Absolutes Vertrauen - Die Kraft, das Leben glücklich zu gestalten
Hilfsmittel, um seine Mitarbeiter zu motivieren. Wir machten mit ihm in der Gruppe eine Übung, die wir »Achte deine innere Führungspersönlichkeit« nennen, und dabei geschah etwas Überraschendes.
Als er an der Reihe war, erhob er sich, um mit seinem üblichen Nachdruck den Gegenstand vorzustellen, der für einen wichtigen Erfolg in seinem Leben stand. Ich hatte mir vorgestellt, dass er die Orden und die Auszeichnungen mitbringen würde, die ihm während seiner Laufbahn verliehen worden waren. Er begann seinen Vortrag jedoch mit leeren Händen und erzählte:
»Wahre persönliche Erfüllung habe ich verspürt, als meine Mitarbeiter und ich beschlossen, die Leichen einer Gruppe von Forschern zu bergen, die in der Antarktis in eine mehr als 120 Meter tiefe Spalte gestürzt waren. Um dorthin zu gelangen, mussten wir einige Kilometer in einer Eiswüste ohne jegliche Zivilisation zurücklegen. Wir waren mehrere Tage unterwegs. Nachts schliefen wir im Schnee, unter Zeltbahnen, die wir nicht verlassen konnten, weil uns die Orkanböen buchstäblich davongeweht hätten. Nachdem wir die Spalte erreicht hatten, beugten wir uns darüber und konnten den Grund nicht erkennen, der Riss kam uns vor wie ein bodenloses schwarzes Loch …«
An dieser Stelle fragten wir uns inzwischen alle, warum Ricardo eigentlich sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um die Leichen dieser Menschen zu bergen, die er nicht einmal persönlich gekannt hatte. Da holte er seinen Gegenstand aus der Tasche: Es war der Brief eines achtjährigen Mädchens. Als er ihn uns vorlas, begriffen wir, woher diese Männer die Kraft geschöpft hatten, um ihr Bestes zu geben: »Señor Ricardo, danke, dass Sie mir meinen lieben Papa zurückgebracht haben, damit ich mich von ihm verabschieden konnte. Meine Mama, meine Geschwister und ich werden niemals vergessen, was Sie für unsere Familie getan haben.«
Der hochrangige Soldat, der zu Anfang des Kurses erklärt hatte: »Ich glaube, dass ich gar keine Gefühle habe oder dass sie in den Jahren voller Härte und Verdrängung verschüttet wurden«, hatte uns zu Tränen gerührt. Er sagte über unser Seminar: »Ich bin auf der Suche nach neuen Motivationsmöglichkeiten für mein Team hier gelandet und nehme jetzt ein gestärktes Selbstbewusstsein mit, und die Entdeckung einer Kraft, die ich nicht kannte: Führung durch emotionale Intelligenz.« Ricardo verhielt sich wie eine wahre Führungspersönlichkeit: nicht, weil ihm die anderen gehorsam folgten, sondern weil er erreicht hatte, dass andere, angetrieben durch dieselbe Motivation wie er, ihr Bestes gaben.
Dieser außergewöhnliche Führungsstil wird auch als »resonant« bezeichnet, ein Begriff, den Goleman, Boyatzis und McKee prägten. Diese Technik beruht auf den Fertigkeiten der emotionalen Intelligenz und auf Informationen, die wir durch neueste Untersuchungen von Neurologen und Forschern der Business-Schools gewinnen konnten.
Wir wissen heute, dass die größten außergewöhnlichen Führungspersönlichkeiten sich durch ihre Fachkenntnis hervortun, aber auch dadurch, dass sie es schaffen, Emotionen positiv zu beeinflussen, was Resonanz findet, und dadurch, dass die von ihnen ausgehenden Impulse ihr Team dazu bringen, sein Bestes zu geben. Wie die Autoren betonen, ist dieser resonante und auß ergewöhnliche Führungsstil nicht auf die Berufswelt beschränkt.
Wir wissen zu viel und fühlen zu wenig.
Zumindest verspüren wir sehr wenig von jenen kreativen
Emotionen, aus denen ein gutes Leben entspringt.
Bertrand Russell
Wir sehen in Führungskräften mehr als nur Menschen, die das Leben aus der Verantwortung heraus verstehen: Wer führt, hat Macht. »Macht« ist ein weiteres Wort, das hitzige Debatten auslöst, genau wie »Führerschaft«, da wir eine sehr einseitige Auffassung des Begriffs haben. Thich Nhat Hanh ist ein buddhistischer Mönch, der beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos gesprochen hat und von Martin Luther King für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde. Genau wie er glauben auch wir, dass Macht nicht nur etwas mit beruflichem und finanziellem Erfolg, Ruhm, körperlicher Stärke, politischer Kontrolle und militärischer Überlegenheit zu tun hat. Wir meinen hier eine andere Art von Macht, eine viel größere: eine innere Kraft, die Kraft der Veränderung, die wir alle in uns tragen, um voll und ganz glücklich zu werden.
Thich Nhat Hanh erklärt, dass wir, auch wenn wir uns dessen vielleicht nicht gänzlich bewusst sind, »fast alle nach
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