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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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Hinterher habe ich einen Monat durchgeschlafen.« Sie täuscht ein Lächeln vor. »Ich war nicht immer so. Ich habe dieses Haus über drei Wochen lang nicht verlassen, fast einen Monat lang. Vierundzwanzig Tage: ein einziger Tag, der viele enthält.«

ABSOLUTION
    Nach der ersten polizeilichen Untersuchung der Schießerei, wie Clare das Ereignis zu nennen beliebte, hatte sie keinen weiteren Kontakt zu den Behörden mehr. Ihr wurden keine Verdächtigen zwecks Identifizierung gegenübergestellt, niemand wurde festgenommen und keiner hatte sie ihrer Erinnerung nach gebeten, die Eindringlinge zu beschreiben. Die Polizei hatte die Perücke ihres Vaters in ihrer schwarzen Blechschachtel nicht wiedergefunden. Und dann, ein paar Monate nach ihrem Umzug vom alten Haus in der Canigou Avenue in ihre neue Festung in Bishopscourt, läutete es am äußeren Tor und Marie ließ ein schwarzes Auto mit Regierungskennzeichen ein. Der Fahrer, ein Mann mit verhärmten Zügen und dünnem Hals, öffnete die Wagentür für eine zierliche Frau, deren Haare auf dem Hinterkopf hochfrisiert waren.
    Die Frau wartete nicht ab, dass man ihr einen Sitz anbot, sondern ließ sich auf die Couch vor Clares Schreibtisch gleiten und klappte einen Ordner auf, der einen dicken Stoß Dokumente enthielt.
    »Sie haben früher in der Canigou Avenue gewohnt«, sagte die Frau.
    »Ja, das stimmt.«
    »Bei Ihnen hat meines Wissens ein Hauseinbruch stattgefunden.«
    »Kommen Sie zur Sache.«
    »Sie beschäftigen eine persönliche Assistentin, Ms Marie de Wet.«
    »Stimmt.«
    » Sie hat die Einbrecher vertrieben«, sagte die Frau und schniefte.
    »Das stimmt ebenfalls.«
    »Mit einem Revolver .«
    »Für den sie einen Waffenschein hatte. Sie hat alle Vorschriften eingehalten – Befähigungsprüfung, polizeiliche Überprüfung, Registrierung. Ich wusste von alldem nichts. Ich hatte keine Ahnung, dass sie eine Schusswaffe besaß«, protestierte Clare. »Ich habe in der Zwischenzeit dafür gesorgt, dass sie die Waffe abgegeben hat. Ich glaube, sie hat sie der Polizei übergeben, damit sie zerstört wird. In diesem Haus gibt es keine Schusswaffen. Ich habe entschiedene Ansichten zu diesem Thema.«
    »Ach, wirklich.« Die Frau schürzte die Lippen, als wollte sie sagen: Wir haben alle entschiedene Ansichten zu diesem Thema.
    »Haben Sie irgendeinen von den Einbrechern gefasst?«, fragte Clare.
    Die Frau, die Clare bei sich Ms White nannte, sah überrascht aus, als wäre das eine seltsame Frage, und schüttelte als stumme Antwort den Kopf, nein .
    »Warum wollten Sie denn so lange in einem unsicheren Haus wohnen?«, fragte Ms White.
    »Ich glaube nicht, dass ich Ihre Frage verstehe.«
    »Warum haben Sie sich dafür entschieden, so lange in der Canigou Avenue zu wohnen, wenn Ihr Haus ganz offensichtlich nicht mehr sicher war? Sie hatten dort ja nicht einmal ein ordentliches Tor oder NATO -Draht oder einen Elektrozaun wie hier. Jeder x-Beliebige hätte reinkommen können. Warum sind Sie dort so lange geblieben, wo doch klar war, dass das Viertel nicht mehr sicher war für eine Frau wie Sie?«
    Nicht mehr sicher, weil das Viertel zu durchmischt war, nicht mehr weiß genug, dem kriminellen Milieu der Kapebene zu nahe, wenn auch nur psychologisch? Clare wusste, dass ihre Einbrecher nichts mit diesen Orten, nichts mit Armut oder Entbehrungen zu tun hatten.
    »Es war mein Haus. Dort habe ich meine Kinder großgezogen und mein ganzes früheres Eheleben verbracht«, sagte Clare. »Ist das für die Aufklärung des Falls von Relevanz? Können Sie sich ausweisen?«
    Die Frau zeigte eine Polizeimarke, aber Clare hatte keine Möglichkeit, ihre Echtheit zu überprüfen.
    »Sie haben doch bestimmt gewusst, dass es dort nicht sicher war, ohne eine Alarmanlage, ohne die notwendigen Vorkehrungen. Sie sind so etwas wie eine Berühmtheit, nicht wahr, Madam? Sie sind reich. Man weiß, dass Sie Geld haben, sogar in diesem Land hier.«
    »Sogar in diesem Land hier, Ms White, wo der Regierung nicht unbedingt gefällt, was ich zu sagen habe.«
    » Das habe ich nicht gesagt. Ich wollte nur sagen, dass nicht ganz so viele Menschen in diesem Land hier wissen, wer Sie sind, aber doch genug, dass Sie sich vorsehen müssen.«
    »Es ist mein Land. Sie brauchen es nicht ›dieses Land hier‹ zu nennen, als wollten Sie andeuten, ich sei ein Besucher«, sagte Clare und hoffte, gebieterisch zu klingen.
    »Sind Sie nicht so etwas in der Art?«, fragte die Frau.
    »Ich bin hier geboren, wie meine Eltern und

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