Absolution - Roman
Großeltern. Und während die es vielleicht nicht getan haben, habe ich mich doch bemüht, ganz bewusst bemüht, in jede Kultur dieses Landes einzutauchen, mich ganz zu integrieren.«
»Und doch hat diese Erfahrung Sie nicht verändert, Madam. Sie sind immer noch ziemlich fremd. Wie diese Ihre Siedler-Ahnen. Sie waren Besucher – oder vielleicht keine Besucher, etwas weniger Freundliches als einfach Besucher . Mir fällt ein anderes Wort ein. Ja, ich glaube, dass Sie mit solchen Ahnen immer noch ziemlich fremd sind.«
»Ich habe mich in einer Weise verändert, die Sie nicht sehen können, Ms White, die unter der Haut liegt. Wir könnten uns zum Beispiel in Ihrer Muttersprache unterhalten statt in der meinen, wenn Sie es wünschten, und dann hätten Sie einen noch größeren Vorteil mir gegenüber, aber ich würde immer noch in der Lage sein, mich zu behaupten. Ich bin keine Fremde, wo ich auch hingehe. Ich kann mit jedem sprechen. Wie können Sie mich fremd nennen? Ich bin immer Bürgerin dieses Landes gewesen. Ich war nie etwas anderes als Bürgerin dieses Landes, ganz gleich, wie die Geschichte meiner Ahnen oder die Geschichte des Landes selbst auch verlaufen sein mag. Das ist mein Land. Ich habe eine Geburtsurkunde. Ich habe einen Pass. Mir gefällt Ihr Ton nicht.«
»Und nun wohnen Sie in in dieser herrschaftlichen Villa mit ihren hohen Mauern. Sie ist beinahe wie ein Palast. Vielleicht halten Sie sich für eine Art Königin.«
»Ich halte mich für nichts dergleichen. Ich bin sehr bescheiden.« Vielleicht nicht bescheiden genug. Clare hatte langsam mitbekommen, worum es ging, sie wusste, dass ihr nicht die Rechte und Privilegien eines unschuldigen Opfers zugestanden werden sollten; und wenn sie ein Opfer war, dann kein unschuldiges.
»Sie beschäftigen noch immer dieselbe persönliche Assistentin, Ms Marie de Wet«, fuhr die Frau fort.
»Das wissen Sie doch. Sie hat Sie in mein Haus geführt. Entschuldigen Sie, Ms White, aber könnten Sie den Zweck Ihrer Fragen erläutern?«
»Das gehört alles zu den Untersuchungen, um sicherzugehen, dass wir nichts übersehen haben, was bei dem Fall weiterhelfen könnte – was helfen könnte, Ihre Einbrecher zu verhaften, wie Sie sagen würden.«
»Es sind nicht meine Einbrecher.«
»Dann die Einbrecher, wenn Ihnen das lieber ist.« Ms White schaffte es, von oben herab auf Clare zu blicken, obwohl diese sie selbst im Sitzen noch überragte. »Sie beschäftigen eine private Sicherheitsfirma?«
»Soviel ich weiß, ist sie privat. Vielleicht interessiert sich der Staat dafür?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht wissen Sie etwas, was wir nicht wissen«, sagte die Frau und schniefte wieder.
»Nein«, sagte Clare. »Brauchen Sie ein Taschentuch?«
»Es fällt mir gerade ein, Mrs Wald, dass Ihre private Sicherheitsfirma gewiss Männer mit Gewehren beschäftigt. Würden die nicht mit Gewehren reagieren, wenn Sie sie herbeiriefen?«
»Ich musste sie bis jetzt nicht herbeirufen. Wir könnten es jetzt ausprobieren, wenn Sie möchten«, sagte Clare und traute sich, verächtlich die Lippen zu schürzen. Ein Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus und Clare fragte sich, wie gut ihre Security-Leute reagieren würden. »Hoffentlich erwischen Sie sie, die Einbrecher.«
»Zeigen Sie sie mir, Madam, und ich werde sie verhaften. Zeigen Sie sie mir doch einfach«, sagte Ms White, als gehörte Clare selbst zu den Einbrechern.
»Ihre Beamten haben mich nicht einmal befragt.«
»Aber das halte ich für eine Lüge.« Ms White blätterte die Papiere in ihrem Aktenordner durch und entnahm ihm ein einzelnes Blatt. » Vier Männer, Alter zwischen fünfundzwanzig und vierzig. Mittelgroß, muskulös. Rasse unbestimmt.«
»Nichts Derartiges habe ich gesagt. Ich habe keine Ahnung, wie alt sie gewesen sein könnten. Ich könnte nicht einmal mit Sicherheit sagen, dass es eindeutig Männer waren.« Clare überlegte sich, ob sie unmittelbar nach dem Einbruch eine Erklärung abgegeben hatte, an die sie sich jetzt nicht mehr erinnern konnte.
»Sie haben das Dokument unterschrieben«, sagte Ms White und hielt es zur Überprüfung hoch.
Clare war sich sicher, dass es nicht ihre Unterschrift war – zu fahrig, zu liederlich. »Nein«, sagte sie, dann aber überkamen sie einen Moment lang Zweifel. Wenn die Panik so heftig gewesen war, wie sie glaubte, dann war es durchaus möglich, dass eine zitternde Hand ihre Unterschrift entstellt haben könnte. Der Name auf dem Dokument, das konnte sie
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