereits die emotionale Entführung verhindert. Ich kann versuchen, dieses Gefühl zu benennen. Ich kann auf ein äußerst nützliches Hilfsmittel zurückgreifen, das uns immer zur Verfügung steht: die Atmung. Einatmen und ausatmen … Wenn wir einatmen, stellen wir uns dabei vor, dass wir ein Gefühl in uns hineinatmen, das uns guttut und der Liebe entstammt: Ruhe, Frieden, Gelassenheit. Und wenn wir ausatmen, stellen wir uns vor, dass wir uns damit von Emotionen befreien, die der Angst entstammen: Furcht, Neid, Beklemmung. Wenn ich traurig bin, kann ich Freude einatmen, wenn ich müde bin, kann ich Begeisterung einatmen, wenn ich unsicher bin, kann ich Vertrauen einatmen. Wir werden feststellen, wie schnell wir mit dieser leichten Übung unsere Gefühle beeinflussen können und wie einfach es sein kann zu verhindern, dass sie uns übermannen.
In diesen sechs Sekunden können wir noch andere Dinge tun. Der Volksmund rät, bis zehn zu zählen. Und es ist wirklich eine gute Idee, eine Sechs-Sekunden-Pause einzulegen, bevor wir die wütende E-Mail losschicken, schreien, mit Türen knallen, jemanden beleidigen oder einen geliebten Menschen verbal und emotional verletzen.
Mein Kollege Joshua Freeman von der Organisation Six Seconds empfiehlt, den analytischen Bereich des Gehirns – die Hirnrinde – sechs Sekunden lang zu benutzen, wenn wir eine solche Pause einlegen wollen. Die Hirnrinde verarbeitet Sprache, Zahlen und andere komplexe Gedankengänge. Auf diese Art und Weise kann das heftige Gefühl den Verstand nicht mehr beherrschen, und so wird der Teufelskreis Negative Emotion → Aggressive Reaktion durchbrochen.
Die Organisation Six Seconds schlägt für die Momente, in denen heftige Gefühle uns als Geiseln nehmen wollen, noch weitere Strategien vor: sechs Hauptstädte der Welt aufzählen, an sechs Pflanzen denken, in einer Sprache, die wir gerade lernen, bis sechs zählen … Das Wichtigste ist jedenfalls innezuhalten. Innezuhalten, nachzudenken und dann zu entscheiden.
1. Innehalten: Wenn jemand auf Sie losgeht, bitten Sie ihn, die Unterhaltung ein anderes Mal fortzusetzen. Aggressivität zieht Aggressivität nach sich, halten Sie deshalb inne, wenn Sie können. Atmen Sie mehrmals tief ein.
2. Denken: Denken Sie an etwas anderes, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen, zum Beispiel an etwas, für das Sie Dankbarkeit empfinden. Das kann mit der Person zusammenhängen, die
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