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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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ihn mit einem fürsorglichen Lächeln an. Auf einem anderen Foto schaust du in die Kamera und hältst ihn vor dir fest, sein Haar ist aus der Stirn gebürstet, dein Haar weht nach hinten, es gibt also keinen Zweifel an eurer Identität. Die Fotos waren für mich bestimmt. Sie bezeugten etwas, legten den Fall dar. Es ging nicht um Mutterschaft, sondern um Verantwortung. Für dieses Kind zu sorgen war meine Aufgabe , sagt deine Miene. Und jetzt ist es deine.
    Meine.
    Wie sehr ich dich im Stich gelassen habe.

WAHRHEITSFINDUNGSKOMMISSION
    19. JUNI 1996, GEORGE
    OPFER : Jimmy Sukwini
    VERGEHEN : Getötet bei ANC-Bombenattentat
    ZEUGNIS VON: Ethel Sukwini (Ehefrau)
    FORTSETZUNG
    ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
    VORSITZENDER : Und in der Nacht der Explosion?
    MRS SUKWINI : Ich habe erst am nächsten Tag irgendwann davon gehört. Mein Mann hatte Nachtschicht, und als jemand anrief, um mir mitzuteilen, dass die Raffinerie in die Luft gejagt worden war, wusste ich in meinem Herzen, dass er tot war. In meinem Herzen wusste ich schon, dass etwas Schlimmes passiert war, bevor meine Freundin anrief und mir erzählte, was über die Explosion berichtet wurde.
    VORSITZENDER : Können Sie uns erzählen, wie sich Ihr Leben nach dem Tod Ihres Mannes verändert hat, Mrs Sukwini?
    MRS SUKWINI : Herr Vorsitzender, das ist das Schlimmste, was einem passieren kann. Ich glaube nicht, dass ich [undeutlich] war sehr schwer für uns nach seinem Tod und wir sind zu meinen Eltern gezogen. Ich habe ihn die ganze Zeit über vermisst und meine Mädchen haben ihren Vater vermisst. Ich vermisse ihn immer noch. Er war ein guter Mann. Ich verstehe, warum die Kameraden das getan haben, aber ich denke, vielleicht hätte es nicht so sein müssen. Ich weiß nicht. Ich war nicht an diesen Dingen beteiligt. Ich bin nur Lehrerin.
    VORSITZENDER : Vielen Dank, Mrs Sukwini. Gibt es noch etwas, was Sie sagen möchten?
    MRS SUKWINI : Nur dass ich immer noch darauf warte, dass jemand kommt und mir sagt, dass es ihnen leidtut, dass sie sich für mich und meine Töchter wünschten, mein Mann wäre nicht gestorben. Ich warte immer noch. Bitte sagen Sie ihnen doch, dass sie zu mir kommen sollen.

1989
    Die Explosion und der Lichtblitz weckten den Jungen, und als er sich umdrehte und nach Norden blickte, sah er die Berge im Feuerschein und kurz darauf war ihr Gesicht am Lkw-Fenster und sie hatte einen Revolver auf ihn gerichtet. Dann erkannte sie ihn und senkte die Waffe und sagte: »Mach die Tür auf.« Sie kannten sich schon lange. Abgesehen von seinen toten Eltern kannte er niemand auf der ganzen Welt besser als Laura.
    »Was machst du denn hier?«, fragte sie und sah dem Jungen im Dunklen ins Gesicht. »Wo ist Bernard?«
    Er schaltete die Scheinwerfer ein und zeigte hin.
    Laura schaltete das Licht aus und hockte sich auf die Stufen, die zum Fahrerhaus führten, dessen Tür offen stand. »Ist er tot?«
    Der Junge nickte. »Er hat geschlafen. Der Laster ist losgefahren.«
    »Wir können ihn nicht dort liegen lassen.«
    Laura kletterte hinunter und sie gingen zusammen zur Rückseite des Lasters und sie mussten sich die Nase mit ihren T-Shirts zuhalten. Die Wolken rissen auf und es gab genug Licht vom Mond, dass sie die Leichen drinnen sehen konnte, und der Junge musste ihr nicht sagen, wer sie waren, weil Laura wusste, welche Arbeit Bernard machte. »Wir wollen ihn hier hinten reinlegen«, sagte sie. Gemeinsam hoben sie ihn auf und trugen ihn zur Rückseite des Lasters und schoben ihn hinein und Bernard rollte gegen eine andere Leiche, bei der der linke Arm fehlte, die Haare weggesengt und die Zähne gefletscht waren. Sie machten die Türen hinten zu und verriegelten sie, dann wischten sie sich die Hände auf der Erde ab.
    Der Junge überlegte, wie lange es her war, seit sie sich zum letzten Mal gesehen hatten. Es war ganz sicher vor dem Tod seiner Eltern gewesen, deshalb war es wohl nicht mehr als sieben Monate her, aber Laura war weg gewesen und sie hatte sich verändert, ihr Haar war jetzt kurz und ihr Gesicht wie aus Holz geschnitzt und die Augen wirkten dunkler. Sie war nicht zur Beerdigung gekommen. Bei der Andacht hatte er allein neben Mrs Gush gesessen, der Frau, die sich in den Tagen nach dem Unfall um ihn gekümmert hatte. Er hatte auf Laura gewartet. Er hatte Mrs Gush gefragt: »Haben Sie es ihr gesagt?«, und die Frau hatte ihm erzählt, sie hätten Laura zu

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