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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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Erscheinungstag in der Buchhandlung. Wenn er nicht wirklich mit Clare leben konnte, so konnte er doch im Haus ihrer Worte leben.
    Bei seiner ersten Ankunft begab sich Sam direkt vom Flughafen zum Hochhaus, das von der Universität in ein Studentenwohnheim umgewandelt worden war. Es befand sich um die Ecke vom Bellevue-Krankenhaus, daher hörte er rund um die Uhr Sirenen und konnte ohne Ohropax nicht schlafen. Er hatte Kapstadt für eine Großstadt gehalten, aber nach nur einer Stunde in Manhattan wusste er, dass das hier etwas völlig anderes war. Bäume waren verkümmert und in Löcher eingezwängt, die von Beton umgeben waren. Er musste sich anstrengen, um ein großes Stück Himmel zu sehen. Wohin er auch schaute, drängten sich auf engem Raum Gebäude, die ihn winzig erscheinen ließen und einengten. Es war ihm nicht klar gewesen, dass er die große Weite der Karoo vermissen könnte, eine Weite, die oft auf ihre Weise ein klaustrophobisches und bedrückendes Gefühl erzeugt hatte.
    Als dann sein Telefon einsatzbereit war, rief er Ellen an, um ihr mitzuteilen, dass er gut angekommen war. Sie glaubte, dass Telefongespräche nicht fürs Plaudern, sondern für den knappen Austausch wichtiger Informationen gedacht waren. Sie versprachen, einander zu schreiben, und legten nach zwei Minuten auf. Sam hätte gern länger mit ihr gesprochen, doch er wusste nicht, wie er sie hätte am Apparat halten können.
    Am Ende seiner ersten Woche in der Stadt gab es eine Party für die neuen Masterstudenten der Geisteswissenschaften in einem der universitätseigenen Sandsteingebäude. Als Sam ankam, spielte ein Jazztrio, und ein Angestellter des Cateringservice drückte ihm ein Glas Weißwein in die Hand. Er sah eine Gruppe Personen, die er von einem seiner Seminare her kannte, aber als er sich zu ihnen gesellte, hatte er Mühe, den Bemerkungen zu Theaterstücken und Konzerten zu folgen, die sie in ebendieser ersten Woche besucht hatten. Theater- und Konzertbesuche würden Geld kosten, das Sam nicht übrig zu haben glaubte, selbst wenn ihm ein Stipendium das Herkommen gestattet hatte. Er hatte sich geschworen, so viel wie möglich zu sparen, um für die Heimkehr vorzusorgen.
    Ohne vermisst zu werden, zog sich Sam zu einem Tisch in der Ecke zurück, wo Fingerfood auf Platten dekoriert war. Als er gerade darüber nachdachte, die Party zu verlassen, sagte eine Stimme neben ihm: »Gott, ist das deprimierend. Ich bin Greg. Und du? Du siehst vertraut aus.«
    Sam sah zu dem Mann auf, überrascht, einen Kapstädter Akzent zu hören.
    »Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass du der Einzige bist, mit dem mir ein Gespräch möglich ist, außer der Israeli dort drüben«, sagte Greg und deutete mit dem Kopf auf eine Frau mit kahl geschorenem Schädel, die mit dem Dekan sprach. »Diese Amerikaner nerven mich.«
    »Woher wusstest du, dass ich kein Amerikaner bin?«
    »Deine Sachen«, sagte Greg. »Wie du dastehst. Deine Haare. Deine Schuhe. Speziell deine Haare.«
    Sam fuhr sich mit den Fingern in die Haare und schob sie aus der Stirn.
    »Nein, so«, sagte Greg und verstrubbelte sein eigenes Haar, um es zu zeigen. Gregs Handrücken waren mit astrologischen Symbolen tätowiert. »Sag noch was und ich sage dir, wo du herkommst und wo du zur Schule gegangen bist.«
    »Was lässt dich glauben, dass du mich so gut bestimmen kannst?«
    »Weil es nicht gar so viele weiße Südafrikaner gibt und wir zum größten Teil alle verwandt sind. Wir sind vielleicht entfernte Cousins. Ich würde sagen, du hast eine Zeit in Kapstadt gewohnt, bist aber irgendwo in Ostkap zur Schule gegangen. Grahamstown?«
    »Port Elizabeth«, sagte Sam. Es war irritierend, so durchschaubar zu sein.
    Greg war nach New York gekommen, um seinen Master in Kunstgeschichte zu machen. »Wenn ich zurückgehe, mache ich eine Kunstgalerie auf und verkaufe an all die reichen Europäer, die auf der Suche nach dem authentischen Afrika dorthin kommen«, sagte er und machte Hörner mit seinen Fingern und zog ein furchterregendes Gesicht. »Meine Eltern sagen, ich solle versuchen, hierzubleiben.« Er hob den Zeigefinger und drohte Sam damit: »›Es ist nur eine Frage der Zeit‹, sagt mein Vater, ›ehe sie uns alle in den Bäumen aufhängen, mein Junge.‹ Wie du siehst, habe ich keine andere Wahl. Ich muss zurück, um zu beweisen, dass er sich irrt.«
    Sarah leitete das erste Clubtreffen, an dem Sam teilnahm. Als es zu Ende war, ging er zu ihr, um sich einzuschreiben und die Gebühren für

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