Absolution - Roman
Augenblick die Vorherrschaft erlangen und sich dann zugunsten einer der anderen zurück zu ziehen. Sie liest mit einem düsteren Humor, den ich bei meiner eigenen Lektüre nicht in dem Buch entdeckt habe. Während ich zuhöre, frage ich mich unwillkürlich, ob sie die Wahrheit über Laura kennt. Gegen Ende von Absolution gibt es Momente, in denen sie fast suggeriert, andeutet, dass Laura nicht diejenige war, die sie zu sein schien.
Die Zuhörer sind aufmerksam und vielleicht ein wenig seltsam berührt von Clare, als wüssten sie nicht so recht, was sie von dem Vorgetragenen halten sollten. Einige haben sich schon ein Buch besorgen können und ein Mann weiter unten in unserer Reihe verfolgt darin den Text und schüttelt hin und wieder den Kopf, als entsprächen die Worte, die Clare spricht, nicht den Worten auf der Seite.
Sie liest beinah vierzig Minuten, länger als die beiden anderen. Am Ende ist der Applaus nicht so enthusiastisch wie der für den Australier, der sich dazu herabgelassen hatte, sich von dem Simbabwer befragen zu lassen, während Clare an der Seite auf ihren Auftritt wartete. Sie bestreitet den Schluss allein und der Abend endet damit, dass der Moderator uns darauf aufmerksam macht, dass alle drei Autoren ihre Bücher in der Lobby signieren werden, wo ein Empfang mit Wein, gespendet von einem der hiesigen Weingüter, stattfindet.
Als Sarah und ich aus dem Hörsaal herausgelangen, sind die Warteschlangen schon zwanzig Minuten lang und erstrecken sich bis auf die Straße hinaus – die längste für den Australier, die zweitlängste für Clare. Der Simbabwer hat nur ein paar treue Bewunderer, alternative Studententypen mit Leninhüten und peruanischen Tuchtaschen. Sarah hat eine Erstausgabe von Changed to Trees mitgebracht, die sie als Studentin erworben hat.
Als wir vorn angekommen sind, sieht uns Clare und steht auf. Marie, die an der Seite weiter hinten sitzt, nickt mir ohne ein Lächeln zu, doch so, dass es fast vertraulich wirkt, als würden wir ein Geheimnis teilen. Ich stelle Sarah vor und Clare ist liebenswürdiger, als ich erwartet hatte.
»Würden Sie so freundlich sein und mein Buch signieren?«, fragt Sarah und es klingt überwältigt. »Ich möchte Sie nicht belästigen.«
»Es ist keine Belästigung. Schließlich bin ich deswegen hier und habe diesen Stift in der Hand.« Clare runzelt kurz die Stirn und blickt auf das Buch hinunter, doch als sie ihren Namen auf die Seite gesetzt hat und wieder hochblickt, ist das Stirnrunzeln verschwunden. »Und Sie, Sam, erwarte ich morgen Punkt ein Uhr«, sagt sie und lässt sich nichts anmerken. »Es gibt noch so vieles zu besprechen.«
Samstag. Nachdem wir am Vormittag weitere Lesungen und Signierstunden mit anderen Schriftstellern besucht haben, macht sich Sarah auf den Weg, um die Organisatoren des Festivals zu interviewen. Ehe wir uns für den Tag trennen, küsst sie mich und ergreift meine Hand.
»Versuch, sie über die Vergangenheit zu befragen, wenn du es schaffst«, sagt Sarah. Ich weiß, sie versteht, wie schwierig das ist. »Versuch, es zu klären, um deinetwillen. Wenn sie sich nicht an dich erinnert, dann ist es eben so, aber diese Ungewissheit macht dich irgendwann verrückt.«
Als ich in der Pension ankomme, in der Clare untergebracht ist, bestellt sie Kaffee für uns und schickt Marie in die Stadt nach einem Buch, das der australische Schriftsteller gestern Abend empfohlen hat. »Eins von ihm«, erklärt Clare und rollt mit den Augen. »Ich habe ihm gesagt, dass mich die Orientalismen, die ich in seinem letzten Roman entdeckt habe, gestört haben. Er schoss zurück, indem er darauf hinwies, dass alle schwarzen Charaktere in Absolution Haushaltshilfen oder Gärtner seien, und meinte, ich solle sein vorheriges Buch lesen, weil es das neue erklären würde, obwohl es nach ihm ›auf keine offensichtliche Weise‹ eine Fortsetzung sei. Das nenne ich dreist.«
Eine junge Frau bringt den Kaffee und Clare bittet mich, einzuschenken. Der Tisch ist so niedrig, dass ich knien muss.
»Es ist lange her, seit ein Mann vor mir auf den Knien gelegen hat.«
Manchmal scheint es, als hätte sie eine heimliche Zwillingsschwester und die beiden übernähmen abwechselnd die Rolle von Clare Wald, jede solange sie es aushielte, um dann an die andere zu übergeben, die eine spielte dabei Clare als spröde autoritäre Person, die andere als eifrige und schwatzhafte Kokette.
»Bei unserer letzten Begegnung«, fange ich an, während ich Notizbuch und
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