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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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erreichen versucht und eine Nachricht hinterlassen, hatten aber nicht direkt mit ihr gesprochen . Es waren Leute von der Universität da, Vaters Kommilitonen und Lehrer, die an ihm vorbeigingen und ihm die Hand schüttelten. Und dann war da der Mentor seines Vaters, Professor William Wald mit seinem dunklen Haar und grauen Bart, und er trat sehr freundlich an den Jungen heran und nahm seine Hand und flüsterte, was für gute Menschen seine Eltern gewesen waren und was für eine außergewöhnliche Frau seine Mutter war, wie leid es ihm tue und wie traurig er sei, dass sie nun tot waren. Der Junge wusste, dass Professor Wald Lauras Vater war, deshalb vertraute er ihm. Der Mann legte dem Jungen die Hände auf den Kopf und sagte, wenn er etwas brauche, müsse er es nur sagen, und wenn es sonst niemanden gebe, der sich um ihn kümmere, dann könne man helfen. Professor Wald hatte Mrs Gush seltsam angesehen und sie hatte den Professor seltsam angesehen und dann war Professor Wald mit seiner hochgewachsenen Frau weggegangen und der Junge hatte den Professor nie wiedergesehen, weil Bernard eingesprungen war. Aber Bernard war jetzt tot.
    Es gab keine Großeltern, weil alle Großeltern des Jungen schon tot waren. Sein Vater hatte keine Geschwister und Ellen, die Schwester seiner Mutter, sagte, sie könne nicht kommen – weil es zu weit ist und ich es mir nicht leisten kann, Süßer, verzeih mir also, wir sehen uns bald, gut? Nach der Beerdigung erzählte ihm Mrs Gush, dass man Ellen zwar gebeten habe, sich um ihn zu kümmern, sie es aber abgelehnt habe – es sei eine zu große Bürde. Also kam nur Bernard infrage.
    Die Trauerfeier fand in der Universität statt, weil die Beamten dachten, das hätte er gewollt, doch der Junge wusste, dass seine Eltern es lieber gesehen hätten, wenn sich alle am Strand von Camps Bay zum Singen versammeln, sie dann in die Luft befördern und vom Wasser davontragen lassen würden, aber in gewisser Weise war es egal, weil ihre Körper schon in die Luft gegangen waren. Keine Überreste geborgen , stand im Bericht auf dem komischen Dokument. Er bekam mit, dass die Blumen von einer anderen Feier, einem Bankett oder etwas Ähnlichem, übrig geblieben waren. Sie sahen zu fröhlich aus mit ihren großen rosa- und feuerroten Gesichtern und anstelle von Livemusik gab es ein Tonband mit einer leisen, jammernden Orgel und der Ton schwankte und es war die Art Melodie, von der seine Eltern gesagt hätten, sie sei hundserbärmlich . Und die ganze Zeit, während die Musik spielte und der Mann auf dem Podium redete und redete und die Augen zur Decke hob, drehte sich der Junge ständig um und hielt nach Laura Ausschau, die im Augenblick der einzige Mensch auf der Welt war, den er sehen wollte. Aber sie kam nicht und er sah sie erst wieder in jener Nacht beim Lkw, als sie ihm einen Revolver vors Gesicht hielt.

SAM
    Clare schickt mich für eine Woche fort und nennt als Begründung dafür andere Verpflichtungen. Einige Tage bleibe ich in Gregs Haus, während er zur Arbeit geht, liege am Pool und höre mir die Aufnahmen von meinen Interviews an. An anderen Tagen begebe ich mich zu seiner Galerie auf der Loop Street, wo ich in einem der leeren Büros sitze und an meinem zusammengetragenen Material arbeite, oder ich erkunde die Stadt in langen Mittagspausen, während Greg mit seinen Künstlern verhandelt. Eines Tages gehe ich ein Auto kaufen, weil ich mir mit Sarah am Telefon einig geworden bin, dass es nicht sinnvoll ist, weiter eins zu mieten, bis sie im Dezember herkommt. Ein Auto ist ein Auto, sagt sie, eins ist so gut wie das andere, und sie vertraut meinem Urteilsvermögen.
    Am Mittwoch laufe ich die ganze Long Street hoch, bis sie in die Kloof Street mündet. Ich gebe ein paar Sachen zum Reinigen ab und gehe mitten am Nachmittag in ein Kino. Als ich aus dem Kino komme und darauf warte, die Straße überqueren zu können, tritt ein junger Mann an mich heran. Er ist höflich, gut gekleidet, doch seine Sachen sind schmutzig und er riecht.
    »Entschuldigen Sie, ich möchte Sie nicht belästigen. Ich heiße Derek«, sagt er. Derek gleicht nicht der Frau, die wir an dem anderen Abend getroffen haben. Sein Akzent liefert keinen Hinweis auf eine privilegierte Schicht und zeugt von geringer Bildung.
    »Tut mir leid, aber ich habe kein Kleingeld«, sage ich.
    »Danke, Sir.« Als er im Begriff ist wegzugehen, rufe ich ihn zurück.
    »Hören Sie, ich werde Ihnen kein Geld geben, aber ich kaufe Ihnen etwas zu essen. Was

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