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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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heute Morgen über die Terrasse zum Gartenhaus und beginnt ihre Recherche für einen Bericht über amerikanische Ölgesellschaften in Angola. Der Pool lockt, doch ich weiß, dass ich zur Arbeit muss. Wir verabschieden uns für den Tag voneinander, ich beschwöre Sarah, vorsichtig zu sein und niemanden einzulassen, und sie ermahnt mich, ruhig zu bleiben. Während ich die Ausfahrt verlasse und beobachte, wie sich das Tor hinter mir schließt, nähert sich eine Frau zu Fuß, mit einem Stapel handgeflochtener Körbe auf dem Kopf und am Körper festgebundenen Grasbesen sieht sie aus, als wäre sie gerade aus irgendeinem ländlichen Gebiet gekommen.
    So hektisch und verstopft der Verkehr in Kapstadt sein kann, hat er doch eine flüssige Logik, die ich begreife. Ich kenne dort die Viertel und Wahrzeichen, die Triebkräfte und die Signale. Aber Johannesburg hat seine eigenen aggressiven Regeln und ein unerbittliches Tempo, das bei mir den kalten Schweiß ausbrechen lässt, trotz der Stimme des Navigationsgeräts, die ständig Anweisungen gibt, die Fahrbahn zu wechseln, nach soundso vielen Metern abzubiegen, die Geschwindigkeitskontrollen zu beachten. Als ich bei der Universität ankomme, habe ich das Gefühl, dass ich ein Beruhigungsmittel brauche.
    Die Fakultät hat mir einen Parkplatz zur Verfügung gestellt. Er befindet sich in der Tiefgarage unter dem Senatsgebäude, das von außen wie ein spätsowjetisches Grandhotel wirkt. Drinnen ist es ein Escher-Albtraum aus Fahrstühlen und Treppen und überdachten Gängen, die nie dort ankommen, wo ich es erwartet hätte. Nachdem ich mich zweimal verlaufen habe, komme ich schließlich im Anglistischen Institut an, wo der Fakultätsrat mir erklärt, dass ich mich in ein anderes Büro begeben müsse, um Formulare auszufüllen, und danach in ein weiteres Büro, um meinen Ausweis für Mitglieder des Lehrkörpers zu erhalten. Anderthalb Stunden später komme ich mit dem Ausweis und den erforderlichen Formularen zurück, ohne die leiseste Erinnerung, wie ich dahin gelangt bin, wo ich war. Der Fakultätsrat bringt mich zu meinem Büro, gibt mir den Code für das Tastenschloss und erklärt, dass ich nie vergessen dürfe, die stumme Büroalarmanlage zu deaktivieren, sonst würde der Sicherheitsdienst losgeschickt, um die Sache zu untersuchen.
    Allein im Büro, in dem sich abgesehen von einem Schreibtisch, einem Stuhl, einem leeren Bücherregal und einem Computer nichts befindet, lade ich meine gesamten Interviews mit Clare und ihre gescannten Manuskripte herunter. Meine Lehrtätigkeit beginnt erst im Februar und man hat mir für mein erstes Semester nur wenige Seminare gegeben, aber ich beabsichtige, hier im Büro am Buch zu arbeiten, obwohl das Haus, das die Zerstreuung von Pool und Fernsehen bereithält, viel bequemer ist, besonders an einem heißen Tag wie diesem. Den restlichen Vormittag verbringe ich damit, eins der Interviews zu transkribieren und eine Antwort auf Clares Mitteilung zu schreiben, die mitten in der Nacht ankam.
    Liebe Clare,
    ich hoffe, Sie sind bei guter Gesundheit. Ein französischer Freund hat mir einmal gesagt, man solle einen Brief immer mit einer Aussage über oder Wünschen für den Empfänger beginnen, statt mit Äußerungen über sich selbst. Ich fürchte, das ist mir nie so recht gelungen. Ich hoffe wirklich, dass es Ihnen gut geht, wenn Sie das lesen. Wie gekünstelt würde es wirken, einen Brief in etwa so zu beginnen: »Liebe Clare, Sie werden sicher jetzt diese langen Dezembertage genießen und sich auf die Weihnachtszeit vorbereiten.« Vielleicht beherrschen das nur die Franzosen – jedenfalls elegant genug – oder vielleicht ist dieser Stil eigentlich nur auf Französisch möglich. Daher beginne ich mit mir, weil das die einzige Art ist, die ich beherrsche.
    Bitte nehmen Sie es nicht übel, wenn ich sage, dass ich schockiert war zu hören, dass Ihr neues Buch auf gewisse Weise eine Autobiografie sein könnte – das legt jedenfalls Ihre letzte Mitteilung nahe. Natürlich freue ich mich darauf und kann nur sagen, wie gespannt ich bin. Ich habe einem Redakteur so lange in den Ohren gelegen, bis er mir den Auftrag gegeben hat, eine Rezension dazu zu schreiben. Lesen Sie Rezensionen?
    Da ich nun weiß, dass Absolution bald erscheinen wird, bin ich mehr denn je der Meinung, dass andere Bereiche für die Biografie erforscht werden müssen, und es wäre das Beste, wenn das persönlich geschehen könnte. Ab Februar habe ich hier Lehrverpflichtungen, würde

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